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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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mich in Untersuchungshaft. Als ZUP-Officer können sie mich bis zu zweiundsiebzig Stunden ohne Rechtsberatung festhalten. Als Mordverdächtige sogar bis zu einer Woche. Selbst wenn mir jemand glauben sollte, dass ich vollkommen unschuldig bin und Opal Koboi hinter allem steckt, würde es immer noch acht Stunden dauern, bis ich grünes Licht für einen Einsatz bekäme. Aber höchstwahrscheinlich werden sie meine Behauptungen als klassisches Ausweichmanöver einer Schuldigen abtun. Vor allem mit euch dreien als einzigen Zeugen. Was nicht persönlich gemeint ist.«
    »Schon okay«, sagte Mulch.
    Holly setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.
    »Meine Welt existiert nicht mehr. Manchmal denke ich, es gibt noch einen Weg zurück, aber alles gerät nur immer weiter außer Kontrolle.«
    Artemis legte ihr die Hand auf die Schulter. »Nur Mut, Captain. Überlegen Sie, was der Commander an Ihrer Stelle getan hätte.«
    Holly atmete dreimal tief durch, dann sprang sie auf, bis in die Haarspitzen voller Entschlossenheit. »Versuch ja nicht, mich zu manipulieren, Artemis Fowl. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Commander Root würde sich Opal Koboi selbst vorknöpfen. Und genau das werden wir auch tun.«
    »Hervorragend«, sagte Artemis. »In dem Fall brauchen wir eine Strategie.«
    »Gut. Ich fliege das Shuttle, und du wirfst dein Gehirn an und servierst uns einen Plan.«
    »Jedem das Seine«, sagte der Junge. Er setzte sich auf einen der Stühle, massierte sich sanft die Schläfen und begann nachzudenken.

Kapitel 9
     
    Papas Liebling
     
     
    Zitos Earth Farm,
    Provinz Messina, Sizilien.
     
    Opals Plan, die Welt der Oberirdischen und der Unterirdischen zusammenzubringen, war schlicht in der Ausführung, aber genial im Konzept. Sie machte es den Menschen einfach leichter, das zu tun, was sie ohnehin schon vorhatten. Fast jede größere Energiegesellschaft der Welt besaß eine Akte zum Thema Erdkernsondierung, aber in Anbetracht der Menge an Sprengmaterial, die nötig war, um die Erdkruste zu durchbrechen, und der Eisenvorräte, die gebraucht wurden, um die Sonde durch den Erdmantel zu transportieren, waren alle Überlegungen hypothetisch.
    Aus der Liste möglicher Marionetten hatte Opal aus zwei Gründen Giovanni Zito gewählt: Er war schwer reich, und er besaß Land, das direkt über einer riesigen, erstklassigen Hämatitschicht lag.
    Giovanni Zito war ein sizilianischer Ingenieur und Vorreiter im Bereich alternativer Energiegewinnung. Als überzeugter Umweltschützer entwickelte Zito Techniken der Stromerzeugung, die weder das Land verschandelten noch die Umwelt gefährdeten. Die Erfindung, mit der er sein Vermögen gemacht hatte, war das Zito-Solarrad, ein Windrad, dessen Flügel aus Solarzellen bestanden, wodurch der Energieertrag um ein Vielfaches höher lag als bei konventionellen Windrädern.
    Sechs Wochen zuvor war Zito von einem Umweltgipfel in Genf zurückgekehrt, wo er die programmatische Rede vor den Ministern der Europäischen Union gehalten hatte. Als er bei seiner Villa ankam, die auf die Straße von Messina hinausblickte, malte der Sonnenuntergang gerade orangerote Lichter auf das Meer, und Giovanni war erschöpft. Es war anstrengend, mit Politikern zu reden. Selbst diejenigen, die wirklich ein Interesse an der Umwelt hatten, konnten nichts ausrichten, weil die anderen, die von der Wirtschaft bezahlt wurden, alles blockierten. Umweltverheizer hatten die Medien sie genannt.
    Giovanni ließ sich ein Bad einlaufen. Das Wasser wurde über Solarzellen auf seinem Dach erwärmt. Was die Stromversorgung betraf, war die ganze Villa unabhängig. In den Solarakkus war genug Saft, um das Haus ein halbes Jahr lang mit Licht und Wärme zu versorgen. Und alles ohne irgendwelche Emissionen.
    Nach dem Bad schlüpfte Zito in seinen Hausmantel, schenkte sich ein Glas Bordeaux ein und ließ sich auf seinem Lieblingssessel nieder. Er trank genüsslich einen Schluck Wein, entschlossen, die Anspannung des Tages hinter sich zu lassen. Sein Blick wanderte über die vertraute Sammlung gerahmter Fotografien an der Wand. Die meisten waren Titelblätter von Zeitschriften, auf denen seine technologischen Innovationen gefeiert wurden. Doch sein Lieblingsbild, das, was ihn berühmt gemacht hatte, zeigte ihn in jüngeren Jahren, wie er rittlings auf einem Buckelwal saß, ein riesiges Walfängerschiff drohend hinter sich. Das arme Tier war in flaches Wasser geraten und konnte nicht untertauchen. Deshalb war Zito von seinem

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