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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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immer einen Schatten auf sein Gesicht warf. Das Einzige, was Perdór erkannte, waren ein blonder Bart, sehr helle Haut und blaue Augen.
    »Was verlangt Ihr für Eure Dienste? Oder seid Ihr ein tarpolischer Patriot?«
    Ein trauriges Lachen ertönte. »Ja, das wäre der rechte Begriff. Ich verlange nichts. Alles, was ich möchte, ist, gegen den Kabcar aussichtsreich zu Felde zu ziehen und ihn aufzuhalten, bevor er das vollendet, was … sein Vater erst ermöglicht hat. Die Dunkle Zeit muss vereitelt werden, koste es, was es wolle.« Ein verirrter Mondenstrahl fiel durch das Blätterdach; beinahe weiß leuchteten die fahlen Handrücken des Unbekannten auf, und Perdór erkannte lange, spitze Fingernägel. Hastig steckte der Mann sie in seine weiten Ärmel. »Weist mich nicht ab. Ihr braucht mich und meine Kräfte.«
    »Ihr habt also einen Geist zu Eurer Verfügung, wenn ich das richtig verstehe?« Perdór schmunzelte ein bisschen. »Bei allem Respekt, Ihr werdet gegen Bardri¢ mehr aufbieten müssen als eine tote Diva – so gut sie angeblich auch früher gesungen hat – die Menschen frieren lässt, wenn sie durch sie hindurch schwebt, oder die Tintenfässer und Gänsekiele zum Fliegen bringt.«
    »Ihr hegt Zweifel an meiner Nützlichkeit?« Langsam breitete er die Arme aus. »Ihr sollt eine Kostprobe erhalten, Majestät.«
    Die Demonstration begann mit einer Kühle, die dem ilfaritischen Exilkönig in die Schuhe kroch und die er zuerst für die Auswirkungen des Herbstes hielt. Doch aus dieser Kühle wurde um ihn herum klirrender Frost, der die Bäume und Büsche mit einer Eisschicht überzog und sie wie glasiert wirken ließ. Knisternd breitete sich die eisige Kälte bis zum letzten Blatt aus.
    Einen Atemzug später brachte ein gewaltiger Windstoß die gefrorenen Pflanzen, so groß und mächtig wie sie waren, zum Erzittern. Zweige, Äste und Stämme zerbarsten klirrend in Tausende winziger Eissplitter, die im Licht der Monde und Sterne glitzerten, während sie zu Boden fielen.
    Beide Männer standen nun auf einer Lichtung, die sich auf rund sechzig Fuß im Durchmesser erstreckte. Lediglich der Baum hinter dem Meister war von der Attacke verschont geblieben.
    »Zeigt euch unserem Gast!«, lautete sein harter Befehl.
    Flirrende, türkisfarbene Gebilde, nicht größer als ein Kinderkopf, entstanden um Perdór, schwirrten und zuckten über die freie Fläche.
    »Nicht weniger als fünfunddreißig Geister gehorchen meinen Anordnungen«, erklärte der Unbekannte düster und weidete sich an der Sprachlosigkeit des Herrschers. »Sie vermögen viel. Sie verbreiten Angst, sie bewegen Dinge und lassen sie lebendig werden. Wenn sie ihre Stimmen zu einem Schrei erheben, gerinnt das Blut in den Adern der Feinde, und am helllichten Tag bringen sie Dunkelheit.« Eine knappe Geste, und die leuchtenden Gespinste verschwanden. »Ist Euch an meinem Beistand gelegen, Majestät?«
    Perdór fühlte sich unbehaglich. Die Nuancen der Magie waren noch nicht sonderlich genau erforscht, Soscha experimentierte und entdeckte immer mehr Feinheiten. Angesichts dessen, was er eben erlebt hatte, beschlich ihn der Verdacht, dass diese Spielart der Magie nicht sonderlich freundlich sein konnte, wenn sie Geister in Schach hielt.
    Er hüstelte. »Verzeiht mir mein Schweigen«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich habe zuvor noch nie Spukgestalten gesehen, und nun gleich so viele davon. Wer hätte gedacht, dass es sie wirklich gibt und sie keine Ammenmärchen sind?« Sein Lachen klang reichlich nervös. »Ich werde mich mit meinen Freunden zusammensetzen und ihnen von Eurem Angebot erzählen. Allerdings werdet Ihr nicht umhin kommen, mehr über Euch zu verraten. Wie Ihr schon sagtet, Vertrauen ist in diesen Zeiten dünn gesät.«
    »Wem sagt Ihr das?«, meinte der Mann mit bitterem Unterton.
    Der Ilfarit stapfte über die tauenden Eistrümmer in Richtung Straße. »Wir treffen uns morgen früh …«
    »Nein. Die Nacht ist mir lieber. Sagen wir, bei Einbruch der Dämmerung«, machte der Meister den Gegenvorschlag.
    »Einverstanden. Wir erwarten Euch am Westtor. Ich gebe Euch mein Wort, dass Euch nichts geschehen wird, ganz gleich, wie die Verhandlungen laufen.« Er hob die Hand zum Gruß. »Wie war noch gleich Euer Name?«
    »Den werdet Ihr früh genug erfahren«, wich der Meister mit Schwermut in seinen Worten aus. »Aber wenn Ihr einen benötigt, sucht Euch einen aus, der Euch gefällt. Es ist mir gleich, Majestät.«
    Aufmerksam beobachtete er, wie

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