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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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nach Ablauf einer gewissen Zeit zurückgeben sollte. Anscheinend wollte Artemis zu diesem Zeitpunkt ihre Partnerschaft wieder aufleben lassen. Mulch hatte das Medaillon tausendmal auf sein Geheimnis untersucht, bis sich unter dem ständigen Gefummel die Goldbeschichtung löste und darunter eine winzige Computerdiskette zum Vorschein kam. Offenbar hatte Artemis darauf eine Nachricht an sich selbst gespeichert. Ein Mittel, um die Erinnerungen zurückzuholen, die die ZUP aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte.
    Sobald er im Hochsicherheitsgefängnis Deeps am Stadtrand von Atlantis angekommen war, hatte Mulch einen Antrag auf juristischen Beistand gestellt. Als sein Pflichtverteidiger widerstrebend auftauchte, hatte Mulch ihn angewiesen, das Datum auf dem Durchsuchungsbefehl, der zu seiner ursprünglichen Verhaftung geführt hatte, zu überprüfen. Erstaunlicherweise und aus unerfindlichen Gründen war es falsch. Laut den Angaben des ZUP-Computers hatte Commander Root Mulchs Höhle durchsucht, bevor er die Genehmigung dafür bekommen hatte. Damit war diese Verhaftung, wie auch alle späteren, ungültig. Danach musste Mulch nur noch den langwierigen Revisionsprozess und ein letztes Gespräch mit dem Officer, der ihn verhaftet hatte, durchstehen, dann war er ein freier Zwerg.
    Nun war der Tag endlich gekommen. Mulch wurde ins Polizeipräsidium gebracht, um bei Commander Root vorzusprechen. Das Gesetz der Unterirdischen gestattete Root ein dreißigminütiges Verhör, um eine Art Geständnis aus Mulch herauszuquetschen. Der Zwerg brauchte also nur den Mund zu halten, dann würde er noch an diesem Abend in seinem Lieblingsrestaurant sitzen und Wühlmauscurry essen. Mulch schloss die Faust um das Medaillon. Ihm war völlig klar, wer hier die Fäden zog. Irgendwie hatte Artemis es geschafft, sich in den ZUP-Computer einzuloggen und seine Daten zu ändern. Der Menschenjunge hatte ihn befreit.
    Einer der Aufseher, ein schlanker Elf mit atlantischen Kiemen, sog schlabbernd Luft durch seinen Hals und stieß sie über den Mund wieder aus. »He, Mulch«, schnorchelte er. »Was machst du, wenn dein Antrag abgelehnt wird? Kriegst du einen Heulanfall, wie ein kleines Mädchen? Oder nimmst du's gelassen, wie es sich für einen Zwerg gehört?«
    Mulch lächelte, dass seine ungewöhnlich zahlreichen und riesigen Zähne funkelten. »Mach dir um mich keine Sorgen, Fischli. Heute Abend gönne ich mir einen von deinen Vettern zum Nachtisch.«
    Normalerweise genügte der Anblick von Mulchs grabsteinartigen Zähnen, um sämtliche spöttischen Bemerkungen im Keim zu ersticken, doch der Aufseher war es nicht gewohnt, dass ein Insasse ihm frech kam.
    »Pass auf, was du sagst, Zwerg. In Deeps gibt's noch jede Menge Felsen, auf denen du rumkauen kannst.«
    »Die kannst du dir hinter deine Kiemen schieben, Fischli«, gab Mulch zurück, der es genoss, nach Monaten der Unterwürfigkeit endlich wieder auftrumpfen zu können.
    Der Aufseher erhob sich. »Vishby. Ich heiße Vishby.«
    »Genau, Fischli, sag ich doch.«
    Der zweite Aufseher, ein Wasserfeenmann mit fledermausartigen Flügeln, die er hinter seinem Rücken gefaltet hatte, schmunzelte. »Lass ihn doch, Vishby. Weißt du denn nicht, mit wem du redest? Das da ist Mulch Diggums, der berühmteste Dieb von ganz Erdland.«
    Mulch lächelte geschmeichelt, obwohl es für einen Dieb nicht gerade förderlich war, berühmt zu sein.
    »Der Junge ist wirklich ein echtes Genie.« Mulchs Lächeln erstarb, denn ihm dämmerte, dass der Aufseher sich über ihn lustig machte. »Als Erstes klaut er den Jules-Rimet-Cup von den Menschen und versucht dann, ihn einem Undercoveragenten von der ZUP anzudrehen.«
    Vishby setzte sich wieder und rieb sich schadenfroh die Hände. »Was du nicht sagst! Ein echtes Superhirn. Wie passt das nur in diesen winzigen Schrumpfkopf?«
    Der Feenmann stolzierte auf dem Mittelgang des Shuttles auf und ab und rezitierte wie ein Schauspieler. »Dann stibitzt er einen Teil vom Artemis-Fowl-Gold und versteckt sich in Los Angeles. Und willst du wissen, wie dieses Verstecken aussieht?«
    Mulch stöhnte.
    »Erzähl«, schnorchelte Vishby begierig.
    »Er kauft sich ein Penthouse und fängt an, gestohlene Ottos zu sammeln.«
    Vishby lachte, bis seine Kiemen flatterten.
    Mulch hielt es nicht mehr länger aus. So was musste er sich nicht bieten lassen. Schließlich war er fast ein freier Zwerg, verdammt noch mal. »Oscars, du Pappnase. Ich glaube, du warst zu lange unter Wasser. Der Druck zermatscht

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