Die Quellen Des Bösen
nicht anfassen, verstand er. Unsere Körper dürfen einander nicht berühren. Aber wieso? Fluchend zog er sich seine Handschuhe über und deckte die verführerische Frau zu, bis sie die Besinnung wieder erlangte und ihn benommen anschaute.
»Was machst du mit mir?«, fragte sie stockend. »Ich fühle mich … geschwächt.« Vorsichtig tastete sie nach ihm, doch Tokaro zuckte zurück.
»Nicht«, warnte er. »Unsere Haut darf anscheinend nicht direkt in Kontakt kommen.«
Die Tadca schaute enttäuscht. »Aber wie sollen wir dann …«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir werden das Geheimnis zu einem anderen Zeitpunkt lösen. Aber wir sollten zurück zum Ball, bevor unsere Abwesenheit zu sehr auffällt.«
Zvatochna erhob sich und schlüpfte mit der Hilfe ihres Gesellschafters in ihr Kleid. »Und wenn schon. Ich bin die Tadca.« Sie gab ihm einen Kuss auf den Arm, nichts geschah. Sanft streichelte sie ihn. »Wir müssen den Grund für diese Reaktion schnell herausfinden. Ich habe endlich jemanden gefunden, dem ich das erlauben will, wonach sich andere sehnen.«
Und sie kehrten nacheinander und an verschiedenen Stellen des Ballsaals zu den Gästen zurück.
Nerestro entdeckte Albugast an einem der Büffets, an dem er unschlüssig vor Köstlichkeiten stand, die man selbst als Ritter selten zu Gesicht bekam, so ausgefallen und exquisit waren sie.
Die vier Träger der aldoreelischen Klingen kreisten den Knappen ein.
»Was wollte Nesreca von dir?«, eröffnete der Großmeister ohne Umschweife das Verhör.
Der junge Mann tat überrascht. »Er fragte mich, ob ich demnächst derjenige sei, der die Schwertleite empfängt. Und ich sagte ihm, dass er Eurem Sohn seine besten Wünsche übermitteln solle, Großmeister.« Seine Augen trotzten denen des hoch gewachsenen Ritters. Ohne sich abzuwenden, schaufelte er sich irgendetwas von der Servierplatte auf den Teller.
Der Junge belügt mich. »Das war alles? Sprich, Albugast«, hakte Nerestro misstrauisch nach. »Dieser Mann ist heimtückischer als die Gemüter aller Sumpfbestien Ulldarts zusammen. Lass dich nicht mit ihm ein.«
»Redet man über mich?«, machte Nesreca auf sich aufmerksam, der wie aus dem Boden geschossen neben dem beladenen Tisch stand und sich wählerisch nur die besten Sachen nahm. »Ich hoffe, es ist nur Gutes?«
»Bei Euch? Schwerlich«, schnaubte der Großmeister und entließ den Knappen mit einem Nicken. »Ich denke, es ist Zeit für ein offenes Wort, Nesreca.«
»Schon wieder, Großmeister?« Genüsslich biss der Konsultant ein Stück Obst an. »Deliziös«, kommentierte er.
»Es möge Euch im falschen Hals stecken bleiben«, wünschte Herodin freundlich.
Verwundert stellte Nesreca den Teller ab und bemerkte, dass ihn die Ritter so umgaben, dass niemand ihn sehen konnte, dafür waren die Umrisse der Krieger zu breit. »Wohlan, dann sprecht ein offenes Wort, Großmeister.«
»Ihr habt Jagd auf meine Ordensmitstreiter machen lassen, um an die aldoreelischen Klingen zu gelangen«, sagte ihm der Oberste der Glaubenskrieger auf den Kopf zu. »Und Ihr habt durch Euren Schoßhund Varèsz den ehrwürdigen Gregur Arba von Malinkur feige im Kerker ermordet, damit ich an seine Stelle trete. Ich war anfangs wirklich blind genug, die Lügenmärchen von Euch und Lodrik zu glauben. Ich schwor sogar Treue.« Seine Hand legte sich an den Griff seines Schwertes. »Sammelt Ihr die Klingen immer noch, Nesreca? Wollt Ihr sie haben?« Nerestros Augen wurden zu Schlitzen. »Ihr dürftet sogar das Körperteil aussuchen, in das die Schneide fahren soll. Euer Helfer Hemeròc ist machtlos gegen die von Angor gesegneten Waffen.« Er beugte sich zu dem Konsultanten. »Auch Ihr seid machtlos gegen sie, und deshalb wird es Euch niemals gelingen, sie uns zu rauben. Aber gebt mir eine Gelegenheit, nur eine einzige, und ich werde Euch den Kopf von den Schultern schlagen. Lasst Eure Finger von meinen Rittern und Knappen, das ist die letzte Warnung. Dankt mir nicht für meine Milde, Euch vorher zumindest gewarnt zu haben. Das Maß ist voll. Da wird Euch kein Schwur der Welt mehr vor uns schützen.«
»Sehr imposant, Großmeister.« Tatsächlich wirkte der Berater beeindruckt von der Ansprache des Ritters. »Aber Ihr werdet den Eid doch nicht brechen wollen, den Ihr dem toten Lodrik Bardri¢ und vor wenigen Tagen seinem Sohn gegeben habt? Das wäre mehr als anmaßend.«
»Es waren falsche Voraussetzungen. Ich wurde getäuscht«, knurrte der Großmeister. »Und Angor gab mir die
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