Die Quellen Des Bösen
der Zusatz nach kurzem Zögern.
Ruckartig bremste er und bog ab, um nach draußen zu gelangen. Er wühlte sich durch seine ihm entgegenkommenden Amtsgenossen, witterte, um den Geruch von Gisasch aufzunehmen. Tatsächlich schien sich sein Sohn im Freien aufzuhalten.
Er hetzte hinaus und blieb stocksteif stehen.
Gisasch stand mit erhobenem Schwert vor seinem jüngeren Bruder, der einen armdicken Knüppel mit beiden Händen waagrecht vor dem Körper hielt und Anweisungen gab, wie man das Holz am besten durchtrennte. Würde die Klinge nur etwas zu weit gehen, so würde der Junge in zwei Teile gespalten auf den Rasen fallen.
»Halt, Gisasch!«, befahl er, doch sein Spross konnte den begonnenen Schlag nicht mehr abfangen, dafür wog das Schwert zu viel.
Pashtak wollte nicht hinsehen und schloss schnell die Augen. In seiner Einbildungskraft wälzte sich sein kleiner Sohn schon im eigenen Blut, während irgendwelche Körperteile neben ihm lagen.
Als der Schrei ausblieb, wagte er es, die Lider zu heben.
Krutor stand wie aus dem Nichts neben Gisasch, hielt dessen Hände vorsichtig umfasst und nahm ihm die aldoreelische Klinge ab.
»Das ist nichts für Kinder«, mahnte er. Die Waffe wirkte in seiner Pranke wie ein Zahnstocher. Überall an seiner Uniform befanden sich Grasflecken, Blätter und kleinere Zweige schauten stellenweise aus der Kleidung hervor. Das Toben mit den Kleinen hatte seine Spuren hinterlassen.
Der Inquisitor wusste nicht, ob er sich freuen oder fluchen sollte. Hastig kratzte er sich und trat näher. »Danke, hoheitlicher Tadc, dass Ihr eingegriffen habt. Es hätte ein Unheil geschehen können.«
»Ja«, stimmte der Krüppel gutmütig zu. »Du solltest auf deine Schwerter besser schauen.« Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die aldoreelische Klinge. »Ich weiß, was das ist. Mein Bruder sammelt sie«, befand er nach einer Weile.
»Das … das … soll ein Geschenk für ihn werden. Irgendwann später. Und deshalb müsst Ihr es jedem verschweigen, dass ich so etwas besitze. Ihr wollt doch nicht, dass meine Überraschung verdorben wird?«
Der Tadc machte nicht den Eindruck, als wäre er von dem Vorschlag begeistert. »Mein Bruder ist kein sehr netter Mensch. Jemand müsste ihm noch einmal auf die Nase hauen, aber es traut sich keiner.« Er dachte nach. »Eigentlich hat er keine Geschenke verdient. Behalte das Schwert lieber für dich.«
Pashtak nieste verblüfft. Sein Ermittlerblut meldete sich, während er seine Kinder mit einer Geste, gefolgt von einem eindringlichen Laut, ins Haus schickte. »Wenn Euer Bruder schon so viele besitzt, was macht er denn mit ihnen? Er kann sie ja nicht alle auf einmal führen.«
Krutor lachte. »Nein. Dazu hat er zu kleine Hände.« Er beugte sich zu der untersetzten Gestalt des Inquisitors hinab und machte ein verschwörerisches Ge- sicht. »Ich glaube, Mortva macht sie kaputt. Mit seiner Magie.«
»Und was sagt Eure Schwester dazu, hoheitlicher Tadc?«
»Nichts. Ich glaube, es ist ihr ganz recht.«
»Und Euch nicht?«
Krutor reichte ihm die aldoreelische Klinge. »Ich mag vieles nicht, was Govan tut. Aber er ist mein Bruder, und deshalb helfe ich ihm.« Er zupfte ein paar Halme vom Ellbogen ab. »Ich würde gern Grünhaare töten, um Vater zu rächen. Aber sie hauen vor uns ab, wenn wir angreifen.«
So kann man es natürlich auch sehen. »Wir sollten wieder hineingehen. Ihr wollt sicherlich an der Versammlung teilnehmen?«, schlug er vor.
Der übergroße Krüppel, der es mit Sicherheit an Stärke mit jedem der Nimmersatten aufnehmen konnte, verneinte schüchtern. »Ich würde lieber mit deinen Kindern spielen. Sie sind so nett wie du.« Er strahlte den Inquisitor erwartungsfroh an. »Die ganze Stadt ist aufregend. Alles ist so anders. Ich bin nichts Besonderes. Keiner starrt mich an, so wie sie es woanders tun.«
Dieses Gefühl kannte Pashtak nur zu gut. »Aber sicher, hoheitlicher Tadc. Mein Nachwuchs hat Euch bereits ins Herz geschlossen.«
»Können wir Freunde sein?«, fragte Krutor unvermittelt. »Ich mag deine Söhne und Töchter. Ich würde gern öfter zu Besuch kommen.« Die riesige Hand schob sich nach vorne. »Es wäre mir eine Ehre.«
Sumpfwesen und Tadc schlugen ein, wobei die Klaue des Inquisitors zur Gänze zwischen den Fingern des möglichen Thronfolgers verschwand.
Dann begab er sich in aller Heimlichkeit in sein Schlafzimmer, um die Waffe zurück in die Hülle zu schieben und sie an einem sichereren Platz zu verstecken. Auf der
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