Die Quellen Des Bösen
»Euere Göttlichkeit«, grüßte er ihn devot. »Ich wünsche Euch alles …«
Govans Hände formten ein Zeichen, der Stadtbewohner wurde von unsichtbaren Mächten in die Höhe gehoben und vor dem ¢arije unsanft zu Boden geschleudert. »Du musst nicht so tun, als interessiertest du dich für meine Krönung«, fauchte er ihn gereizt an. »Warum isst und trinkst du nichts? Warum sind die anderen nicht gekommen?«
»Ich muss mich um meine Familie kümmern, göttlicher ¢arije«, versuchte der Mann zu erklären und wischte sich das Blut unter der Nase weg. »Eine meiner Töchter ist krank.«
»Ist das ein Grund, ein solches einmaliges Ereignis zu versäumen?«, schrie ihn Govan an. »Wie viele Kinder hast du?«
»Sieben«, antwortete der Ulsarer ängstlich.
»Sieben? Und da sorgst du dich um eines, als wäre es etwas Besonderes, während dein Kabcar zum ¢arije wird, wie es noch keinen vor ihm gab?«, zeterte er ungläubig. »Wo wohnst du?«
»Ich … Eure Göttlichkeit … bitte«, bettelte der Mann, da er um das Leben seiner Familie fürchtete. Endlich deutete er auf eines der Häuser.
Voller Wut beugte sich der junge Mann herab. »Dann geh wieder dorthin.«
Seine Kräfte katapultierten den Ulsarer aus dem Stand nach hinten. In einer geraden Linie schoss er über den Platz auf den Eingang des Gebäudes zu, durchbrach dabei einen der Stände wie ein Bombardengeschoss und krachte durch das Holz der Eingangstür.
»Ihr wollt nicht mit mir feiern?«, schrie Govan heiser und mit rotem Gesicht über die freie Fläche. »So sollt ihr auch nichts bekommen!«
Seine Finger gestikulierten schnell, aber sehr präzise.
Opalisierende Wände schossen an den Rändern der riesigen Fläche in die Höhe, bewegten sich wie Pressen aufeinander zu und schoben die aufgebauten Stände zusammen. Den Bediensteten gelang im letzten Moment die Flucht, ehe sie zwischen den Bierfässern, Balken und Latten zerquetscht werden konnten. Bier und Wein ergossen sich aus den geborstenen Behältern, das Gemisch verteilte sich auf dem Kopfsteinpflaster und rann in die Gosse.
Die übernatürlichen Energien formten einen großen Scheiterhaufen, den Govan mit einer weiteren Gebärde in Flammen aufgehen ließ. So hoch wie die aufragende Kathedrale loderte das Feuer in den nächtlichen Himmel. Der Schein fiel auf die umliegenden Häuser und erweckte den Eindruck, halb Ulsar verbrenne. Die Hitze war so gewaltig, dass die Steine zerplatzten.
Govan ergötzte sich an dem Anblick, fachte den Brand mit Gesten immer wieder an, zauberte die unterschiedlichsten Farben ins Feuer und formte aus den Flammen die gigantischen Konturen Tzulans.
»Das ist der neue Gott Ulldarts!«, lachte er selbstvergessen und starrte auf das glühende Abbild des Gebrannten. Dann riss er sich von dem Anblick los und stieg in seine Kutsche, Zvatochna folgte ihm. Die Gäste machten sich ebenfalls zur Abfahrt bereit.
Während im Palast die Krönung des Herrschers begangen wurde und aus der Kathedrale leise Schreie erklangen, flackerte die Lohe auf dem Marktplatz weiter.
Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht brannte sie. Und war durch nichts zu löschen.
Mit einem raschen Federstrich unterzeichnete Govan ein paar Tage später die Kopfprämie für das Haupt eines jeden Modrak, der einer Garnison gebracht wurde. Wie er und sein Berater erfuhren, brachen die fliegenden Wesen an mehreren Orten gleichzeitig ein, betrieben neuerdings Spionage und Sabotage. Die passive Haltung hatte augenscheinlich ein Ende.
Mehrere Unterlagen über neue Waffenentwicklungen und Apparaturen waren in ihre Klauen gelangt; drei Produktionsstätten für Pulver vergingen nach ihrem Besuch in gewaltigen Feuerbällen und vernichteten die Einrichtungen restlos.
Da die Soldaten in den Truppenstandorten nicht ausreichten, um die allgegenwärtigen Modrak zur Strecke zu bringen, wollte der Herrscher denjenigen, die sich vorher mit der Jagd auf Sumpfbestien beschäftigt hatten, die Gelegenheit zum Einstreichen der Prämien geben. Auf diese Weise würde er die fliegende Plage hoffentlich bald in den Griff bekommen.
Das Verhalten der Wesen passte leider hervorragend zu den Gerüchten, dass sein Vater keineswegs tot sei.
Die tzulandrischen Selidane berichteten immer wieder, dass sich die einfachen Kämpfer Geschichten vom alten Kabcar erzählten, die von seiner Rückkehr auf den Thron in Ulsar handelten.
Und es sollte sogar in mehreren Lagern zu Sichtungen gekommen sein.
Lodrik Bardri¢ sprach mit den
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