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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unentwegt Gedanken darüber, ob und wie sie Tokaro vor dem drohenden Schicksal bewahren konnte, zusammen mit den anderen Ordensrittern in einem Gefängnis oder an einer Hinrichtungsstätte zu enden.
    Die Tadca wollte den großen Plan nicht in Gefahr bringen. Zwar spielten die Hohen Schwerter nur eine geringe Rolle im Krieg mit dem Süden, aber ihre aldoreelischen Klingen lagen ihrem Bruder zu sehr am Herzen. Machte sie ihm nachweislich einen Strich durch diese Rechnung, so wüsste sie nicht, zu was er im Affekt im Stande wäre. Ihren Geliebten schätzte sie andererseits so ein, dass er die anderen Ritter nicht im Stich lassen würde. Schon gar nicht kurz vor seiner Schwertleite.
    Die Haupttür flog plötzlich auf, ein heißer Wind schoss durch den Raum und löschte alle Kerzen.
    Ein verkohlter Mensch schwebte majestätisch herein, die Arme beinahe waagrecht weggestreckt. In seinen Augen loderte Feuer, enorme Hitze ging von ihm aus. Der schwarze Leib steckte in teuren Kleidern, dunkelroter, magischer Flammennebel umspielte den Unbekannten. »Kniet nieder vor mir!«, befahl er herrisch.
    »Tzulan!«, erschrak die Tadca und wich zurück, wie es die restlichen Gäste des Balles auch taten. »Der Gebrannte Gott ist herabgestiegen.«
    »So früh?«, wunderte sich Nesreca.
    Erste panische Schreie gellten durch den Saal.
    »Angor!«, erscholl der Ruf des Großmeisters, und die Hohen Schwerter rannten herbei, die aldoreelischen Klingen gezückt und kampfbereit.
    Tzulan senkte sich langsam auf den Marmor herab, der Stein bekam durch die glühende Hitze augenblicklich Risse.
    »Beruhigt Euch, Ihr tapferen Ritter«, lachte der furchtbare Gott mit einer sehr bekannten Stimme. Das glühende Wabern endete abrupt, die Hitze schwand von einem Lidschlag auf den anderen.
    Der Gebrannte langte in eine Schüssel mit Punsch und rieb sich über die verkohlte Haut. Darunter zeigte sich normales Rosa. »Es ist zwar noch nicht Mitternacht, aber ich erkläre mich Euch, bevor Ihr mich angreift.«
    »Ihr seid der Kabcar?«, erkundigte sich Nerestro vorsichtig, die Spitze der Waffe senkte sich nicht.
    »Höchstpersönlich«, erwiderte Govan. »Das ist doch ein Maskenball, oder? Und da dachte ich, ich suche mir etwas aus, was bestimmt niemand anderes sonst zu tragen wagt.« Er ließ den Blick durch den Saal schweifen.
    Manche der Adligen hockten unter Tischen, andere befanden sich bereits beim Ausgang, ihre Frauen und Töchter hatten sie zur Seite gestoßen oder schlicht in Kopflosigkeit vergessen. Andere kauerten umgerempelt auf dem Fußboden und versuchten, sich vor den trampelnden Füßen zu schützen. Teile des Büffets lagen in Trümmern, etliche Möbel hatten gelitten.
    »Die Überraschung ist gelungen, wie ich sehe.«
    »Selbst für einen mächtigen Menschen wie Euch ist es anmaßend, sich als Gott zu verkleiden, hoheitlicher Kabcar«, knurrte der Großmeister. Und die Wahl spricht Bände.
    »Aber den Preis für die originellste Maskierung darf ich mir gutschreiben«, entgegnete er leichthin und widmete sich seinen Gästen. »Oder?«
    Nesreca applaudierte als Erster, danach fielen mehr und mehr ein, abgesehen von den Hohen Schwertern und denjenigen, denen immer noch die Furcht und das Entsetzen in den Knochen steckten.
    Die Musiker begannen wieder zu spielen, wenn auch das erste Lied furchtbar klang. Die Instrumente schienen ebenso verstimmt wie die Menschen.
    Govan wandelte in seiner täuschend echten Verkleidung unter den Gästen, holte sich der Reihe nach Lob und Anerkennung für seine Maskerade ab, wofür er gern erklärte, wie ihm die Imitation der verbrannten Haut so täuschend echt gelungen war.
    Er muss schon leicht geisteskrank sein. Tokaro schüttelte den Kopf, nahm sich aber zusammen, als er den Kabcar auf sich zusteuern sah.
    »Das ist doch der junge Held, der meinen Brojaken das Leben bewahrte«, begrüßte ihn Govan von oben herab. »Ist dir das Geld zugekommen, Knappe?«
    Der angehende Ritter verneigte sich knapp. »Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit, hoheitlicher Kabcar. Es ist mehr, als ich für diese selbstverständliche Tat verdient habe.«
    »Hört, hört, welche Bescheidenheit an den Tag gelegt wird«, lächelte der Herrscher, der kaum älter war, in gönnerhafter Weise. »Du wirkst merkwürdig vertraut, Tokaro von Kuraschka. Als ob ich dich von einem früheren Zeitpunkt her kennte. Mit deinem Rufnamen, das sei dir gestanden, verbinde ich wenig Gutes. Vielleicht bilde ich es mir deswegen ein.«
    Wie aus dem Nichts

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