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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tränen auszubrechen.
    Fatja atmete tief ein und rang mit der Fassung. »Das tut mir Leid. Sie war immer sehr gut zu uns.« Sie setzte sich neben Matuc. »Ich habe mir meine Rückkehr schöner vorgestellt, weniger traurig.«
    Lorin setzte sich neben seine große Schwester und legte einen Arm um sie. »Stápa hätte bestimmt nicht gewollt, dass ausgerechnet du dein Temperament verlierst.«
    »Und mir wäre es eine Ehre, wenn du ein Lied zu ihrer Bestattung schreiben würdest«, schaltete sich Jarevrån ein. »Nur ein kleines, aber schönes Lied. Ich würde mich sehr darüber freuen.«
    Fatjas braune Augen schimmerten feucht. »Aber natürlich. Die Ehre ist ganz meinerseits.« Sie räusperte sich und nahm sich etwas zu trinken. »Ihr wolltet doch eben gehen? Dann warte ich hier so lange, bis ihr zurück seid.« Sie deutete auf Lorin. »Ich muss dem stellvertretenden Milizführer nämlich noch einige Dinge berichten, die ich unterwegs gehört habe. Aber es eilt nicht.«
    Hand in Hand verschwanden Lorin und Jarevrån.
    Fatja wandte sich dem Geistlichen zu. »Die Zeit der Rückkehr kommt näher, Matuc.«
    »Die Rückkehr nach Ulldart? Wie kommst du darauf?«, fragte Matuc überrascht.
    Fatja stand auf, nahm ihr Gepäck und verschwand im rückwärtigen Bereich des Hausbootes. »Ich hatte Visionen, die derart greifbar waren, dass sie mir einen Auftritt gründlich vermasselten. Die Leute müssen gedacht haben, ich hätte mir zu viel Njoss einverleibt«, rief sie von hinten.
    Kleidung raschelte, Wasser spritzte, dann erschien Fatja im frischen Unterkleid, triefnass von oben bis unten. »Ich musste mir rasch ein wenig Wasser ins Gesicht schütten«, entschuldigte sie sich, während sie die schwarzen Haare, die sie auf Reisen kurz trug, mit einem Tuch trocknete. Mit einer Hand setzte sie einen Kessel auf, um Tee zuzubereiten.
    Matucs Ungeduld stieg von Minute zu Minute. »Du bist wirklich eine sehr gute Geschichtenerzählerin. Du fachst das Verlangen deiner Zuhörer, die Märchen zu hören, durch die Warterei geschickt an.«
    Fatja beeilte sich und brachte auch Matuc eine Schale Tee. Dann setzte sie sich dem Geistlichen gegenüber, dessen Haupt vollständig ergraut war. Er wird älter und älter, zuckte es durch ihre Gedanken.
    Unwillkürlich kehrte ihre Erinnerung an Stápa zurück, wie sie in der Ecke des alten Hauses saß und gute Ratschläge bereit hielt, wenn es mit dem Windelkind Lorin wieder einmal so gar nicht klappen wollte und der zierliche Knabe mehr Scherereien machte als alles andere.
    »Der Tod ist hoffentlich wirklich nur der Übergang in ein anderes, besseres Leben«, seufzte sie niedergedrückt und blies über ihren Tee. »Es täte mir Leid, wenn die vielen netten Menschen einfach vergehen würden, ohne dass sie auch an anderer Stelle Anerkennung dafür erhalten. Ulldrael der Gerechte wird sich doch ihrer annehmen, wenn sie schon seinen Glauben derart unterstützt?«
    Beruhigend nickte der Geistliche. »So wie er sich eines Tages meiner und deiner Seele annehmen wird.« Er lächelte. »Ich weiß, dass ich alt bin. Und ich habe die Sorge in deinem Blick bemerkt.« Matuc tätschelte ihre Wange. »Keine Sorge. Und nun berichte von deinen Visionen.«
    »Das Ganze war merkwürdiger als jemals zuvor.« Fatja setzte sich ein wenig auf. »Arnarvaten und ich waren in Vekhlathi und schafften es, den Betreiber der angesehensten Teestube dazu zu bringen, uns einen Abend lang auftreten zu lassen, obwohl das nicht eben einfach war. Sie sind nicht gut auf Leute aus Bardhasdronda zu sprechen.« Sie nippte an ihrer Schale. »Mein Zukünftiger beendete sein Lied und machte mir auf dem Pult Platz, und ich begann mit der Legende über die Modrak.«
    »Schauermärchen«, meinte Matuc leise. »Sie müssen auf die Kalisstri ungemein wirken, da sie weder Sumpfkreaturen noch diese fliegenden Bestien kennen.«
    »Und Kalisstra sei Dank dafür«, nickte Fatja. »Ich habe manchmal noch Albträume, wenn ich an sie denke.« Sie erschauderte. »Auf alle Fälle verschwamm der Raum plötzlich vor meinen Augen, und ich schwöre, ich habe den Njoss nicht angerührt.«
    »War es nicht bisher so, dass es eines Auslösers bedurfte, damit deine Gabe sich entfaltet?« warf der Mönch, stutzig geworden, ein.
    Fatja zuckte ratlos mit den Achseln. »Das ist es ja. Ich weiß nur noch, dass ich einem der Gäste in die Augen schaute, und schon wurde mein Auftritt abrupt beendet. Arnarvaten hat mich von der Bühne geholt und den enttäuschten Leuten etwas

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