Die Rache
zusammenzufügen. Erst Chix, dann der seltsame Kasten auf der Brust von Commander Root und jetzt zwei Wichtelhausmeister, die Urlaub hatten. Ihm fehlte nur noch ein Puzzleteil.
»Was ist das für ein Gerät?«, fragte Argon misstrauisch. »Doch wohl nichts, was irgendwelchen Schaden anrichten kann, oder?«
Foaly rückte den Kopf der bewusstlosen Wichtelin gerade. »Keine Sorge, Professor, das ist ein Retimager. Ich schaue mir nur ihre Augen an.« Er öffnete nacheinander die Augen der Wichtelin und drückte die Saugnäpfe auf die Höhlen. »Jedes Bild, das jemand sieht, wird auf der Netzhaut gespeichert. Dieser Vorgang hinterlässt winzige Prägungen, die man vergrößern und sichtbar machen kann.«
»Ich weiß, was ein Retimager ist«, gab Argon schnippisch zurück. »Sie werden es nicht glauben, aber ab und zu lese ich auch wissenschaftliche Zeitschriften. Sie können also ablesen, was Opal zuletzt gesehen hat. Aber wozu soll das gut sein?«
Foaly verkabelte die Augenscanner mit einem Wandcomputer. »Wir werden sehen«, sagte er, bemüht, nicht verzweifelt zu klingen, sondern geheimnisvoll.
Er öffnete das Programm des Retimagers, und auf dem Plasmabildschirm erschienen zwei dunkle Kreise.
»Das linke und das rechte Auge«, erklärte Foaly und befahl dem stimmgesteuerten Computer, beide Kreise übereinander zu legen. Das Bild darauf zeigte eindeutig einen Kopf im Profil, aber es war zu dunkel, um die Person zu identifizieren.
»Oh, was für ein brillantes Bild«, rief Argon sarkastisch. »Soll ich das Fernsehen holen oder vor Ehrfurcht in Ohnmacht fallen?«
Foaly ignorierte ihn. »Aufhellen und vergrößern«, sagte er zum Computer. Ein Bearbeitungsprogramm hellte das Bild auf und stellte es in einer feineren Auflösung dar.
»Ein Wichtel«, murmelte Foaly. »Aber man kann immer noch nicht genug erkennen.« Er kratzte sich am Kinn. »Computer, vergleiche dieses Bild mit der Patientin, Opal Koboi.«
In einem zweiten Fenster erschien ein Bild von Opal. Es veränderte seine Größe und drehte sich, bis es den gleichen Winkel zeigte wie das Original. Rote Pfeile flitzten zwischen den Bildern hin und her und verbanden identische Punkte. Nach ein paar Sekunden war der Raum zwischen den Bildern fast vollkommen rot.
»Zeigen diese beiden Bilder dieselbe Person?«, fragte Foaly.
»Positiv«, bestätigte der Computer. »Obwohl es eine 0,05-prozentige Fehlermöglichkeit gibt.«
»Das Risiko gehe ich ein«, sagte Foaly. »Ausdrucken.«
Wie benommen trat Argon näher an den Bildschirm. Sein Gesicht war bleich. »Sie hat sich selbst von der Seite gesehen«, flüsterte er. »Das bedeutet...«
»Dass es zwei Opal Kobois gibt«, ergänzte Foaly. »Die echte, die Sie haben entwischen lassen. Und diese leere Hülle, die nur eins sein kann.«
»Ein Klon.«
»Genau.« Foaly nahm den Ausdruck aus dem Drucker. »Sie hat sich klonen lassen, und Ihre hoch geschätzten Hausmeister haben sie direkt unter Ihrer Nase hier rausgeschmuggelt.«
»Auweia.«
»›Auweia‹ ist wohl leicht untertrieben. Jetzt wäre ein guter Moment, um das Fernsehen zu holen oder vor Ehrfurcht in Ohnmacht zu fallen.«
Argon entschied sich für Letzteres und sank in einem kraftlosen Haufen zu Boden. Die plötzliche Vernichtung seiner Träume von Ruhm und Reichtum war einfach zu viel für ihn.
Foaly trat über ihn hinweg und galoppierte schnurstracks ins Polizeipräsidium.
E7, Süditalien.
Es fiel Opal Koboi sehr schwer, Geduld aufzubringen, denn sie hatte ihren Vorrat davon in der Argon-Klinik bis zum letzten Tropfen aufgebraucht. Jetzt wollte sie, dass alles sofort und nach ihren Wünschen geschah. Dummerweise sinken einhunderttausend Tonnen geschmolzenes Eisen nur mit einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde durch die Erdkruste, und daran lässt sich wenig ändern.
Zur Verkürzung der Wartezeit beschloss Opal, Holly Short beim Sterben zuzusehen. Diese elende ZUP-Elfe. Wofür hielt die sich eigentlich, mit ihrem Bürstenhaarschnitt und den bogenförmigen Lippen? Opal betrachtete sich in einer spiegelnden Oberfläche. Das hier war wahre Schönheit. Das war ein Gesicht, das es verdiente, auf Münzen geprägt zu werden, und es sah ganz so aus, als ob das bald geschehen würde.
»Mervall«, rief sie barsch. »Bring mir die DVD von den elf Weltwundern. Ich brauche etwas, um mich aufzuheitern.«
»Sehr wohl, Miss Koboi«, sagte Merv. »Möchten Sie, dass ich erst Ihr Essen fertig zubereite, oder soll ich Ihnen die DVD sofort
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