Die Quellen Des Bösen
dich zu gut. Du verfolgst noch eine andere Sache, lieber Mann.« Sie lief an ihm vorbei, scheuchte die lauschenden Kinder zurück in die Küche und gab ihm einen Kuss auf den Nacken. »Pass auf dich auf«, sagte sie versöhnlich. »Wer weiß, wie viele Tzulani noch im Verborgenen sitzen.«
»In Ammtára? Wohl kaum mehr welche«, lachte er rau und zeigte sein imposantes Gebiss. »Warte nicht mit dem Essen auf mich. Es kann länger dauern«, rief er von der Tür aus.
Alarmiert drehte sie sich um. »Du wirst dich schön umziehen, bevor du wieder auf Abenteuersuche gehst, hörst du?!«
Aber Pashtak war schon verschwunden.
Unterwegs ging er die Blätter durch, auf denen Leconuc die wichtigsten Tagesordnungspunkte zusammengefasst hatte, angefangen vom Tod des Kabcar bis hin zur Einberufung der Tzulani als Beamte im gesamten Reich.
Tja, außer in Ammtára , musste der Inquisitor grinsen, und ein amüsiertes Schnurren drang aus seiner Kehle. Die Passanten, die ihm entgegenkamen, wichen ihm wie selbstverständlich aus.
Im Geiste kehrte er zu den Ereignissen zurück, die sich vor wenigen Wochen ereignet hatten.
Nachdem er dem Vorsitzenden der Versammlung der Wahren einen umfassenden Bericht über die Ungeheuerlichkeiten, die sich unter den Tzulani innerhalb der Stadtmauern abspielten, abgeliefert hatte, war auch Leconuc erst einmal schockiert gewesen. Zwar gehörte auch er zu den Gläubigen des Gebrannten, aber er war weit entfernt von diesem schädlichen Fanatismus.
In aller Heimlichkeit stellten daraufhin die beiden eine Truppe aus Nimmersatten zusammen, die in jener Nacht, in der die Monde eine Linie bildeten, den Tempel Tzulans stürmen und alle verhaften sollten, die etwas mit der Verschwörung zu tun hatten.
Der Handstreich gelang.
Während sich die ersten Gläubigen in die Flammen warfen, eroberten die Nimmersatten das Heiligtum und trieben die Tzulani zusammen. Wer sich allzu heftig zur Wehr setzte, wurde den kompromisslosen Sumpfkreaturen überlassen, alle anderen, insgesamt zweiundsiebzig Männer, Frauen und einige Artgenossen Pashtaks, in Ketten gelegt. Glücklicherweise befand sich keines der Versammlungsmitglieder darunter. Die unfreiwilligen Opfer wurden befreit und nach Hause entlassen.
Bei der Durchsuchung entdeckten Leconuc und der Inquisitor weitere Briefe, die Weisungen aus Ulsar enthielten. Neue Mitteilungen wurden ebenfalls abgefangen und ergaben ein düsteres Bild von der Zukunft.
Und genau darum würde es sich in dem anstehenden Treffen drehen.
Neue Morde waren seit dem Ausheben der Brut ausgeblieben. Es schien, als hätten die langen Ermittlungen zu einem durchschlagenden Erfolg geführt.
In Erinnerungen und Gedanken versunken, trat Pashtak in den Saal und begab sich an seinen Platz. Erst als Leconuc die Versammlung eröffnete, bemerkte er, dass Lakastres Sitz frei geblieben war. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen, dachte er. Ich werde sie anschließend besuchen, um einige Dinge anzusprechen.
»Liebe Freunde«, sagte Leconuc laut, um die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Wichtige Dinge sind heute zu besprechen und zu beschließen.« Das Gremium stellte die privaten Unterhaltungen ein und lauschte. »Manche haben es vielleicht als Gerücht gehört: Der Kabcar Lodrik Bardri¢, dem unsere Stadt so vieles zu verdanken hat, ist mit größter Wahrscheinlichkeit tot. Die Nachfolge wurde von seinem ältesten Sohn angetreten, der ganz den Anschein macht, als wäre er ein eifernder Tzulani.« Der Vorsitzende wirkte angespannt. »Und genau mit diesen hatten wir die größten Schwierigkeiten in Ammtára. Er hat Ulsars Kathedrale umbauen lassen, die ersten Häuser tragen eine neue Fassade, wie sie dunkler nicht sein könnte. Alle wichtigen Ämter in der Verwaltung hat er von überzeugten Tzulani besetzen lassen, die, wie ihr wisst, zumindest Tarpol wie ein Netzwerk durchdringen.«
»Was ist daran so schlecht?«, warf Nechkal ein, ein Mensch. »Soweit ich mich erinnere, ist Tzulan auch unser Gott.«
»Natürlich ist er das«, knurrte Pashtak gereizt. »Nur schmeißen wir Nackt … Menschen nicht zu Dutzenden in irgendwelche Löcher, um sie zu opfern. Erinnert euch, Lodrik Bardri¢ hat diese Vorgehensweise verboten. Und seitdem blüht unsere Gemeinschaft in Ammtára auf. Vorher waren wir ein Ort, den alle umliegenden Städte stehenden Fußes und ohne zu zögern dem Erdboden gleichgemacht hätten, wäre der Befehl des Kabcar erfolgt. Durch seinen Erlass gelang es, die
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