Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
gibt es einen Fall aufzuklären«, hörte er die Stimme Zvatochnas.
    Siedend heiß durchlief es ihn. Sofort sprang er auf und verneigte sich vor der Schwester des Kabcar, die ihre schlichte Reisegarderobe gegen ein aufwändiges Gewand ausgetauscht und sich erfrischt hatte.
    Ihre Schönheit kam auf diese Weise noch stärker zur Geltung, wenn überhaupt eine Steigerung möglich war. Sie duftete dezent nach Rosenwasser.
    Na, wunderbar. Wenn Leconuc und die anderen sie so sehen, werde ich die Fenster öffnen müssen, um nicht in ihren Absonderungen zu ersticken. »Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, hoheitliche Tadca«, haspelte er eine Entschuldigung.
    »Schon geschehen.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Meine Laune hat sich merklich gebessert. Da sehe ich manches nach.« Sie schwebte durch den Raum und setzte sich an den Kopf der Tafel, Diener schoben ihren Stuhl zurecht. »Wo ist mein Bruder?« Vom Garten her erschollen ein gespielt böses Gebrüll und aufquiekendes, wohlig erschrockenes Lachen. »Vergiss meine Frage. Wenn er Hunger hat, wird er sich zu uns gesellen. Er ist von einfacher, aber gutmütiger Art.«
    Es wurde aufgetischt.
    Dinge, von denen der Inquisitor nicht einmal wusste, dass es sie in Ammtára gab, standen zum Verzehr bereit. Der ilfaritische Koch erschien und betete der Tadca die verschiedenen Köstlichkeiten herunter, die er gezaubert hatte.
    Da Shui, Estra und er großzügigerweise zum Bleiben gebeten wurden, kamen sie in den Genuss ganz erstaunlicher Geschmackserlebnisse, die seine Famula als Mensch am ehesten schätzen konnte.
    Für seinen Gaumen schmeckten die Gewürze allerdings zu streng heraus, und das Fleisch war beinahe verbrannt. Er bemühte sich, nicht allzu viele Geräusche beim Essen zu fabrizieren, und wenn es die hübsche junge Herrscherin hörte, tat sie, als bemerkte sie nichts. Ihr Bruder stürmte herein, klaubte sich voller Spieleifer etwas zusammen und rannte wieder hinaus, um sein Treiben fortzusetzen.
    Nach einer halben Stunde endete das Mahl, die Lakaien räumten ab und servierten Obst als Dessert.
    »Ich denke, wir können ein paar Dingen schon vorgreifen«, schlug Zvatochna vor und pickte sich eine kleine Beere heraus. »Du könntest mir erzählen, wie es sich mit den Tzulani in Ammtára verhielt.«
    Pashtak begann mit seiner Schilderung der damaligen Ereignisse, ließ nichts aus und beschönigte nichts. Er verschwieg nicht, dass ihm die Art, das feige Opfern von Kindern und Unschuldigen, nicht behagte.
    »So drangen wir in jener Nacht in den Tempel ein und überwältigten die Verbrecher. Denn laut des Erlasses des Kabcar handelte es sich dabei um Verbrecher. Wir haben sie überführt.«
    »Demnach wäre mein Bruder auch ein Verbrecher«, hakte sie nachdenklich ein. »Ich erinnere mich, dass die Versammlung die geheimen Korrespondenzen der Tzulani im Umland veröffentlichte. Und darin war doch die Rede davon, der Kabcar heiße die Opferungen ausdrücklich gut.« Sie lächelte ihn an. »Oder?«
    Er nahm all seinen Mut zusammen, als er antwortete. »Hoheitliche Tadca, ich habe die Gesetze nicht erlassen. Aber wenn Euer Bruder unvorsichtig genug ist, sich beim Brechen seiner eigenen Direktiven erwischen zu lassen, muss er damit rechnen, dass man ihn dahingehend beschuldigt. Wollt Ihr die Beweise sehen?«
    Shui stieß hohe, warnende Töne aus, die nur er hören konnte. Estras Hände knüllten die Serviette zusammen.
    Die Tadca blickte ihn nur an. Beinahe unmerklich nickte sie. »Du nimmst das Amt des Inquisitors sehr ernst, Pashtak. Das ist gut. Aber überlege, wie weit du gehen darfst. Wie weit diese Stadt gehen darf, wenn sich ihr Gesicht nicht drastisch ändern soll.« Sie schleuderte ihr Mundtuch mit einer lässigen Handbewegung auf den kleinen Unterteller. »Mein Bruder ärgert sich sehr über das, was Ammtára tut. In seinen Augen verhält sich die Stadt ihrem Herrn gegenüber ungebührlich, respektlos. Er ist ein sehr aufbrausender Mensch.« Ihr Blick legte sich auf das Gesicht des Sumpfwesens. »Das werde ich in der Versammlung noch einmal wiederholen. Überlegt sehr genau, was ihr tut. Um euch beim Nachdenken auf den rechten Pfad zu führen, deswegen sind mein jüngerer Bruder und ich hier.«
    »Anders ausgedrückt, Ihr werdet verlangen, dass wir unsere kleinen Gesandtschaften aus der Umgebung zurückpfeifen?«
    »Ich sehe, du verstehst es, deine Gedanken sehr rasch zu ordnen.«
    Er lehnte sich zurück. Sorgsam achtete er auf jede Veränderung an ihrem Schweißgeruch.

Weitere Kostenlose Bücher