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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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»Tut mir Leid, meine liebe Belinda. Ich wollte damit nur sagen, dass die Erdkernsonde ein langfristiges Projekt ist. Es wird warten müssen, bis wir eine praktikable Möglichkeit gefunden haben, genug Eisen zu sammeln und die Erdkruste zu durchstoßen.«
    Opal fixierte den benommenen Sizilianer. »Armer, dummer Papa. Du hast einen Superlaser entwickelt, um die Kruste zu durchstoßen, weißt du nicht mehr?«
    Über Zitos Wange rollte ein Schweißtropfen. »Einen Superlaser? Jetzt, wo du es sagst...«
    »Und hast du eine Idee, was du da unten finden wirst?«
    Zito hatte in der Tat eine Idee. Ein Teil seines Verstands gehörte immer noch ihm. »Einen Hämatitflöz? Er müsste allerdings riesig sein. Und von bester Qualität.«
    Opal führte ihn zum Fenster. In der Ferne blitzten die Flügel der Solarräder im Sternenlicht auf.
    »Und was meinst du, wo wir graben sollten?«
    »Ich glaube, wir sollten unter den Solarrädern graben«, sagte Zito und lehnte die Stirn an die kühle Scheibe.
    »Sehr gut, Papa. Wenn du dort gräbst, bin ich überglücklich.«
    Zito strich der Wichtelin übers Haar. »Überglücklich«, sagte er schläfrig. »Belinda, mein kleines Mädchen. Papiere im Schreibtisch.«
    » Die Papiere sind im Schreibtisch«, verbesserte Opal. »Wenn du weiter dieses Babykauderwelsch sprichst, werde ich dich bestrafen müssen.«
    Es war nicht als Scherz gemeint.
     
     
    E7, unter dem Mittelmeer.
     
    Holly musste auf dem Weg zur Oberfläche den Hauptschächten fernbleiben. Auf allen Handels- und ZUP-Routen hatte Foaly Überwachungssensoren installiert. Das bedeutete Umwege durch unbeleuchtete Seitenschächte, aber andernfalls würden sie sofort geortet und ins Polizeipräsidium zurückgeschleift, bevor ihre Mission erledigt war.
    Holly fädelte sich zwischen Stalagmiten in der Größe von Wolkenkratzern hindurch und umflog riesige Krater, die von phosphoreszierenden Insekten nur so wimmelten. Doch das Fliegen funktionierte quasi automatisch. Ihre Gedanken waren anderswo und mit den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden beschäftigt. Anscheinend holte ihr Herz endlich ihren Körper ein.
    Im Vergleich zu ihrer augenblicklichen Situation erschienen ihr alle ihre vorigen Abenteuer mit Artemis fast wie Episoden aus einem Comic. Bisher hatte es immer ein Happy End gegeben. Ein paarmal war es ziemlich knapp gewesen, aber alle waren lebend davongekommen. Holly betrachtete ihren Abzugsfinger. Eine blasse, kreisrunde Narbe zog sich um die Stelle, wo er bei ihrem Abstecher in die Arktis abgetrennt worden war. Sie hätte die Narbe mit ihrer Magie verschwinden lassen oder sie unter einem Ring verstecken können, aber sie zog es vor, sie sichtbar zu lassen. Die Narbe war ein Teil von ihr. Der Commander war auch ein Teil von ihr gewesen. Ihr Vorgesetzter und ihr Freund.
    Die Trauer saugte sie innerlich aus und überflutete sie dann wieder mit Gefühlen. Eine Zeit lang hatten Rachegedanken sie vorwärts getrieben. Doch jetzt konnte nicht einmal mehr die Vorstellung, wie sie Opal Koboi in eine kalte Zelle warf, einen Funken bitterer Freude in ihrem Herzen entzünden. Sie machte weiter, um das Erdvolk vor den Menschen zu beschützen. Aber wenn sie diese Aufgabe erledigt hatte, war es an der Zeit, ihr Leben gründlich unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht gab es ein paar Dinge, die verändert werden mussten.
    Artemis rief alle in den Aufenthaltsbereich, sobald er seine Arbeit am Computer beendet hatte. Seine neuen alten Erinnerungen bereiteten ihm großes Vergnügen. Während seine Finger über die gnomische Tastatur flogen, staunte er über die Leichtigkeit, mit der er sich in den unterirdischen Programmen bewegte. Ebenso staunte er über die Technologie selbst, obwohl sie ihm mittlerweile ja wieder vertraut war. Er verspürte dieselbe Begeisterung wie ein kleines Kind, das durch Zufall ein verlorenes Lieblingsspielzeug wiederfindet.
    Während der vergangenen Stunde hatte er sich vor allem dem Wiederentdecken gewidmet. Sich eine Stunde lang nur mit einer Sache zu beschäftigen, klingt nicht besonders viel, aber Artemis hatte einen Riesenhaufen Erinnerungen, die eingeordnet werden wollten, und die meisten davon waren für sich genommen schon unglaublich: zum Beispiel, wie er in der Nähe von Murmansk auf einen Zug mit radioaktiver Ladung gesprungen war, oder wie Holly ihn, unter ZUP-Tarnfolie verborgen, über das Meer geflogen hatte. Was Artemis jedoch vor allem interessierte, war die kumulative Wirkung dieser

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