Die Rache
die Brill-Brüder Tausende von Kilometern von zu Hause entfernt buchstäblich in der Luft.
Derweil tippte Opal eilig Zahlenkombinationen in den Shuttlecomputer. Ihr blieben nicht einmal mehr zehn Sekunden, um ihre letzte Karte auszuspielen. Gut, diesmal hatte Artemis Fowl sie geschlagen, aber er würde keine Gelegenheit mehr haben, sich darüber zu freuen.
Mit geübten Griffen aktivierte Opal zwei Plasmaraketen mit Wärmesucher und schoss sie aus den Bugröhren ab, dann kümmerte sie sich um ihre eigene Flucht. Aber Hochdruckgel war Opal Koboi nicht gut genug. Sie hatte natürlich eine luxuriöse Rettungskapsel in das Shuttle eingebaut. Allerdings nur für eine Person. Das Fußvolk brauchte solchen Luxus nicht. Im Grunde war es Opal vollkommen egal, was aus den Brill-Brüdern wurde. Sie hatte keine Verwendung mehr für sie....
Sie schaltete auf Vollgas, ohne die Sicherheitsvorschriften zu beachten. Schließlich machte es wohl nicht mehr viel aus, wenn sie die Verkleidung des Shuttles ankokelte. Es würde bald mehr als nur angekokelt werden. Die Kapsel zischte mit über fünfhundert Stundenkilometern Richtung Erdoberfläche. Ziemlich schnell, aber nicht schnell genug, um der Druckwelle der beiden Sprengladungen völlig zu entgehen.
* * *
Das Tarnshuttle explodierte in einem bunten Feuerwirbel. Holly steuerte das ZUP-Shuttle dicht an die Schachtwand, um herabstürzenden Trümmern auszuweichen. Nachdem die Druckwelle verebbt war, warteten die Insassen schweigend, während der Computer den Schachtabschnitt über ihnen scannte. Nach einer Weile erschienen drei rote Punkte auf dem 3-D-Monitor. Zwei waren statisch, der dritte bewegte sich rasch Richtung Oberfläche.
»Sie haben es geschafft«, seufzte Artemis. »Ich habe keinen Zweifel, dass der bewegliche Punkt Opal ist. Wir sollten sie uns holen.«
»Ja, sollten wir«, sagte Holly, die nicht so froh aussah, wie man hätte erwarten können. »Aber wir werden es nicht tun.«
Ihr Tonfall ließ Artemis stutzen. »Warum nicht? Was ist los?«
»Das da ist los«, sagte Holly und zeigte auf den Bildschirm. Zwei weitere Punkte waren aufgetaucht und rasten mit höchster Geschwindigkeit auf sie zu.
Der Computer identifizierte die Punkte als Raketen und überprüfte sie anhand seiner Datenbank. »Plasmaraketen mit Wärmesucher. Auf unseren Motor gerichtet.«
Mulch schüttelte den Kopf. »Meine Güte, was für eine verbitterte kleine Wichtelin. Kann nicht mit Anstand verlieren.«
Artemis starrte auf den Bildschirm, als könnte er die Raketen allein durch Konzentration zerstören. »Ich hätte es wissen müssen.«
Butler reckte den massigen Kopf über die Schulter seines Schützlings. »Haben wir irgendwelche Wärmesender, mit denen wir die Raketen ableiten könnten?«
»Das hier ist ein Transportshuttle«, erwiderte Holly. »Wir können schon froh sein, dass wir Abschirmung haben.«
»Die Raketen steuern auf unsere Wärmesignatur zu?«
»Ja«, sagte Holly und hoffte, dass er eine Idee auf Lager hatte.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, diese Signatur nennenswert zu verändern?«
Holly schoss ein Gedanke durch den Kopf. Er war so riskant, dass sie darauf verzichtete, die anderen um ihre Meinung zu fragen. »Ja, gibt es«, sagte sie und schaltete den Motor ab.
Das Shuttle stürzte wie ein Stein in den Schacht. Holly bemühte sich, es mithilfe der Steuerklappen unter Kontrolle zu behalten, aber ohne Antrieb war es so schwer zu beeinflussen wie ein Anker.
Für Angst war keine Zeit. Alle waren vollauf damit beschäftigt, sich irgendwo festzuklammern und die letzte Mahlzeit im Magen zu behalten.
Holly biss die Zähne zusammen, schluckte die Panik hinunter, die in ihr aufstieg, und kämpfte mit dem Steuer. Wenn es ihr gelang, die Klappen zentriert zu halten, würden sie den Schachtwänden entgehen. So hatten sie zumindest eine Chance.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Instrumente. Die Temperatur des Motors fiel, aber würde es schnell genug gehen? Dieser Schachtabschnitt war relativ gerade, aber fünfzig Kilometer weiter machte er einen Knick, und dann würden sie gegen die Wand knallen wie eine Fliege gegen einen Elefanten.
Butler kroch zum Heck des Shuttles. Unterwegs schnappte er sich zwei Feuerlöscher und riss die Sicherung ab. Dann warf er sie in den Motorraum und schloss die Tür. Durch die Luke sah er, wie die Feuerlöscher umherschleuderten und den Motor mit eiskaltem Schaum überzogen.
Die Temperaturanzeige fiel um einen weiteren Strich. Die
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