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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Fällen, wo sie versehentlich den Meeresboden durchstießen, keine Probleme mit dem Druckwechsel hatten.
    Mulch überlegte eine Weile und fand schließlich eine Möglichkeit, wie er alle seine Fähigkeiten nutzen und von hier verschwinden konnte. Allerdings musste er seinen improvisierten Plan sofort in die Tat umsetzen, bevor sie in die tiefen atlantischen Gräben kamen. Wenn das U-Shuttle so weit abtauchte, würde er es nicht schaffen.
    Das Shuttle wendete in einem weiten Bogen und glitt den Weg zurück, den es hergekommen war. Sobald sie aus dem irischen Fischereigebiet heraus waren, würde der Pilot Gas geben. Mulch begann, über seine Handflächen zu lecken und den Speichel in sein wild abstehendes Haar zu streichen.
    Vishby lachte. »Was soll das werden, Diggums? Machst du dich für deinen Zellenkumpan schön?«
    Mulch hätte allzu gern seinen Kiefer ausgehakt und Vishby einen Kopf kürzer gemacht, aber der Mundring hinderte ihn daran. Er musste sich mit einer Beleidigung begnügen.
    »Ich bin vielleicht ein Gefangener, Fischli, aber in zehn Jahren bin ich frei. Wohingegen du für den Rest deines Lebens ein hässlicher Gründling bleibst.«
    Wütend kratzte Vishby seinen Kiefermoder. »Du hast dir gerade sechs Wochen Einzelhaft eingehandelt, Mister.«
    Mulch benetzte seine Finger mit Speichel und verteilte ihn auf seinem Kopf, so weit die Handschellen es zuließen. Er spürte bereits, wie die Masse sich verfestigte und seinen Kopf wie ein Helm umschloss. Genau wie ein Helm. Während er leckte, sog Mulch große Mengen Luft durch die Nase und speicherte sie in seinen Eingeweiden. Jeder Atemzug entfernte die Luft schneller aus der Druckausgleichskabine, als die Pumpen sie nachliefern konnten. Den beiden Aufsehern fiel dieses ungewöhnliche Verhalten nicht auf, und selbst wenn es ihnen aufgefallen wäre, hätten sie es als Nervosität verbucht. Hyperventilation und Haar-, Fell- oder Schuppenpflege - das klassische Verhalten bei innerer Anspannung.
    Allmählich wurde die Luft dünn, was zumindest Vishbys Kiemen bemerkten. Sie blähten sich und fächelten, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Mulch sog erneut Luft ein, so viel er konnte. Eine Bugplatte knallte, als der Druckabfall stärker wurde.
    Der Wasserfeenmann bemerkte die Veränderung als Erster.
    »He, Fischli.«
    An Vishbys gequälter Miene war zu erkennen, wie viele Jahre er bereits unter diesem Spitznamen litt. »Wie oft muss ich's dir noch sagen?«
    »Schon gut, Vishby, bleib locker. Fällt dir das Atmen hier drin auch so schwer? Ich kann meine Flügel kaum noch halten.«
    Vishby fasste sich an die Kiemen, die wie Fähnchen im Wind flatterten. »Donnerwetter, meine Kiemen drehen völlig durch. Was ist hier los?« Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage. »Ist alles in Ordnung? Können wir vielleicht die Pumpen etwas aufdrehen?«
    Die Stimme des Piloten war ruhig und professionell, aber mit einem unüberhörbar besorgten Unterton. »Wir verlieren Druck in der Transportkabine. Ich versuche, das Leck zu finden.«
    »Leck?«, quiekte Vishby. »Wenn in dieser Tiefe der Druck nachlässt, wird das Shuttle zusammengeknüllt wie ein Pappbecher.«
    Mulch holte noch einmal tief Luft.
    »Alle Mann nach vorn ins Cockpit. Kommen Sie durch die Druckschleuse, und zwar sofort.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Vishby. »Eigentlich dürfen wir den Gefangenen nicht losmachen. Er ist ein schlüpfriges Kerlchen.«
    Das schlüpfrige Kerlchen atmete erneut ein. Und diesmal beulte sich eine Heckplatte mit lautem Knallen ein.
    »Okay, okay, wir kommen.«
    Mulch streckte die Hände aus. »Beeil dich, Fischli. Wir haben nicht alle Kiemen.«
    Vishby fuhr mit seiner Codekarte über den Magnetstreifen an Mulchs Handschellen. Die beiden Fesseln sprangen auf. Mulch war frei. So frei, wie man in einem Gefangenen-Shuttle mit dreitausend tonnenschweren Metern Wasser über sich sein kann. Er stand auf und atmete ein letztes Mal tief ein. Diesmal bemerkte Vishby es.
    »He, Gefangener, was machst du da?«, fragte er. »Saugst du die ganze Luft ein?«
    Mulch rülpste. »Wer, ich? Unsinn.«
    Auch der Feenmann wurde misstrauisch. »Der Kerl führt was im Schilde. Sieh mal, sein Haar fängt an zu schimmern. Ich wette, das ist eine von diesen geheimen Zwergenkünsten.«
    Mulch zog eine skeptische Miene. »Was? Luftholen und schimmerndes Haar? Kein Wunder, dass wir das so lange geheim gehalten haben.«
    Vishby beäugte ihn misstrauisch. Seine Augen waren gerötet, und der Sauerstoffmangel verzerrte seine

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