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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Anschein nach, und so unglaublich es schien, lebte er tatsächlich noch. Die Matratze hatte ihn vor dem seltsamen Geschoss gerettet. Und Artemis hatte auch überlebt. Er erinnerte sich, dass er den Herzschlag seines Schützlings gespürt hatte, bevor er bewusstlos geworden war. Jetzt allerdings spürte er ihn nicht mehr.
    »Ja, ich lebe noch«, grunzte er und spuckte eine Mischung aus Ziegelstaub und Blut aus. »Wo ist der Junge, der bei mir war?«
    Das Grüppchen unter ihm in den Trümmern warf sich Blicke zu.
    »Da war kein Junge«, sagte der Küchenchef schließlich. »Sie sind ganz allein auf das Dach gefallen.«
    Bei näherer Betrachtung klang es wirklich seltsam. Zweifellos wollten die Leute eine Erklärung hören, sonst würden sie die Polizei holen. »Natürlich war da kein Junge. Entschuldigen Sie, die Gedanken sind nach so einem Sturz aus dem dritten Stock ein wenig durcheinander.«
    Die Küchenleute nickten verständnisvoll. Das war ja nur normal.
    »Ich habe oben auf dem Balkon gestanden und mich gesonnt, und dann hat plötzlich das Geländer nachgegeben. Zum Glück habe ich es noch geschafft, mir die Matratze zu schnappen, bevor ich fiel.«
    Diese Erklärung erntete genau die Skepsis, die sie verdiente. Der Küchenchef brachte die allgemeinen Zweifel zum Ausdruck. »Sie haben es geschafft, sich die Matratze zu schnappen?«
    »Ja. Sie war auf dem Balkon. Ich wollte mich in die Sonne legen.«
    Die ganze Geschichte mit dem Sonnen war höchst unglaubwürdig, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es tiefster Winter war. Butler begriff, dass es nur eine Möglichkeit gab, das Grüppchen zu verscheuchen. Sie war drastisch, aber vermutlich wirkungsvoll. Er griff in seine Jackentasche und holte einen kleinen Notizblock heraus.
    »Selbstverständlich werde ich das Hotel auf Schadensersatz verklagen. Allein das Trauma dürfte ein paar Millionen Euro einbringen, ganz zu schweigen von den Verletzungen. Und Sie werden mir doch sicher gern als Zeugen zur Seite stehen.«
    Der Küchenchef erbleichte, die anderen ebenso. Gegen seinen Arbeitgeber auszusagen, war der erste Schritt in die Arbeitslosigkeit.
    »Ich... ich weiß nicht«, stammelte er. »Eigentlich habe ich gar nichts gesehen.« Er hielt inne und schnüffelte. »Oh, ich glaube, meine Pawlowa verbrennt. Das Dessert ist in Gefahr.« Der Küchenchef sprang über die zerborstenen Dachziegel und verschwand im Hotel. Seine Gehilfen folgten ihm postwendend, und innerhalb von Sekunden war Butler allein. Er lächelte, was ihm jedoch einen stechenden Schmerz durch den Nacken jagte. Die Androhung einer Schadenersatzklage verscheuchte Zeugen meist genauso effektiv wie eine Maschinengewehrsalve.
    Der riesige Eurasier befreite sich aus den Überresten des Dachstuhls. Er hatte wirklich unglaubliches Glück gehabt, dass er nicht von einem der Balken aufgespießt worden war. Die Matratze hatte den schlimmsten Aufprall abgefangen, und das Holz war stellenweise morsch und hatte nachgegeben.
    Butler ließ sich auf den Boden fallen und klopfte den Staub von seinem Anzug. Als Erstes musste er Artemis finden. Die Vermutung lag nahe, dass derjenige, von dem die Bombe stammte, sich den Jungen geholt hatte. Andererseits: Warum sollte jemand erst versuchen, ihn umzubringen und ihn dann gefangen nehmen? Es sei denn, ihr unbekannter Gegner hatte seine Pläne spontan geändert und beschlossen, ein Lösegeld zu fordern.
    Butler kehrte ins Hotelzimmer zurück, wo alles so war, wie sie es zurückgelassen hatten. Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, dass hier etwas explodiert war. Das einzig Ungewöhnliche, was Butlers Spurensicherung ergab, waren Häufchen von toten Insekten. Seltsam. Anscheinend griff das blaue Licht nur Lebewesen an und ließ Möbel und Gebäude unberührt.
    Eine Blauspülung , sagte sein Unterbewusstsein, aber sein Bewusstsein ignorierte es.
    Rasch packte Butler Artemis' Trickkiste ein, und natürlich auch seine eigene. Die Waffen und die Überwachungsausrüstung würde er in einem Schließfach am Flughafen deponieren. Er verließ das Kronski, ohne auszuchecken. Eine vorzeitige Abreise würde nur Verdacht erwecken, und mit etwas Glück war die ganze Angelegenheit erledigt, bevor die Schulklasse den Heimweg antrat.
    Der Leibwächter stieg in den Hummer, der im Parkhaus des Hotels stand, und fuhr zum Flughafen. Wenn Artemis entführt worden war, würden die Entführer sich mit ihrer Lösegeldforderung in Fowl Manor melden. Und für den Fall, dass Artemis sich

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