Die Quellen Des Bösen
Landungsversuch zu unternehmen. Der Wachhabende wollte allerdings nicht daran glauben, dass es sich bei den Angreifern um solche Glücksspieler handelte, dass sie auf ein zufälliges Gelingen hofften. So schlecht und aussichtslos stand es nicht um die Truppen des ¢arije.
Er suchte die Wasseroberfläche rund um das Wrack ab und entdeckte nirgends Leichenteile oder Tote. Nur Trümmerstücke schwappten gegen die sanfte Steigung, auf der oben eine Mauer verlief.
Nun versuchte er, etwas an Bord des zweiten Seglers zu entdecken, was wegen der Gischt und der Regenschauer, die es gegen sein Fernglas trieb, beinahe zu einem Ding der Unmöglichkeit wurde. Wenn ihn jedoch nicht alles täuschte, befand sich niemand am Ruder. Dicke Taue fixierten das Rad, um die Richtung zu halten.
Da verstand er die Absicht der Tarpoler.
»Feuer!«, befahl er eilig. »Zuerst auf den zweiten, und danach haltet auf die anderen.«
Die Mündungen der Bombarden fauchten, der Pulverqualm wurde vom Wind sofort zur Seite gerissen. Die Kugeln gingen auf die Reise. Durch das Schaukeln der Schiffe und den wilden Tanz, den sie auf den Wogen absolvierten, klatschten die Eisengeschosse unverrichteter Dinge ins Wasser. Die Fontänen sah man wegen des Unwetters gar nicht mehr.
Das zweite Schiff erreichte die unterseeischen Lanzen, hockte sich auf und zerbarst wenig darauf in einer neuerlichen Detonation.
Voller Entsetzen sah der Kensustrianer, dass die Wucht die Spieße auf mehreren Schritt Länge verbogen und die Verankerung beschädigt hatte. Die anderen vier Schiffe konnten bis an die Küste fahren, ohne vorher abgefangen zu werden. Er befahl, aus allen Rohren zu schießen.
Die Festung der kensustrianischen Verteidiger war umgeben von Dampfschwaden. Vor den Schießscharten blitzte es immer wieder auf, pfeifend flogen die Geschosse durch die Nacht, manche trafen, manche verfehlten ihr Ziel. Bei Tageslicht und halbwegs ruhiger See wären die Segler schon lange gesunken.
Doch die Ausbeute an zielsicheren Einschlägen reichte nicht aus, um die beiden nächsten Schiffe am Landen zu hindern.
Der Wachhabende hatte das vorausgesehen und die Krieger bereits zum Ufer gesandt. Die tragbaren Katapulte, Worrpas, Handbomben und nicht zuletzt die Schlagkraft seiner Männer würden die Feinde vernichten.
Die Schiffe wurden von den Wogen auf den unteren Bereich des Damms geschoben, die Kensustrianer besetzten die Mauern und machten sich zum tödlichen Empfang der ungebetenen Gäste bereit.
Die ließen sich mit dem Ausstieg Zeit, ihr Mut schien angesichts der bereitstehenden Verteidiger gesunken zu sein. Die anderen zwei Segler behielten ihre Position auf dem Meer bei.
Ein greller Lichtblitz zwang den Kensustrianer, der die Schiffe durch sein Fernglas betrachtete, die Augen zu schließen. Die Segler zersprangen mit einem zeitlichen Abstand von knapp einem Lidschlag, zerstört von der Sprengkraft mehrerer Tonnen Pulver.
Nicht nur das Holz beugte sich der Kraft.
Als der Wachhabende wieder etwas sah, entdeckte er die Katastrophe, die die Explosion angerichtet hatte. Und aller Wahrscheinlichkeit nach anrichten sollte.
Im Deich, der vor vielen hundert Jahren von seinen Vorfahren angelegt worden war, befand sich ein gewaltiges Loch, durch den das Salzwasser in das dahinterliegende Land strömte.
Das, was die Kensustrianer mit viel Geschick und Ingenieurskunst dem Meer entrissen hatten, nahm sich die See durch diese Lücke zurück. Die Ränder rissen links und rechts weiter ein, der Sturm drückte die schäumenden Wellen gegen die beschädigte Stelle und verbreiterte sie zusehends.
Sofort schickte der Kensustrianer Meldeworrpas los. Doch mit der Geschwindigkeit des windgepeitschten Wassers würden sich die schnellen Tiere nicht messen können.
Er hoffte, dass die Nachdeiche hielten, damit die Zahl der Toten in der Marsch nicht zu hoch ausfiel.
Da flogen das fünfte und sechste Schiff heran und segelten durch die Bresche ins Hinterland.
Kontinent Ulldart, Vizekönigreich Ilfaris,
Herzogtum Séràly, eine Meile nordwestlich der
kensustrianischen Grenze, Winter 459/60 n. S.
L odrik ritt durch die Nacht und lenkte das Pferd entlang der Straße unmittelbar auf Paledue, das Lager des Gegners, zu.
Sein Wallach, der einen breiten Schnitt an der Kehle aufwies, flog mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit auf dem befestigten Untergrund entlang. Die Augen des Nekromanten sahen im Licht der Monde genügend, um eventuellen Schlaglöchern rechtzeitig
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