Die Rache
ist.«
»Sie weigern sich also, sich zu ergeben?«
Opal gab vor, darüber nachzudenken, und tippte sich mit ihren manikürten Nägeln ans Kinn. »Hm, ja. Ich denke, ich werde trotz allem weiterkämpfen. Und übrigens, guck bitte nicht direkt auf den Bildschirm, das ist schlecht für meine Haut.«
Artemis seufzte theatralisch. »Nun, selbst wenn wir sterben müssen, sterben wir wenigstens mit vollem Bauch.«
Das war eine ausgesprochen skurrile Bemerkung, wenn man nur noch wenige Sekunden zu leben hatte, selbst für ein Menschenwesen.
»Mit vollem Bauch?«
»Ja«, sagte Artemis. »Mulch hat noch etwas aus Ihrem Shuttle mitgehen lassen.« Er hielt eine kleine, mit Schokolade überzogene Kugel hoch und schwenkte sie vor dem Bildschirm.
»Meine Trüffel!«, stieß Opal fassungslos aus. »Das ist gemein!«
Artemis schob sich die Kugel in den Mund und kaute genüsslich. »Sie sind wirklich köstlich. Ich verstehe, dass Ihnen die in der Klinik gefehlt haben. Wir werden uns wirklich beeilen müssen, um alle aufzukriegen, bevor Sie uns in die Luft jagen.«
Opal fauchte wie eine Katze. »Und das werde ich mit Freuden tun.« Sie wandte sich an Merv. »Haben wir schon ein Signal?«
»Noch nicht, Miss Koboi. Aber bald. Wenn die Kommunikation funktioniert, kann es nicht mehr lange dauern.«
Holly schob ihren Kopf vor den Bildschirm. Ihre eine Wange war verräterisch gerundet. »Sie zergehen wirklich auf der Zunge, Opal. Das Henkersmahl der Verurteilten.«
Opal bohrte ihren Zeigefinger in den Monitor. »Sie haben zweimal überlebt, Short. Ein drittes Mal schaffen Sie das nicht, das verspreche ich Ihnen.«
Holly lachte. »Sie sollten Mulch sehen. Er schaufelt sich die Trüffel nur so in den Mund.«
Opal kochte vor Zorn. »Was ist mit dem Signal?« Selbst jetzt, wo sie nur noch Sekunden vom sicheren Tod trennten, machten sie sich über sie lustig.
»Noch nicht. Bald.«
»Versuch es weiter. Halte den Knopf ständig gedrückt.«
Opal löste ihren Sicherheitsgurt und ging nach hinten in den Salon. Der Zwerg konnte doch unmöglich sämtliche Trüffel und die Sprengladungen mitgenommen haben. Dabei hatte sie sich so auf ein paar von den himmlischen Kugeln gefreut, sobald Haven zerstört war.
Sie kniete sich auf den Teppich und tastete darunter nach dem verborgenen Öffner. Er gab unter ihren Fingern nach, und der Deckel des Beutebunkers sprang auf. In dem Fach lag in der Tat kein einziger Trüffel mehr, dafür aber zwei Sprengladungen. Einen Moment lang begriff Opal nicht, was sie da sah. Dann erkannte sie es mit Entsetzen. Artemis hatte die Sprengladungen nie gestohlen, sondern dem Zwerg nur aufgetragen, sie zu verstecken. Im Beutebunker konnten sie weder entdeckt noch gezündet werden. Solange der Deckel geschlossen war. Sie hatte das Fach selbst geöffnet. Artemis hatte sie dazu angestachelt, ihr eigenes Schicksal zu besiegeln.
Opals Gesicht verlor sämtliche Farbe. »Mervall«, schrie sie. »Das Zündsignal!«
»Keine Sorge, Miss Koboi«, rief der Wichtel vom Cockpit herüber. »Wir haben gerade Kontakt bekommen. Jetzt kann sie nichts mehr stoppen.«
Auf beiden Sprengladungen leuchteten grüne Countdown-Anzeigen auf und begannen von zwanzig rückwärts zu zählen.
Opal stürzte ins Cockpit. Sie hatten sie ausgetrickst. Reingelegt. Nun würden die Sprengladungen völlig nutzlos bei einhundertzwanzig Kilometern explodieren, ein gutes Stück oberhalb des Parallelbereichs. Und natürlich würde ihr Shuttle zerstört und sie von der ZUP aufgegriffen. Das war zumindest die Theorie. Aber Opal Koboi ließ sich immer ein Hintertürchen offen.
Sie schnallte sich in einem Sitz fest. »Setzt euch und legt die Gurte an«, sagte sie knapp zu den Brill-Brüdern. »Ihr habt mich enttäuscht. Viel Spaß im Gefängnis.«
Merv und Scant hatten gerade noch Zeit, den Clip zu schließen, bevor Opal die Gel-Schleuderkapseln unter ihren Sitzen aktivierte. Sofort wurden sie von einer Blase aus bernsteinfarbenem Hochdruckgel umschlossen und durch eine geöffnete Luke in der Decke katapultiert.
Die Hochdruckblasen hatten keinen eigenen Antrieb, sondern wurden von der Wucht des Gasausstoßes so weit geschleudert, dass sie aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich herauskamen. Das Gel war feuerfest, laserresistent und enthielt genug Sauerstoff für dreißig Minuten, wenn man flach atmete. Merv und Scant wurden durch den lichtlosen Raum gewirbelt, bis sie an der Schachtwand landeten. Das Gel blieb an der Felsoberfläche kleben, und so hingen
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