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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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dir das Gehirn.«
    » Mir? «, sagte der Feenmann. »Ich bin nicht derjenige, der ein paar hundert Jahre hinter Gittern verbracht hat. Und ich trage auch keine Handschellen und keinen Mundring.«
    Das stimmte. Mulchs Verbrecherkarriere war nicht gerade ein einziger Erfolg gewesen. Er war öfter geschnappt worden als entwischt. Die ZUP war technisch einfach zu gut ausgerüstet, um ihr zu entkommen. Vielleicht war es an der Zeit, ins anständige Lager zu wechseln, solange er noch gut aussah.
    Mulch schüttelte die Handschellen, mit denen er an ein Geländer gekettet war. »Lange werde ich die nicht mehr tragen.«
    Vishby öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, hielt jedoch inne. An der Wand blinkte einer der Plasmabildschirme rot auf. Rot bedeutete dringend. Eine wichtige Nachricht war eingetroffen. Vishby setzte ein Headset auf und drehte den Bildschirm aus Mulchs Blickrichtung. Als er die Nachricht vernahm, verlor sein Gesicht jegliche Spur von Heiterkeit. Ein paar Sekunden später warf er das Headset auf das Schaltpult.
    »Wie's scheint, wirst du die Handschellen noch ein bisschen länger tragen, als du dachtest.«
    Mulch drückte mit dem Kinn gegen den stählernen Mundring. »Warum? Was ist passiert?«
    Vishby kratzte sich an einem Stück Kiemenmoder. »Eigentlich sollte ich dir das gar nicht erzählen, Gefangener, aber Commander Root ist ermordet worden.«
    Mulch zuckte zusammen, als hätten sie ihn an das unterirdische Stromnetz angeschlossen. »Ermordet? Wie?«
    »Durch eine Explosion«, sagte Vishby. »Hauptverdächtige ist ZUP-Officer Captain Holly Short. Sie ist auf die Erde geflohen und gilt als tot, aber das ist noch nicht bestätigt worden.«
    »Überrascht mich gar nicht«, sagte der Wasserfeenmann. »Frauen sind einfach zu emotional für die Polizeiarbeit. Die bekämen ja nicht mal so eine einfache Gefangenenüberführung auf die Reihe.«
    Mulch war fassungslos. Es fühlte sich an, als wäre sein Gehirn aus der Halterung gesprungen und rotierte in seinem Schädel. Holly sollte Julius ermordet haben? Vollkommen undenkbar. Da musste ein Irrtum vorliegen. Und jetzt sollte Holly auch noch tot sein? Wie war das möglich?
    »Wie dem auch sei«, sagte Vishby, »wir müssen unseren Luxusliner wenden und nach Atlantis zurückkehren. Dein Gesprächstermin dürfte auf unbestimmte Zeit verschoben sein, bis die Angelegenheit geklärt ist.«
    Der Feenmann gab Mulch einen scherzhaften Klaps auf die Wange. »Pech gehabt, Zwerg. Vielleicht kriegen sie das Ganze ja in ein paar Jahren aufgedröselt.«
    Den Klaps spürte Mulch kaum, aber die Worte kamen an. Ein paar Jahre. Würde er noch ein paar Jahre in Deeps aushalten? Schon jetzt verzehrte seine Seele sich nach den Tunneln. Er sehnte sich danach, die saftige Erde zwischen seinen Fingern zu spüren. Seine Eingeweide mussten mal wieder richtig durchgeputzt werden. Und dann gab es natürlich die Möglichkeit, dass Holly noch lebte und Hilfe brauchte. Einen Freund. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu fliehen.
    Julius war tot. Er konnte es einfach nicht fassen.
    In Gedanken ging Mulch seine Zwergeneigenschaften durch, um das beste Mittel für seine Flucht auszuwählen. Seine Magie hatte er schon lange verloren, weil er gegen fast alle Regeln des Buches verstoßen hatte, aber dank der Evolution besaßen Zwerge noch ein paar andere außergewöhnliche Fähigkeiten. Einige davon waren bei den Unterirdischen allgemein bekannt, aber Zwerge waren ausgesprochen geheimniskrämerische Wesen und fest davon überzeugt, dass ihr Überleben davon abhing, diese Fähigkeiten nicht an die große Glocke zu hängen.
    Jedes Elfenkind wusste, dass Zwerge Tunnel gruben, indem sie sich mit ausgehaktem Kiefer durch die Erde fraßen und die verdauten Reste und die Luft am anderen Ende wieder ausstießen. Den meisten Unterirdischen war auch bekannt, dass Zwerge mit ihren Poren trinken konnten und dass sich diese Poren, wenn die Zwerge eine Zeit lang nichts tranken, in winzige Saugnäpfe verwandelten. Bereits deutlich weniger Leute wussten, dass Zwergenspeichel, in mehreren Schichten aufgetragen, sich wie ein Lack verfestigte und leuchtete. Und niemand hatte eine Ahnung, dass Zwergenflatulenz als Nebenprodukt eine Bakterienart enthielt, die Methan produzierte, den so genannten Methanobrevibacter Smithii , und diese Bakterien verhinderten Dekompressionsbeschwerden bei Tiefseetauchern. Um ehrlich zu sein, wussten die Zwerge das selbst auch nicht, sie hatten nur bemerkt, dass sie in den seltenen

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