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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gesund bist.«
    »Bestimmt.« Krutor winkte ihm nach, als der Ordenskrieger hinausging und die Tür leise zuzog. So viele Freunde hatte ich noch nie.
    Tokaros kurzer Ausflug war nicht bemerkt worden. Er war gespannt, wie sein Vater reagieren würde, wenn er seine beiden unehelichen Söhne vor sich sah, und bedauerte, dass er nicht an der Feier teilnahm.
    Nachdenklich nahm er einen Schluck Wein. Seine Augen schweiften über die Gesichter der neuen Verbündeten und Vertrauten. Ob er es am Ende nicht wagt, sich den Menschen zu zeigen, die er nicht gut behandelt hat? Er wird sich nicht ewig vor uns verbergen.
    Die Nachtluft spielte mit den Vorhängen, die vor der spaltbreit geöffneten Glastür hingen. Von hier aus gelangte man auf einen Balkon, der eine Übersicht über die umstehenden Gebäude erlaubte.
    Sachte wehte der Stoff vor und zurück, schlug Wellen, als bestünde er aus Wasser, und zuckte im nächsten Moment wie lebendig. Die Monde sandten ihr silbriges Licht durch das Fenster in den Raum, in dem eine Person ruhte.
    Norina lag in ihrem Bett, eine für kensustrianische Verhältnisse dicke Decke über sich, unter der sich ihr Körper abzeichnete. Ihr schwarzes Haar bildete einen Kontrast zu dem lavendelfarbenen Kissenbezug, auf dem ihr Kopf ruhte. Ihr Gesicht wirkte entspannt, sie schlief traumlos.
    Etwas rüttelte leise am Fenster.
    Ein heftiger Windstoß wirbelte Vorhänge durcheinander, für einen kurzen Augenblick zeichneten sich in dem fließenden Stoff die Umrisse eines Frauengesichts ab. Dann bewegte sich die Verriegelung der Tür, bis sie aufsprang und sich gänzlich öffnete. Ein leises Raunen und Wispern erfüllte den Raum, eine Brise fuhr hindurch, die sich abrupt legte.
    Eine sehr schlanke Gestalt in einer nachtblauen Robe schwang sich auf den Balkon, das blonde Haar leuchtete im Schein der Gestirne.
    Vorsichtig näherte sich der Besucher dem Eingang und betrat das Innere des Gebäudes, bis er am Kopfende des Lagers stand. Geräuschlos setzte er sich auf die Bettkante, die Hände in den Ärmeln der Robe verstaut, und blickte auf die Frau.
    Er kannte jede Einzelheit ihres Gesichtes, das ihm ein wenig älter, aber nicht weniger vertraut erschien. Die kleine Narbe an der rechten Schläfe, die Züge ihres Antlitzes, wie oft hatte er all das in seinen Träumen gesehen. Wie sehr hatte es ihm gefehlt.
    Nun befand Norina sich unmittelbar vor ihm, und dennoch wagte er es nicht, sie zu wecken. Er wusste, dass ihr Zustand sein Verschulden war.
    Ich kann sie nicht einmal für meine Taten um Verzeihung bitten. Sie würde mich nicht verstehen. Vor Aufregung pochte sein Herz laut und schnell. Schon fürchtete er, das Trommeln in seiner Brust werde ihn verraten.
    Es tut mir alles so Leid. Unwillkürlich neigte er sich nach unten, näherte sich ihrem Gesicht.
    Da öffneten sich ihre mandelbraunen Augen und schauten geradewegs in seine blauen, und ihre Blicke verschmolzen miteinander.
    Die Zeit stand still.
    Eine Ewigkeit verharrten sie so, nicht einmal ein Blinzeln störte das Band, das sich zwischen ihnen gebildet hatte.
    Dann weiteten sich Norinas Pupillen, bis sie das Braun beinahe völlig verdrängten, und zogen sich auf eine normale Größe zusammen. Der Schleier der Stumpfsinnigkeit, der ihre Augen so lange getrübt hatte, verflog.
    »Lodrik?«, stammelte sie leise.
    Erschrocken fuhr er zurück, sprang auf und rannte zur Balkontür.
    Norina richtete sich auf, betrachtete in aller Eile ihre Umgebung und fand sich nicht zurecht. Sie war weder in einem Gefängnis noch in Tarpol oder Rogogard. Die Art der Einrichtung passte nicht. Bin ich in Gefangenschaft? »Was geht hier vor?«, wollte sie von ihrem einstigen Geliebten wissen. »Wo bin ich? Was …?«
    Der einstige Kabcar befand sich in totaler Verwirrung. »Norina … ich … Wir sehen uns gewiss noch. Lass es dir von jemandem erklären.« Er lief auf den Balkon und kletterte hinunter.
    Die Brojakin stieg rasch aus dem Bett und rannte ihm nach.
    Die Ansicht auf das nächtliche Drocâvis bedeutete eine weitere Überraschung. Sie vermutete, dass sie sich in Kensustria befand. Genau sagen konnte sie es nicht.
    Sie erinnerte sich, dass sie irgendwann mit Torben gesprochen hatte und ihn bat, nach den anderen zu suchen. Das Bild eines jungen Mannes entstand vor ihren Augen, der sie anlächelte und den sie »Mutter« sagen hörte. Wie viel Zeit ist seitdem vergangen? Unsicher blickte sie der flüchtenden Gestalt in der nachtblauen Robe hinterher. Was macht er

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