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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wie möglich zu beseitigen.
    Einen langen Aufenthalt konnte man sich nicht leisten, die Gefahr der Entdeckung war zu groß. Sollte ihre Unterstützung der Feinde des »göttlichen ¢arije« bekannt werden, brauchten sich die Menschen nicht mehr weiter um die Zukunft scheren. Andererseits musste die Fahrt zügig weitergehen, um die wertvolle Fracht nach Kensustria zu bringen.
    Torben Rudgass hatte tatsächlich geschafft, was noch keinem gelungen war. Er hatte die See zwischen Ulldart und Kalisstron bezwungen, die in diesen Monaten als unschiffbar galt.
    Vielleicht lag es am beschworenen Beistand der Götter, vielleicht schlicht an dem Können des Piraten, vielleicht war es auch einfach nur Glück. Ganz ohne Blessuren war die Varla nicht weggekommen, doch sie hatte Stürme und Eisschollen überstanden.
    Nun befanden sich die Passagiere im kleinen Haus von Laja, einer gealterten, doch noch immer sehr rüstigen Fischerwitwe, die einst dem Rogogarder das Leben gerettet und ihn gesund gepflegt hatte, als er als Gefangener an die Küste gespült worden war. Sie kümmerte sich seit der Abfahrt um die verwirrte Frau, die Rudgass aus Jökolmur gerettet hatte und hier vor dem Zugriff der Feinde verbarg.
    Mit Spannung warteten die Besucher, dass Norina erschien.
    Die Tür zum Nebenzimmer öffnete sich, Laja führte die Tarpolin herein. Apathisch blickte die hochgewachsene Brojakin in die Gesichter der Anwesenden, ohne eine Reaktion zu zeigen.
    Torben kam an ihre Seite. »Norina, schau, wen ich dir mitgebracht habe.« Der Rogogarder hoffte, ihren Verstand aus dem abgestumpften Zustand zu rütteln, in dem Norina seit Jahren verharrte. Was machen wir, wenn auch das nicht hilft? »Das ist Waljakov, erinnerst du dich?«
    Der Hüne stand auf und kam näher. »Herrin?«
    Ihre Augen gingen durch ihn hindurch. Genauso wenig geschah etwas bei Matuc und Fatja.
    Lorin betrachtete seine Mutter, erkannte, wie sehr ihre Züge sich glichen. Unsicher erhob er sich, stellte sich vor sie und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Mutter?«, fragte er behutsam und umfasste ihre Hände. »Ich bin Lorin. Dein Sohn.«
    Der Kopf der Brojakin senkte sich ein wenig, ihre Blicke trafen sich. Für einen Augenblick wich der Schleier, der ihren Geist trübte. Sie lächelte den jungen Mann an, er spürte, wie sie seine Finger leicht drückte. Dann wurde ihr Gesicht erneut leer.
    »Sie wird ihren Verstand nie mehr zurückerhalten«, meinte Torben niedergeschlagen. »In euch habe ich die letzte Hoffnung gesetzt.« Er bedankte sich bei Laja für die Betreuung der Brojakin. »Ich werde nachsehen, was das Schiff macht.«
    Der Leibwächter wirkte noch eine Spur kälter als sonst. Das Schicksal der Frau, die er seit so langer Zeit kannte, bewegte ihn. Doch eine Gefühlsregung wollte er sich nicht erlauben, und so verhärtete sich sein Antlitz. Matuc und Fatja waren ebenfalls unglücklich.
    Tokaro bedauerte den wenig erfreulichen Ausgang des Wiedersehens der alten Freunde. In seinem Kopf aber beschäftigte er sich mit etwas ganz anderem. So nickte er in die Runde und verließ das Haus, vor dem er Treskor angebunden hatte. Er schwang sich in den Sattel des Hengstes und ließ ihn gemütlich auf einen kleinen verschneiten Hügel traben. Dort hielt der junge Mann an und stemmte sich in die Steigbügel, um einen Blick in Umgebung zu werfen, die aussah wie mit Zucker bestreut.
    Die Unsicherheit nagte an ihm, Wankelmut machte sich breit.
    Sicher, er hatte zugesagt, seinem Halbbruder und dessen Freunden zu helfen. Er hatte gehofft, während der Überfahrt Freundschaft mit seinem Blutsverwandten zu schließen. Aber so recht warm wurde er nicht mit ihm. Ihn beschlich das Gefühl, dass die Alchimie zwischen ihnen nicht stimmte.
    Seine ständige Übelkeit, die zuweilen so heftig war, dass er dachte, er müsste vor lauter Sichübergeben sterben, und das unverhohlene Misstrauen des kahlen Kriegers bezüglich seiner Geschichte, wie er an die aldoreelische Klinge gelangt war, ermöglichten kaum eine Annäherung.
    Er fühlte sich nach wie vor als Außenseiter.
    Die Gruppe kannte sich seit Jahren, hatte zusammen in einem fremden Land gelebt und vertraute einander blind. Er dagegen gehörte nur dazu, weil die junge Borasgotanerin ihn in einer ihrer Visionen erkannt haben wollte. Und weil er zufällig die gleiche Augenfarbe besaß wie das kleine magische Wunder mit dem affigen Kinnbärtchen.
    Er hätte viel lieber gewusst, wie es Kaleíman von Attabo erging.
    Was hindert

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