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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwärmerei abzutun. Zumal gemunkelt worden war, dass der junge Gesetzeslose der ehemalige Rennreiter Tokaro Balasy gewesen und durch einen Hieb des Großmeisters der Hohen Schwerter getötet worden sei. Der Rennreiter, der erst durch ihr Zutun zum Gesetzeslosen geworden war. Auch wenn sie es niemals zugegeben hätte, sie bedauerte ihre Tat von damals.
    Zumindest gelegentlich.
    Und jetzt, nachdem sie eine gewisse Anziehung nicht verleugnen konnte, reute es sie umso mehr.
    Ich wollte damals nur ausprobieren, ob ich ihn ebenfalls um den Finger wickeln kann wie alle anderen . Ihn hätte sie nicht von der Bettkante gestoßen, wenn, ja wenn er nur ein Mann von ihrem Stand gewesen wäre.
    Aber die Kompromittierung vor aller Augen, ihre Gunst einem ehemaligen Stallburschen gewährt zu haben, durfte sie sich als Tochter des Kabcar nicht erlauben.
    Mein Favorit , erinnerte sie sich noch sehr gut an die Bezeichnung. Und an das entgeisterte Gesicht, als Nesreca und die Wachen ihn abgeführt hatten. Sie drehte sich zur Seite und seufzte tief. Nun bist du tot, Tokaro. Wie schade . Die Tadca schloss die Augen. Sehr schade .

Kapitel III

    Kontinent Ulldart, Kensustria, Meddohâr,
Frühsommer 459 n. S.
    F iorell ­ nach Art der Einwohner in weite weiße Gewänder gehüllt, mit leichten Strohschuhen an den Füßen und einem Hut gegen die kräftigen Strahlen der Sonne auf dem braunen Schopf ­ lehnte an der zitronengelben Hauswand und betrachtete die Prozession von seltsam anmutenden Tieren, die sich Richtung Stadttor bewegte.
    Dabei fischte er sich immer wieder eine der gegrillten »Pekchars« aus der Tüte, die er zuvor auf dem Markt erstanden hatte, und schob sie sich in den Mund. Die fingerlangen Köstlichkeiten waren raffiniert gewürzte Speisemaden, die entfernt an Kroketten erinnerten, nur fester in ihrer Konsistenz und von pikanterem Geschmack. Da sie eben nicht süß schmeckten, blieb die Art vor der Ausrottung durch Perdórs Hunger auf alles, was Zucker beinhaltete, verschont. Und man konnte sie in aller Ruhe in der Anwesenheit des exilierten Herrschers verspeisen, ohne dass man ein wachsames Auge auf dessen dicke, aber flinke Finger haben musste.
    Die Kreaturen, die in zehn Fuß Abstand vorüberzogen, waren ungefähr so lang wie zwei ausgewachsene Frauen, verfügten über sechs Beine, hatten einen schlanken, äußerst muskulösen Leib und kurzes, dichtes Fell in gemischten Brauntönen. Die nach vorn ausgerichteten Augen in dem kräftigen, stromlinienförmigen Schädel, der sich in Schulterhöhe eines Menschen befand, verrieten dem Hofnarren, dass es sich wohl um Raubtiere handelte.
    Er fand es schon ein wenig erstaunlich, dass man die Geschöpfe einfach so, ohne größere Aufsicht, am helllichten Tag durch die belebten Straßen Meddohârs führte. Lediglich vier Kensustrianer liefen versetzt neben den Biestern her, riefen gelegentlich Befehle und lenkten den Zug von etwas mehr als dreißig Exemplaren in aller Ruhe zum Ausgang der Stadt.
    Von der Art her, wie sie auf die Anweisungen ihrer nicht einmal bewaffneten Begleiter reagierten, erinnerten sie Fiorell an Hunde. Die zuckenden, peitschenden Schwänze sprachen wiederum eher für eine Verwandtschaft mit Katzen.
    Wenn ihn sein Verstand nicht zu sehr täuschte, schnüffelten fast alle der Kreaturen aufgeregt, wenn nicht sogar gierig in seine Richtung.
    Ausschließlich in seine Richtung.
    Die vorbeilaufenden Kensustrianer ignorierten sie mit milder Herablassung. Ich hoffe nur, dass die Wärter die Biester im Griff haben. Wenn die meine Tüte leerfressen wollen, zeige ich ihnen, dass mit einem Spaßmacher nicht unbedingt zu spaßen ist , dachte er und steckte sich, als wieder eines der Tiere zu ihm äugte und lautstark die Luft einsog, betont genüsslich eine Pekchar zwischen die Zähne und biss auf die krosse Kruste, dass man das Knirschen weithin vernahm.
    Eine der Kreaturen grollte tief und schaute zu ihm, das Schweifende wippte. Grinsend kaute Fiorell das Stückchen Speisemade und streckte dem Tier die Zunge heraus. »Dir gebe ich nichts ab, mein Freund. Soll dir dein Herrchen doch …«
    Das Wesen zischte auf, zog die Leftzen zurück und duckte sich zum Sprung.
    Fiorell erstarrte zur Salzsäule.
    »Braves … Dings«, versuchte er es mit beschwichtigender Stimme zu beruhigen. »Sitz! Platz!« Vorsichtig bewegte er sich rückwärts und rempelte dabei mehrere leere Körbe an.
    Das Tier folgte ihm. Geräuschlos setzten die pelzigen Tatzen auf dem Boden auf.
    »Hallo!«,

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