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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zimmer tanzte um ihn herum, sein Halbbruder befand sich gleich viermal vor ihm.
    »Das hätte nicht passieren dürfen!«, verteidigte sich der Tarpoler überrumpelt. »Vorhin war davon nichts zu spüren, als wir uns die Hand gaben. Da habe ich nicht einmal ein Kribbeln gespürt.«
    »Wovon redest du?«, wunderte sich Lorin, stemmte sich in die Höhe und musste sich am Kamin abstützen, um nicht gleich wieder umzufallen. Ihn durchrann ein schreckliches Gefühl, das Blut rauschte in seinen Ohren.
    »Auf der Anhöhe«, meinte sein Halbbruder mit Nachdruck.
    »Ich war auf keiner Anhöhe«, meinte Lorin unfreundlich, stellte den Stuhl hin. Schwer plumpste er auf die Sitzfläche und hielt sich den Kopf. Seine Magie war durch den Vorfall in Aufruhr geraten. Zum ersten Mal spürte er sie ganz deutlich. Hitzewellen durchfluteten ihn.
    »Wir haben uns doch auf dem Hügel vor Satucje getroffen, oder etwa nicht?«, erwiderte Tokaro gereizt. Er hielt den Beutel mit der Handbüchse hoch. »Die hast du mir gegeben! Wir sprachen über die Zweifel bei dem Abenteuer, das uns bevorsteht.«
    Wortlos schnappte Lorin den Rucksack, wobei er darauf achtete, seinen Blutsverwandten nicht mit der bloßen Hand zu berühren, und warf einen Blick hinein. »Das ist die Handbüchse des Palestaners.« Verwundert richtete er die blauen Augen auf Tokaro. »Ich hatte sie im Schiff zwischen meinen Sachen aufbewahrt und schon beinahe vergessen.« Er schaute ihn an, als erwartete er eine Erklärung.
    Stattdessen sprang der Ritter auf und lief zur Tür. »Komm mit.« Schon war er hinaus.
    »Wohin denn?«, fragte sein Halbbruder etwas zu spät und rannte hinterher.
    Sie liefen zum Stall, in dem Treskor stand und Heu fraß. Er wieherte seinem Herrn zu, ließ den anderen jungen Mann jedoch nicht aus den Augen. Der Schweif peitschte die Luft.
    »Geh näher zu ihm.«
    Lorin lachte ungläubig. »Du bist wohl nicht bei Trost? Seit wann sind Pferdetritte gut für die Gesundheit?«
    »Bitte. Wenn sich seine Ohren nach hinten legen, kehrst du langsam zurück, und ich beruhige ihn.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich auf dem Hügel mit jemandem gesprochen habe, der genauso aussah wie du, der mir die Handbüchse gab und der meinen Hengst streichelte, ohne dass er sich dagegen gewehrt hätte«, zählte Tokaro auf.
    »Und wenn er mich jetzt tritt, hast du den Beweis, dass ich es nicht war«, meinte sein Halbbruder vorwurfsvoll. »Können wir uns nicht eine andere Probe ausdenken?« Er hoffte, dass seine Magie ihn notfalls schützen würde.
    Zögernd ging Lorin einen Schritt auf das Streitross zu, das sofort aufhörte zu kauen. Bei der nächsten Bewegung klappten die Ohren nach hinten, und der Hengst schnaubte warnend.
    »Das reicht«, pfiff ihn Tokaro eilig zurück, ehe sein Halbbruder mit einem hufeisenförmigen Abdruck auf der Stirn durch die Gegend lief. »Lass uns nach Fußspuren schauen.«
    Sie stapften durch den Schnee, gelangten bald an den Rand der Siedlung und sahen schon von weitem die Fährte, die das Pferd hinterlassen hatte. Doch die Abdrücke eines Menschen fehlten.
    Tokaro dachte an die Unterhaltung zurück. Woher wusste der Kerl von meinem Leben als Räuber und von den anderen Ereignissen?
    »Wie soll ich das deuten?« Ratlos hob Lorin die Arme. »Aber eine Halluzination kann es nicht gewesen sein.« Er schaute auf den Beutel. »Irgendwie bist du in den Besitz der Handbüchse gekommen.«
    »Denkst du, ich würde in deinen Sachen wühlen und stehlen?« Schmerzhaft kehrte die Erinnerung an die entwürdigende Szene zurück, als er vor aller Augen als Dieb überführt und gebrandmarkt worden war. »Ich rühre deine Sachen nicht an.«
    »Nun sei doch nicht so empfindlich. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass du mich bestohlen hast.« Lorin drückte ihm den Rucksack mit der Waffe in die Hand. »Wer auch immer sie dir gegeben hat, er wird gewusst haben, was er tat. Behalte sie.« Neugierig neigte er sich nach vorn. »Worüber hast du denn mit meinem Doppelgänger gesprochen?«
    Tokaro winkte ab. »Nicht so wichtig. Gehen wir zurück. Ich war für meinen Geschmack schon viel zu lange in der Kälte.«
    Sie liefen nebeneinander durch den Schnee, der unter ihren Sohlen knirschte.
    Tokaro dachte daran zurück, wie er die Hohen Schwerter hatte verlassen wollen, ihn aber die Unterredung mit dem vermeintlichen Seneschall an der Flucht gehindert hatte. Scheint so, als läge es jemandem am Herzen, dass ich bleibe. Er wünschte sich im Stillen, dass die

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