Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
ich wesentlich gefährlicher ein. Auch ohne Magie.«
    »Ja, ich gestehe, du bist die Strategin von uns beiden.« Sie hob ihre Tasse als Zeichen der Anerkennung und des Lobes. »Also attackieren wir ein Land, das endlich mal angenehm warm ist und in dem man die öden Winter im Sonnenschein verbringen kann.« Aljascha schloss die Augen. »Palmen, weiße Strände, eine laue Brise. Männer zum Zeitvertreib.«
    Ihre Tochter musste lachen. »Warte es ab, Mutter. Wenn wir die Kensustrianer nicht niederringen oder sie keinen Waffenstillstand schließen möchten, steht uns ein harter Brocken bevor.«
    Die Magd meldete, dass der Junge nach seiner Milch verlangte. Die einstige Herrscherin über Tarpol entschuldigte sich und verließ das Zimmer, um ihren Sohn zu stillen.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür ein weiteres Mal, und dieselbe Bedienstete überbrachte eine Depesche, die das Siegel ihres Bruders trug.
    »Der Meldereiter soll warten. Vielleicht sende ich etwas zurück«, befahl sie, während sie das Wachsstück brach, die Schnur entfernte und die Nachricht las.
    Das habe ich mir beinahe gedacht. Sie verwünschte seine Ungeduld, ließ sich Papier und Feder bringen, um ihn umzustimmen. Ihre Hand bewegte sich beim Schreiben langsamer und langsamer. Es macht keinen Sinn. Die Befehle sind gewiss schon auf dem Weg in den Süden.
    »Er kann reiten«, schickte sie die Magd hinaus. Gedankenverloren trank sie ihren Tee. Jetzt muss ich beten, dass die Kensustrianer davon so erschüttert und gelähmt sind, dass sie nicht unverzüglich einen Gegenschlag durchführen. Unsere Lager würden dem kaum Stand halten.
    Aljascha kehrte zurück und bemerkte auf Anhieb, dass etwas nicht stimmte. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf den geöffneten Brief. »Du machst dir Sorgen, Liebes. Was wollte der Reiter?«
    »Govan hat einen Teil meines Planes zur Ausführung gebracht«, seufzte sie. »Ich muss sofort nach Ulsar. Oder am besten, ich reise nach Ilfaris und sende von unterwegs meine Anweisungen an die unterschiedlichen Garnisonen, damit ich im Fall eines Angriffs eine Hysterie unter den ulldartischen Kontingenten verhindern kann. Tzulan stehe uns bei.« Zvatochna erhob sich, kniete sich vor ihre Mutter und küsste sie auf die Stirn. »Gib den Kuss meinem kleinen Bruder. Sag ihm, dass seine Schwester sich freut, ihn in Ulsar beim feierlichen Einzug als echte Kabcara zu sehen.« Ihre Lippen berührten abwechselnd die Wangen. »Die waren für dich.« Sie ging zur Tür und winkte. »Warte auf meine Nachricht, und dann flieg wie der Wind in die Hauptstadt, Mutter.«
    Darauf kannst du Gift nehmen. Aljascha lächelte ihr zu und hob die Hand zum Gruß. Dann verschwand ihre Tochter, um Vorbereitungen für ihre Abreise zu treffen.
    Bald darauf trat sie ans Fenster und verfolgte den überstürzten Aufbruch ihres »Mädchens« mit. Ein letztes Winken von ihr, ein Lachen zum Abschied hinter dem Glas hervor, und der Schlitten schoss davon.
    Die falsche Freundlichkeit der ehemaligen Kabcara erstarb. Sinnierend lief sie durch die Räume, um nach ihrem Spross zu schauen. Noch vor wenigen Monaten hätte sie ihrer Tochter die Augen auskratzen können, so sehr hatte sie sie für ihr Nichthandeln gehasst. Dieser Jähzorn hatte sich schließlich in einen Plan umgewandelt, an dessen Ende ihr jüngster Sohn, der friedlich in seinem Bettchen schlummerte, auf dem Thron in Ulsar säße. Nicht heute, aber in einer nicht allzu fernen Zukunft.
    Die plötzliche Zuneigung ihrer Tochter gründete in Aljaschas Augen einzig auf dem Umstand, dass die junge Frau ihren Beistand benötigte, wenn sie sich zur alleinigen Herrscherin aufschwingen wollte. Ohne die zugespitzte Lage säße sie weiterhin allein in Granburg und würde wohl kaum eine Rolle in Zvatochnas Leben spielen.
    Das würde sich bald ändern.
    Leise öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer und beugte sich über das Bettchen. Das Mützchen, das den kleinen Kopf wärmte, spitzte unter der dicken Decke hervor, die Augen hielt der Säugling fest geschlossen.
    Aljascha gab ihm einen liebevollen Kuss auf den Kopf. Deine Schwester wird noch gehörig staunen. Sie richtete das Federbett und verließ lautlos den Raum.
    Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol,
Provinz Huron, Satucje, Winter 459/60 n. S.
    D ie Varla lag vertäut im kleinen Hafen des Fischerdorfes; alle Handwerker und Zimmerleute klopften, hämmerten und dichteten mit Hochdruck am mitgenommenen Rumpf des tarvinisch-rogogardischen Seglers, um die Schäden so rasch

Weitere Kostenlose Bücher