Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
stand Nesreca neben seinem Herrn. »Verzeiht, dass ich kurz unterbrechen muss«, meinte er knapp und flüsterte dem Kabcar etwas ins Ohr.
    Tokaro spürte, wie ihm einer der Diener im Vorbeigehen einen Zettel zusteckte. Ohne dass die beiden anderen etwas zu sehen bekamen, las er die kurze Nachricht.
    Verschwinde, liebster Tokaro! Nesreca weiß, wer du bist, und will dich auffliegen lassen , stand auf dem Papier, das keine Unterschrift trug.
    Und trotzdem wusste er, von wem die Botschaft stammte.
    Was mache ich jetzt? , überlegte er fieberhaft. Vermutlich erklärt er Govan in diesem Augenblick, wem er sein Leben verdankt. Ich bringe den gesamten Orden in Gefahr, wenn herauskommt, dass der Großmeister Verbrecher aufnimmt und vor der Rechtsprechung der Krone schützt.
    Als der einstige Rennreiter sich umwandte, lächelten der Konsultant und der Kabcar ihn an.
    »Nun ja, für seinen Namen ist man selten verantwortlich«, sagte der Herrscher von Tarpol versöhnlich. »Und du bist das genaue Gegenteil von dem, der denselben Namen trug. Du bist kein Dieb, der fremdes Geld, hoheitliche Pferde und Büchsen stiehlt.«
    Er weiß alles. Aber was soll das Theater? Will er sein schönes Fest nicht vermiesen? Wenn dem so war, gedachte Tokaro diesen Umstand zu seinen Gunsten zu nutzen und zu flüchten, solange die Gelegenheit blieb. »Ich bin ein Gläubiger Angors. Und das ist, wie Ihr sicherlich wisst, der Gott des Krieges und Kampfes, der Jagd, der Ehrenhaftigkeit und der Anständigkeit. Schon das macht mir schnöden Diebstahl oder Raub unmöglich.«
    »Von Euch sagt man jedoch, dass Ihr Zerstörung um der Zerstörung willen, das Streben nach materiellem Gut und unendlicher Macht ohne Rücksicht seid«, sagte sein Adoptivvater, der mit seinen drei Begleitern auftauchte, zum Kabcar. »Verlangt Ihr von Euren Anhängern nach wie vor ständige Grausamkeiten, blutige Kriege und Opferungen von Menschen?«
    Auf einen Schlag herrschte Totenstille im Ballsaal, die mühsam erzwungene Fröhlichkeit verflog.
    Der Kabcar wirkte einige Lidschläge lang wie ertappt und wusste nicht, was er diesen Ungeheuerlichkeiten entgegensetzen sollte. »Wie könnt Ihr es wagen?«, fauchte er schließlich los. »Ich zerstöre nicht, ich errichte ein neues Reich, das sich von Küste zu Küste spannen wird. Wer mir Rücksichtslosigkeit vorhält, missversteht mich und verwechselt es mit meiner Zielstrebigkeit. Und Grausamkeiten finden sich in allen Kriegen.« Die warnenden Blicke seines Beraters ignorierte er. »Über die Gerüchte von Menschenopfern in der Kathedrale kann ich nur lachen!« Absichtlich erklang vorgetäuschte Heiterkeit aus seinem Mund. »Das sind Märchen, die den Hirnen kranker Neider entspringen.« Die Wut brachte seinen Körper zum Erzittern, er geriet immer mehr außer sich. Roter Flammennebel umgab ihn und schuf, seinen Worten zum Hohn, die Illusion des leibhaftigen Tzulans. »Aber dass Ihr auf so etwas hereinfallt, das hätte ich im Leben nicht angenommen. Und es ist eine Frechheit, solch infames Geschwätz vor den Ohren meiner Gäste zu verbreiten, Nerestro von Kuraschka!«
    Der Großmeister wirkte sehr zufrieden. »Hoheitlicher Kabcar, ich meinte nicht Euch. Ich sprach Euch als den an, den Ihr so trefflich darstellt: den Gebrannten Gott. Ich stellte lediglich dessen Eigenschaften denen meines Gottes gegenüber.« Er verneigte sich. »Es tut mir Leid, dass Ihr das falsch aufgefasst habt.« Nerestro deutete zum Ausgang. »Verzeiht, wir wollten uns verabschieden, hoheitlicher Kabcar. Da unsere Abreise morgen bevorsteht, müssen wir uns früh zu Bett begeben. Wir danken für Eure großzügige Gastfreundschaft. Über alles Weitere hat Euch sicher Euer Konsultant in Kenntnis gesetzt.« Mit diesen Worten verneigte er sich ein weiteres Mal und verließ dann zusammen mit den anderen Rittern den Ball.
    »Alles Gute!« Krutor winkte Tokaro unverhohlen nach. »Besuch uns mal wieder.«
    Der junge Mann erwiderte den Gruß unsicher.
    Das Schweigen der Adligen und Reichen war nun ein peinlich berührtes geworden, sie wagten nicht einmal mehr zu tuscheln.
    Ausdruckslos stierte Govan auf die Stelle, an der eben noch der Großmeister gestanden hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die Knöchel waren weiß vor Anstrengung.
    »Spielt auf, Musikanten!«, rief Nesreca. »Und Ihr, liebe Gäste, genießt den Abend, der noch lange nicht vorbei sein wird.«
    Die verunsicherte Menge kam der Aufforderung nach, auch wenn der Spaß an dem Fest schon lange

Weitere Kostenlose Bücher