Die Quellen Des Bösen
Feindschaft weitgehend zum Erliegen zu bringen. Nicht Tzulan brachte uns Frieden und Sicherheit, sondern Lodrik Bardri¢.« Der Inquisitor wies mit einem Nicken zu den Briefen, die vor dem Vorsitzenden lagen. »Was Leconuc und ich entdeckt haben, treibt uns jedoch geradewegs zurück in die Zeiten, in denen wir gehasst und gejagt wurden.«
»Was soll das bedeuten?«, wollte ein anderer wissen.
»Das bedeutet, dass der neue Kabcar einen geheimen Pakt mit den dogmatischen Tzulani geschlossen hat und ihre Opferungen voll und ganz unterstützt«, erklärte Leconuc angewidert. »Die Menschen auf Ulldart wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt. In den Briefen, die wir fanden und die weiterhin ankommen, werden die Anhänger des Gebrannten Gottes aufgefordert, in der bedeutsamen Stätte mit leuchtendem Beispiel voranzugehen und die Opferungen zu steigern. Es ist der Wille des Kabcar, dass es geschieht.«
Betroffenes Schweigen senkte sich auf die Versammlung nieder.
»Ich weiß zwar nicht, wie der Rest es sieht«, erhob Kiìgass, ein weiteres Sumpfwesen, nach einer Weile die animalisch klingende Stimme, »aber ich bevorzuge das Leben, wie wir es im Augenblick führen. Die Dunkle Zeit mag von mir aus hereinbrechen, aber nicht in Ammtára. Die Opferungen ergeben keinen Sinn, da sie mehr schaden als nutzen. Es kann nicht besser werden, als es ist.«
Das Gremium murmelte seine Zustimmung.
Pashtak, an dem es notfalls gewesen wäre, einen solchen Vorschlag zu unterbreiten, grinste. Sie sind doch vernünftiger, als Leconuc und ich angenommen haben . »Auch ich unterstütze das Anliegen meines Versammlungsfreundes«, gab er Kiìgass Rückendeckung. »Ich stimme dafür, dass wir uns weiterhin nach den Erlassen des alten Kabcar richten. Das Wort ›ammtára‹ darf seine Bedeutung Freundschaft nicht verlieren. Dafür haben wir zu viel erreicht. Es wird keine Opferungen geben, obschon wir uns darüber im Klaren sein müssen, dass wir den Kabcar damit womöglich erzürnen.« Er hob seine Hand, die anderen Arme schossen in die Höhe.
»Sehr gut«, sagte der Vorsitzende erleichtert. »Nun sind wir einmal gespannt, wie die Nachricht in Ulsar aufgenommen wird.«
»Vermutlich ohne große Begeisterung«, schätzte Kiìgass und feixte, was ihm ein bösartiges Aussehen verlieh. »Sollten wir nicht einen Schritt weitergehen und die Bewohner der umliegenden Städte und Dörfer von dem Pakt in Kenntnis setzen? Und dass wir damit nichts zu tun haben wollen? Es würde uns glaubhafter machen.«
Er spricht genau das aus, was mir auf der Seele brennt . »Sind wir doch einmal ehrlich«, mischte sich der Inquisitor ein, der sich nun auch nicht mehr länger zurückhalten wollte und das aufgeregte Girren nicht unterdrückte. »Das Letzte, was wir hier brauchen können, ist die Rückkehr der Dunklen Zeit, oder?« Abwartend schaute er in die Gesichter der Menschen und Sumpfwesen, die die Versammlung der Wahren bildeten. »Was hat es uns gebracht, dass wir Tzulan verehrt haben? Einen Schlag mit einem Knüppel, Überfälle, Flucht und Vertreibung. Und die Dunkle Zeit wird das, was wir aufgebaut haben, nicht besser machen. Ganz im Gegenteil. Ich denke, dass die meisten Menschen nach wie vor an Ulldrael glauben.« Und wenn sie es eines Tages im Verborgenen tun müssen .
»Sollen wir uns etwa vom Gebrannten lossagen?«, schnaubte einer der Tzulani empört.
»Davon hat niemand gesprochen«, half Leconuc. »Es geht nur darum, den moderaten Weg, den wir derzeit beschreiten, fortzuführen. Ganz egal, was andere von uns verlangen. Selbst wenn es der Kabcar persönlich sein sollte. Der sitzt weit weg in Ulsar und hat keine Vorstellung von dem Leben, das wir führen.«
»Erinnert euch an die Briefe. Ich weiß nicht, was ich von einem Herrscher halten soll, der seine eigenen Gesetze bricht«, ergänzte Pashtak. »Offiziell verbietet er die Menschenopfer, hintenrum deckt er das geheime Abschlachten, begrüßt es.«
Kiìgass kratzte sich am pelzbesetzten Ohr. »Ich sehe, diese Entscheidung hat mehr Tragweite, als dass wir darüber befinden sollten, auch wenn wir diejenigen sind, die von den Bürgern in dieses Amt gehoben wurden. Ich bin dafür, dass alle Bewohner der Stadt wissen sollen, wie die Lage ist und wie es sich mit den Tzulani …«, er hielt inne, um sich zu verbessern, »mit den fanatischen Tzulani steht. Ich möchte eine große Abstimmung.«
»Eine gute Idee«, sagte der Vorsitzende. »Ich lasse Ausrufer für morgen zu einer Versammlung
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