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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auf den großen Platz einladen.« Er schaute zu Pashtak. »Willst du berichten, wie es sich mit den Morden verhält?«
    Der Inquisitor schnurrte stolz. »Auch wenn ich lange benötigt habe, die Morde sind aufgeklärt. Seitdem wir den Tempel ausgehoben haben, haben sich keine weiteren Bluttaten mehr ereignet, die einen solchen rituellen Hintergrund haben könnten. Weder in Ammtára noch in den Städten und Dörfern der Umgebung. Ich habe mich von den hoheitlichen Beamten, mit denen ich beinahe schon ein freundschaftliches Verhältnis pflege, in Kenntnis setzen lassen.« Die Versammlung trommelte ihm zu Ehren auf die Tische. »Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass es Nachahmer geben wird, deshalb sind alle zu größter Wachsamkeit aufgerufen. Dennoch, die Sektierer werden uns keine Scherereien mehr machen. Sollten sich die Bewohner unserer Stadt für einen freundlichen Weg ohne Opferungen aussprechen, werden wir ohnehin von solchen Verblendeten gemieden werden, da bin ich mir sicher.«
    »Du bist da völlig ohne einen Zweifel?«, fragte jemand aus dem Gremium. »Ging nicht das Gerücht um, dass es verschiedene Gruppen sein könnten?«
    »Alle Beweise führten einzig zu dieser Gruppe.« Nun war Pashtak erleichtert, dass er nicht wie die Nackthäute zu erröten pflegte. Die Lüge, um Lakastre vorerst in Schutz zu nehmen, wäre sonst sofort aufgeflogen. Was hilft es, wenn ich sie belaste? Sie hat mir zweimal mehr als geholfen. Dennoch wird sie mir versichern, dass sie einen anderen Weg findet, um sich zu ernähren. Sonst muss ich ihr Geheimnis lüften.
    »Gut«, nickte Leconuc in die Runde. »Dann treffen wir uns morgen zusammen mit den anderen auf dem großen Platz.« Er schaute auf den leeren Sitz der Frau. »Weiß jemand, was mit Lakastre ist?«
    »Ich gehe bei ihr vorbei und unterrichte sie«, bot sich der Inquisitor sogleich an. Die anderen standen auf und zerstreuten sich.
    Ohne sich lange aufzuhalten, nahm er seine Unterlagen und eilte durch die Straßen, um zum Haus seiner Amtsgenossin zu gelangen. Sorgsam wich er jeder Pfütze, jedem noch so kleinen Dreckhügel aus, um die Robe nicht zu beschmutzen.
    Dabei stellte er Überlegungen an, wie er Lakastre dazu bewegen konnte, vom Töten abzulassen.
    Wenn das Menschenfleisch aber dringend notwendig für sie ist? Was machen wir dann? Da er auf diese Frage keine Antwort fand, beschäftigte er sich lieber nicht weiter mit ihr.
    Das Gefühl der Dankbarkeit kämpfte gegen die Pflicht des Inquisitors. Schwieg er, machte er sich an den nächsten unschuldigen Toten ebenso verantwortlich.
    Reichen die Toten auf den Bestattungsstellen aus, um sie zu versorgen? Oder ist ihr das nicht genug? Notfalls müsste sie aus Ammtára verschwinden. Es wäre das Beste. Er war vor Lakastres Haus angekommen. Hoffentlich sieht sie es ein .
    Unschlüssig hob er die krallenbewehrte Hand, um nach der Kette zu greifen, die die Glocke im Haus zum Klingen brachte.
    Just in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Lakastres Tochter stand vor ihm. Sie erschrak vor dem unvermuteten Besucher ebenso wie der Inquisitor vor ihr. Dann lachten sie erleichtert auf. Jeder der beiden hatte den Eindruck gehabt, von dem anderen bei etwas Verborgenem überrascht worden zu sein.
    Verdammt, wie heißt die kleine Frau gleich noch mal?
    »Inquisitor Pashtak«, begrüßte sie ihn freundlich und blieb auf der Schwelle stehen. »Was führt Euch hierher?« »Ich suche deine Mutter … Kind«, flüchtete er sich in eine neutrale Anrede. Seine gelben Augen wanderten an ihrem heranreifenden Körper vorbei in die Dunkelheit des Flures. Er meinte, eine Bewegung ausgemacht zu haben. Der Geruch von Verwesung drang aus dem Eingang. Seine Nackenhaare richteten sich auf, ohne dass er es wollte.
    »Ist sie da?«, verlangte er mit belegter Stimme zu wissen. »Ich muss mit ihr über das reden, was die Versammlung besprochen hat. Wir brauchen ihre Entscheidung dazu.«
    »Nein.« Der Kopf des Mädchens senkte sich abweisend. Die langen, dunkelbraunen Haare fielen auf ihre einfachen Kleider. Zum ersten Mal sah er ihre Augen aus unmittelbarer Nähe. Sie waren karamellfarben, doch sie leuchteten weniger intensiv als die bernsteinfarbenen ihrer Mutter. Dafür fasste ein dünner, gelber Kreis die Pupillen ein, der ihren Blick äußerst eindringlich und anziehend wirken ließ.
    »Nein?«, wiederholte er überrascht. »Nein, sie will sich nicht dazu äußern, oder nein, sie ist nicht da, Kind?«
    »Mein Name ist Estra. Und meine

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