Die Quellen Des Bösen
Kensustrianer zeigten keinerlei Regungen, ihre Anführer standen ruhig vor den zehn Abteilungen und betrachteten die Reihe der Gegner.
Zwischen den Truppen befanden sich Lorin und seine Freunde, gehüllt in kensustrianische Rüstungen, um sich durch ihr Äußeres nicht zu sehr abzuheben und sich zu einem leichten Ziel für Govan und Zvatochna zu machen. Nur Krutor fiel durch seine Größe auf.
Lorin hörte die Gebete der ulldartischen Freiwilligen, betrachtete die erlösten Gesichter der Menschen, die sich an den Glauben klammerten und die Todesangst, die sie eben noch auf der Ebene verspürt hatten, mit jedem Wort ein wenig in den Hintergrund drängten.
Diese Sicherheit und das Gottvertrauen verspürte er nicht.
Zwar war es ihm eben gelungen, seinen Vater vor der Magie Govans abzuschirmen, doch er hatte einen Eindruck bekommen, welche gewaltigen Energien in seinem Gegenspieler schlummerten. Der Kalisstrone hatte den Unterschied gefühlt, der sich nach der wochenlangen Schulung durch Soscha einstellte. Er verwendete im Gegensatz zu früher eine »friedliche« Magie, während sein Bruder zornige Mächte freisetzte.
Tobáar erteilte einen Befehl.
Nun trat die versteckte Artillerie der Kensustrianer in den Kampf. Nicht die Bombarden an der Stelle von Paledue feuerten, größere Kaliber eröffneten weitab von der Front den Beschuss. Die Explosionen der Treibladungen waren gedämpft zu vernehmen.
Lange Zeit geschah nichts.
Dann setzte ein vielfaches, warnendes Pfeifen ein, ehe sich die Erde zwischen den Reihen der Tzulandrier hob.
Menschen flogen wie Puppen durch die Luft, spritzten nach allen Seiten davon, wirbelten geradezu grotesk umher, um tot aufzuschlagen. Zwanzig rauchende Krater taten sich auf. Im Umkreis von fünf Metern um sie herum stand keiner der Gegner mehr auf den Beinen.
Und das weit entfernte Rumpeln war schon wieder zu hören.
Zvatochna wusste, dass sie dies nicht lange durchhalten würden. Die Kensustrianer warteten in aller Ruhe ab, wie die Fernwaffen die Menge der Gegner dezimierten, ohne sich in den gefährlichen Bereich begeben zu müssen.
Sie schickte die Kavallerie der rechten Flanke in Richtung des abgelegenen Waldes aus, wo sich die kensustrianischen Bombarden befanden, wie man jetzt durch den aufsteigenden Pulverqualm klar erkannte.
Die berittenen Truppen sollten ihr Ziel nicht erreichen.
Als sie sich vor einer Mulde befanden, entfernten Gegner die errichteten Tarnungen von den Bombarden, die den Durchmesser eines großen Kupferkessels aufwiesen.
Die Mündungen spien keine massiven Kugeln gegen die Reiter, sondern sandten stählernen Hagel aus.
Die scharfkantigen Schrapnelle und spitzen Metallsplitter richteten schreckliche Verluste unter der überraschten Kavallerie an, die sich sofort zum Rückzug wandte. Zvatochna beobachtete dabei, wie mehrere Pferde im Boden einbrachen. An der Stelle tat sich so etwas wie ein Graben auf.
Ein Tunnel!, verstand sie . Sie haben von dort einen Gang angelegt, um unbemerkt an unsere Geschütze zu gelangen.
Die Kabcara wollte eben einem Zug Söldner den Befehl geben, die Bombarden zu sichern, als sich zu ihrem Erstaunen alle Soldaten, einschließlich der Sumpfwesen und Sinured, Linie um Linie in Bewegung setzten und gleich einer Welle aus blinkendem Stahl auf die Front der Kensustrianer zuschwappten.
Fluchend schaute sie zu ihrem Bruder, der in maßloser Wut den Angriff befohlen hatte und sich zusammen mit seinem Tzulanorden in die Schlacht warf. Selbst die zweite Abteilung Kavallerie, die zu einem späteren Zeitpunkt attackieren sollte, preschte zu ihrer Linken aus dem Wald.
Nesreca sah sie an, zuckte hilflos mit den Achseln und drückte seinem Pferd die Sporen in die Flanke.
Govan ist ein ungestümer Idiot! Nach unserem Sieg wird es sein letzter Tag als ¢arije gewesen sein. Zvatochna trabte dem Schlachtfeld entgegen und bereitete sich auf den Einsatz ihrer Magie vor.
Ehe die Flanke der Söldner und »Schmeißfliegen« die kaltblütig abwartenden Kensustrianer erreichte, bebte die Erde unter dem Getrappel unzähliger Pferde.
Die Verteidiger ließen die Tiere der ulldartischen Kavallerie, die sich im Glauben an einen schnellen Sieg als Erstes auf kensustrianisches Gebiet vorgewagt hatte, in einer Stampede heranjagen und leiteten sie frontal in die Reihen der anrollenden linken Flanke.
Der Aufprall Tausender Pferdeleiber riss etliche Angreifer um, die Mehrzahl der Männer verschwand zwischen den wirbelnden Hufen der angsterfüllten
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