Die Quellen Des Bösen
Die Stimme des Mannes erschien ihm merkwürdig vertraut, obwohl die Melancholie nicht zu dem ursprünglichen Besitzer passte. Das entsprechende Bild wollte ihm jedoch nicht einfallen.
Fiorell bemerkte mit einem gewissen Erstaunen, dass alle bewusst oder unbewusst Abstand zu dem neuen möglichen Verbündeten hielten. Sie hatten ihre Stühle etwas weggerückt und lehnten sich auf ihren Plätzen nach hinten. Selbst der so abgebrüht wirkende Kensustrianer hielt eine Hand in der Nähe seines Dolches. Der Hofnarr spürte ein Fluidum des Unheimlichen, des Grausens, die von dem Meister auszugehen schien. Was er auf den Umgang des Menschen mit den Geistern schob.
Die Ulsarin befand sich offensichtlich im Bann des Fremden, der noch immer nicht seinen Namen genannt hatte. Soscha konnte die Augen nicht von ihrem Gegenüber wenden, studierte seine magische Aura. Sie war im Grunde recht schwach und nicht sonderlich potent, wie sie an dem schwachen Türkis erkannte.
Doch etwas stimmte mit seinen Fertigkeiten nicht.
Tiefschwarze Schlieren durchzogen sie, trübten sie ein und sorgten für Verunreinigung. Dies ähnelte so gar nicht dem hektischen, schnellen Wechsel, nicht dem regenbogenartigen Flackern, das einst der alte Kabcar aufgewiesen hatte. Das Schwarz stellte sie vor das Problem, dass sie die Stärke nicht einschätzen konnte. Diese Farbe kannte keine Abstufungen, was einen Nutzer dieser Magie zu einem tückischen Gegner machte.
Wenn sie diesen Mann als Freund in ihre Reihen aufnahmen, würde sie viele Stunden mit ihm verbringen, um die Magie weiter zu erkunden. Sie hätte niemals angenommen, dass man mit den Kräften Geister befehligen konnte. Oder es überhaupt Geister gab.
Der Mann warf seinen Mantel ab, stellte den Seesack zu Boden, und der obere Teil eines blanken Schwertes wurde sichtbar.
Soscha beugte sich unwillkürlich nach vorn und überwand die leichte Ablehnung, die sie für ihn empfand, um die Waffe näher zu betrachten. Tatsächlich, sie ist ebenfalls leicht magisch!
Er bemerkte ihre Neugier und warf rasch den Mantel darüber.
Sie hatte sich nicht getäuscht. Der Griff glomm in schwachem, kaum wahrnehmbarem Dunkelbraun. Zu Beginn ihrer Studien hätte sie den Hinweis sicherlich übersehen.
Noch ein neuer Ton!, freute sie sich, und ein Leuchten huschte über ihr Gesicht. Der Forscherdrang drohte sie zu überwältigen, eine Flut von Fragen wollte aus ihrem Mund über den Mann hereinbrechen.
Doch ähnlich wie Stoiko verknüpfte sie etwas mit dem Fremden. Vielmehr mit seinem Schwert. Sie kramte in ihrem Gedächtnis auf der Suche nach einem Ereignis, das sie mit der Waffe in Verbindung brachte. Einzelne Erinnerungen aus der Kindheit entstanden vor ihrem geistigen Auge, und die Personen um sie herum verschwammen.
Soscha befand sich plötzlich wieder in Ulsar, in ihrer heruntergekommenen Hütte. Ihre Mutter kochte Süßknollen, neben ihr lagerte ihre kleinste Schwester, ihr Vater saß am Tisch und unterhielt sich mit ihr.
Die Tür flog auf, viele Männer stürmten in ihr Haus. Sie drängte sich mit ihren sieben Geschwistern in der hinteren Ecke zusammen, während ihr Vater sie zu verteidigen versuchte.
Sie sah, wie der Jüngste der Eindringlinge die Schwertspitze auf sie richtete und sie als Diebin beschimpfte. Groß erschien der junge, blonde Mann vor ihr und hielt ihr fordernd die Hand entgegen. Sie langte unter ihr Kleid und gab das Amulett heraus, das sie damals in der Gosse gefunden hatte.
Das Schwert des Kabcar!, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie kehrte mit einem Schlag in die Gegenwart zurück.
»Ich finde es sehr spannend«, meinte Perdór soeben. Er wollte den Mann auf die Probe stellen, um seine Einstellung zu erkunden. »Doch Ihr müsst verstehen, dass wir nicht gleich alles Wissen mit Euch teilen können, das wir über den Kabcar gesammelt haben. Noch werden wir Euch in unsere Schlachtpläne einweihen. Ihr würdet Euch damit begnügen müssen, auf unsere Bitte hin an die Orte zu gehen, an denen wir Eure Geisterwesen sehr gut gebrauchen können, wenn die Truppen kommen. Es dürfte Euch ein Leichtes sein, sie mit aller Gewalt zurückzuschlagen.«
»Ihr missversteht mich«, meinte der Unbekannte aufgewühlt. »Ich will die Ursprünge des Bösen vernichten, nicht die Verblendeten, die dem Ruf des Wahnsinnigen folgen. Das Volk leidet genug. Die erste sinnlose Angriffswelle kostete Tausenden das Leben, und weitere werden folgen. Nach den Freiwilligen zwingt Govan die Menschen, sich
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