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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durchgefroren rutschte der junge Ritter vom Sattel des Schimmels, führte ihn in einen Stall und wischte ihn trocken. Dann klopfte er das Eis und den Schnee vom Fell, während seine Zähne so schnell klapperten, dass er keine Silbe hervorbrachte.
    Er stakste in das Haus von Laja und pellte sich aus seiner dicken Kleidung, die allerdings wegen des Tempos und des eisigen Windes kaum gegen die schneidende Kälte geholfen hatte. Seine Finger, seine Zehen und sein Gesicht fühlten sich taub an. Das Feuer in der Stube würde das eingefrorene Blut in seinen Adern wieder zum Fließen bringen.
    Die anderen schienen gegangen zu sein, nur sein Halbbruder saß am Tisch und stierte abwesend auf die Maserungen der Tischplatte.
    »Woran denkst du?«, erkundigte sich Tokaro, nachdem seine Kiefer nicht mehr wie lose Bleche im Sturm gegeneinander schlugen.
    Erstaunt, dass ihn sein sonst so zurückhaltender Halbbruder ansprach, hob Lorin den Kopf. »Ich dachte eben, wie schade es ist, dass sich Mutter nicht mehr richtig erinnern kann«, erzählte er. »So viele Fragen, die ich ihr stellen wollte. Zu meinem Vater, zu ihr, zu den ganzen Geschehnissen, die sich vor meiner Geburt ereigneten.« Er seufzte schwer. »Alles bleibt im Dunkeln.«
    Tokaro nahm den Rucksack auf und setzte sich zu ihm. Er goss sich einen Becher Tee ein, damit die Wärme in sein Inneres zurückkehrte. »Ich habe Vater gekannt. Ein harter, aber gerechter Mann, würde ich sagen. Er machte Eindruck auf die Menschen.« Seine Mundwinkel wanderten nach oben. »Aber unsere Geschwister, mal abgesehen von Krutor, sind hinterhältige, verwöhnte Zuckerärsche.« Seine gute Laune legte sich schlagartig. »Ich habe ein Anliegen. Niemand von uns weiß genau, was sich in den kommenden Wochen und Monaten ereignen wird. Sollten wir aber auf unsere Schwester treffen, dann bitte ich dich, sie mir zu überlassen, wenn es die Gelegenheit erlaubt«, sagte er eindringlich. »Und schone Krutor. Er ist im Grunde gut. Nur ohne Durchblick. Glaub mir, ich kenne sie beide gut genug. Triffst du jedoch auf Govan, mach ihn fertig.«
    Im Stillen wunderte sich der Kalisstrone über das plötzliche Zutrauen seines Blutsverwandten, der seine Zweifel anscheinend überwunden hatte. »Gab es etwas zwischen dir und Zvatochna, weshalb du ihr gegenübertreten möchtest?«
    Tokaro druckste herum, schließlich legte er einen Anhänger auf den Tisch. »Wenn alles anders gelaufen wäre, säße ich in diesem Augenblick vielleicht an ihrer Seite.«
    Lorin nahm das Liebespfand und betrachtete es, bevor er es an seinen Halbbruder zurückgab. »Dann bin ich froh, dass es nicht so gekommen ist. Sonst stünden wir uns als Feinde gegenüber und wüssten nicht einmal etwas von unserer Verwandtschaft.«
    »Und ich hätte mit meiner eigenen Schwester eine Nacht verbracht«, ergänzte er. Beziehungen dieser Art waren zwar vor allem in Tersion nichts Ungewöhnliches, doch für die nördliche Welt bedeutete eine solche Verbindung Unheil. »Es ist gut so, wie es kam.«
    »Und was machst du, wenn du sie wieder siehst?«
    »Ich bete zu Angor, dass ich sie überzeugen kann, die Seiten zu wechseln«, verriet er seinen Plan. »Zwar darf meine Liebe zu ihr nicht sein, aber …«
    Lorin machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wenn uns aber nichts anderes übrig bleibt? Wenn sie Widerstand leistet und Govan zum Sieg verhelfen möchte, was dann?«
    »Dann, Bruder«, sagte er traurig, »wirst du einschreiten müssen. Meine Gefühle zu ihr verhindern, dass ich sie verletze. Geschweige denn, dass ich sie notfalls …« Das Wort »töte« kam ihm nicht über die Lippen.
    Ihr die aldoreelische Klinge durch den vollendeten Leib zu jagen oder den zarten Hals zu kappen, ihr bezauberndes Antlitz voller Schmerzen zu sehen, das brächte er nicht zu Stande. Er fürchtete allerdings, dass sie genau diese Schwäche im entscheidenden Moment ausnützen würde.
    »Gut, ich verspreche es dir«, willigte sein Gegenüber ein.
    Tokaros Linke bewegte sich nach vorn, er wollte die Hand seines Bruders zum Zeichen des Dankes drücken.
    Als sich die Finger berührten, erhielten beide einen gewaltigen Schlag.
    Während der ehemalige Rennreiter nur zusammenzuckte, riss es Lorin rückwärts vom Stuhl. Er schleuderte mit Wucht nach hinten und prallte hart gegen die Wand des Hauses, wo er stöhnend nach unten rutschte und auf dem Hosenboden sitzen blieb. Getrocknete Kräuter rieselten auf ihn herab.
    »Bist du verrückt geworden?«, beschwerte er sich benommen. Das

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