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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einem wahren Gläubigen entwickelt hatte. Fünf seiner Gläubigsten nahm er mit sich, sie sollten den wahren Glauben aus der Fremde in die Heimat tragen.
    Lorin suchte den besten der Milizionäre aus, der an seine Stelle treten und Rantsila unterstützen sollte, und verbrachte zärtliche Stunden mit Jarevrån, ehe sie verspätet zu der Feier erschienen. Waljakov und Håntra sowie Fatja und Arnarvaten zählten auch zu denen, die sich nicht an den genauen Beginn hielten.
    Torben und Tokaro mussten sich erst an die zurückhaltende Art der Kalisstri gewöhnen, nachdem sie durch allzu lautes Lachen Aufmerksamkeit erregt hatten. Dennoch herrschte Ausgelassenheit, die nur von dem Wissen gedämpft wurde, dass Bardhasdronda auf einen Schlag Menschen verlor, die alle ins Herz geschlossen hatten. Von denen man nicht wusste, ob und in welcher Zahl sie zurückkehren würden.
    Kalfaffel versprach ihnen, dass sich die gesamte Ostküste Kalisstrons einigen und zu einem Städtebund formieren würde, um den Angreifern Paroli zu bieten, sollten sie früher als erwartet erscheinen. Vom möglichen Versagen der Gruppe sprach niemand.
    Als die Varla am folgenden Morgen auslief und Kurs auf Ulldart nahm, drohte der massive Steg unter der Last der vielen Menschen zusammenzubrechen.
    Dutzende Fahnen und Hunderte Tücher wurden geschwungen, abwechselnd sang man Lieder zu Ehren von Kalisstra und Ulldart, damit die Fahrt der Abenteurer auf den Segenswünschen aller dahinglitt.
    Schließlich geriet die Dharka außer Sicht. Ihr schaukelndes Heck wurde von den Gischtschleiern verdeckt, und die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück. Nur noch drei Gestalten standen einsam am Port der Handelsschiffe und blickten weiterhin in die Ferne. Regen und Wind schienen sie nicht zu stören.
    »Sie kommen wieder«, sagte Jarevrån mit belegter Stimme zu sich selbst und zog die Stola fester. Ihre Augen blieben nach vorn gerichtet.
    »Ich bete täglich zur Bleichen Göttin, dass sie alle es unbeschadet überstehen.« Håntra legte den Kopf in den Nacken, ließ die Tropfen auf ihr Gesicht prasseln. Kalter Regen und ihre warmen Tränen vermischten sich.
    Arnarvaten konnte nichts sagen, die Angst um Fatja schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte dem Segler hinterher brüllen, er solle doch umkehren und ihm seine Liebe zurückbringen. Stattdessen ließ er den Kopf sinken und trottete niedergeschlagen in Richtung seines Zuhauses, das ihm in den kommenden Wochen und Monaten zu groß, zu leer, zu verlassen sein würde. Der Abschiedsschmerz brannte in seiner Seele, und die Ungewissheit machte alles hundertfach schlimmer.
    »Arnarvaten, warte!« Er drehte sich um. Die beiden Frauen kamen auf ihn zu, nahmen ihn in die Mitte.
    »Uns hat das gleiche Leid getroffen«, meinte Håntra betrübt. »Gemeinsam erträgt es sich besser. Wir sollten gelegentlich zusammenkommen und einfach nur reden.«
    Der Geschichtenerzähler schluckte schwer. »Ich werde ihr jeden Tag ein Gedicht schreiben. Bis sie zurückkommt.«
    »Sie wird sich sehr darüber freuen, wenn sie die vielen Zeilen liest«, lächelte Jarevrån sanft.
    Still gingen sie durch die Straßen, ein jeder von ihnen mit dem Gesicht des geliebten Menschen vor Augen.

Kapitel X

    Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol,
Hauptstadt Ulsar, Wintereinbruch 459 n. S.
    S chneeflocken jagten durch die Hauptstadt des Reiches. Die Fahnen und Banner mit dem Wappen der Bardri¢, die die Straßen säumten, blähten sich in dem starken Wind.
    Gelegentlich winkten einige Schaulustige dem pompösen Tross zu, der sich in Richtung der Kathedrale wälzte. Doch ansonsten schien die Mehrzahl der Untertanen es vorgezogen zu haben, zu Hause zu bleiben und sich die Reiter, die prächtigen Pferde und die Kutschen nicht anzusehen, die an diesem Tag über das Kopfsteinpflaster klapperten und rumpelten. An manchen Fenstern, die auf der Route lagen, waren die Vorhänge sogar zugezogen, die Läden verschlossen.
    Govan, der ein Vermögen in seine neue Krönungsuniform investiert hatte, saß in seiner protzigen Equipage und starrte feindselig aus dem Fenster. Er kochte. Er brodelte. Er stand kurz vor einer Explosion.
    »Da wird ihr Kabcar zum ¢arije erhoben, und was macht dieser Abschaum? Er kümmert sich einen Dreck um seinen Herrscher!«, brach es hasserfüllt aus ihm hervor. Er zeigte mit dem Finger nach draußen. »Nichts! Bei meiner Krönung zum Kabcar säumten sie zu Tausenden die Straßen.« Nesreca sagte nichts darauf. Jeder Versuch, seinen Schützling

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