Die Quellen Des Bösen
rief er und reckte den Kopf. »Werte kensustrianische Verbündete! Wäre einer so freundlich und nähme dieses Exemplar an die Kette?« Nur noch zwei Armlängen trennten ihn von der Kreatur. Vorsichtig warf er ihr die Tüte mit den Pekchars hin. »Na, schön. Da, nimm es und lass mich in Ruhe!«
Doch das Wesen machte sich offenkundig nichts aus der Gabe.
Vielleicht ein wenig beherzter? »Ksch!«, fuchtelte Fiorell mit den Armen. »Geh weg!«
Sofort drückte sich das Raubtier vom Boden ab und wollte sich mit geöffneten Kiefern gegen den Mann werfen. Der Anblick der entblößten Reißzähne wirkte lähmend auf den Hofnarren, dann griff er instinktiv nach einem der hüfthohen Körbe und rammte dessen Öffnung über die Schnauze der Kreatur, während er gleichzeitig auswich.
Entsetzt musste er mit ansehen, wie der Angreifer die geflochtenen Zweige durchbiss. Das Geräusch würde er nicht mehr so schnell vergessen.
Als die Kreatur erneut zuschnappte, hechtete Fiorell zwischen die anderen Körbe und tauchte ab. Das kensustrianische Raubtier folgte ihm und pflügte sich mit brachialer Gewalt durch die Hindernisse.
Fiorell begann zu schwitzen, rappelte sich auf und hetzte eine Gasse entlang. Voller Grauen erkannte er eine Gruppe spielender Kinder vor sich. Ulldrael, beschütze sie . »Lauft!«, warnte er sie. »Oder die toll gewordene Bestie wird euch zerfleischen!«
Die Kleinen verstanden offensichtlich kein Ulldart, machten dem Fremden aber artig Platz und drückten sich in die schmalen Hauseingänge, als er auf sie zulief.
»Ja, gut so, verbergt euch«, hechelte er im Vorbeirennen und risikierte einen Blick über die Schulter. Das Wesen, dem die Jagd offensichtlich Spaß bereitete, folgte ihm dichtauf. Danke, Gerechter, dass es die Kinder nicht angefallen hat .
Doch der Schrecken endete nicht, ganz im Gegenteil. Die Gasse mündete auf einen großen Platz mit belebtem Marktbetrieb.
Um Himmels willen! Es wird Dutzende von Toten und Verletzten geben, weil ich das Vieh hierher geführt habe. Ich muss es schnell von hier weglotsen. Er wedelte ihm zu. »Los, du Ding. Fang mich, wenn du kannst!«
Die Aufmerksamkeit der Bestie war ihm gewiss, nach wie vor heftete sie sich ausschließlich an seine Fersen.
Fiorell blieb genügend Luft, seinen Verfolger aufs Übelste zu beschimpfen, während er nun alle Hindernisse nutzte, die er finden konnte. Dabei stützte er sich auf die Hoffnung, die sechs Beine seines Gegners brächten diesen schneller zum Straucheln. Allerdings vergebens.
Der Hofnarr setzte all sein akrobatisches Geschick ein, um Haken zu schlagen und Flugrollen und Überschläge zu fabrizieren. Er schreckte auch nicht davor zurück, aufgesammeltes Obst nach der Kreatur zu werfen. Wo ist denn nur ein Gewürzstand, wenn man einen benötigt? Pfeffer wäre genau das Richtige .
Mittlerweile sorgte die wilde Hatz über den Marktplatz, vorbei an den Ständen und Läden, für einigen Tumult.
Fiorell ging die Puste aus. Versuchen wir es mit einem Trick.
Zielstrebig steuerte er auf einen breiten, eingefassten Brunnen zu, flankte auf die Mauer und schwang sich an dem Seil, an dem der Eimer hing, auf die andere Seite.
Das Tier folgte ihm und machte Anstalten, über die Öffnung zu springen.
Genau das wollte ich . Fiorell schleuderte dem im Flug befindlichen Gegner den Holzeimer entgegen und traf ihn voll auf die empfindliche Schnauze.
Irritiert und von den Schmerzen abgelenkt, misslang die Landung gründlich. Nur die beiden Vorderpfoten erreichten die andere Seite der Einfassung.
Lange Krallen fuhren aus den Tatzen, machten Kratzer im gemauerten Brunnenrand und konnten den Absturz in den Brunnen doch nicht verhindern. Fauchend verschwand die Kreatur im Schacht, kurz darauf plumpste es gewaltig.
»Ha!« Schon hing der nach Atem ringende Hofnarr mit dem Kopf über der Öffnung. »Du hättest die Pekchar fressen sollen, damit wärst du um das Bad herumgekommen.« Strahlend blickte er sich um und winkte den umstehenden Kensustrianern zu, deren Gesichtsausdruck irgendwo zwischen pikiert, fassungslos und amüsiert lag. »Danke, danke. Keine Bange, liebe Verbündete. Ich habe mein Bestes getan, um euch und eure Sprösslinge vor den Klauen und Zähnen der Bestie zu bewahren.« Er führte einen kleinen Freudentanz auf.
Die Menge unterhielt sich murmelnd, betrachtete den verschwitzten Fremden, der kauderwelschend vor der Wasserstelle stand und sichtlich zufrieden aussah, obwohl er eben ein sehr dreckiges Tier in das
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