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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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bringen?«
    Opal verdrehte die Augen. »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Sie sagten, ich soll Ihnen die DVD bringen.«
    »Was meinst du also, was du tun solltest, mein lieber Mervall?«
    »Ich sollte Ihnen die DVD bringen«, sagte Merv.
    »Exakt, Mervall. Du bist ein Genie.«
    Merv verließ die Küche des Shuttles und nahm eine DVD aus dem Recorder. Der Computer hatte den Film auch auf der Festplatte gespeichert, aber Miss Koboi zog es vor, ihre Lieblingsfilme auf DVD zu brennen, damit sie sie jederzeit und überall betrachten konnte. Zu den Höhepunkten aus ihrer Vergangenheit gehörten der Nervenzusammenbruch ihres Vaters, die Belagerung des Polizeipräsidiums und Foaly, wie er sich in der Kommandozentrale der ZUP die Augen ausweinte.
    Merv reichte Opal die DVD.
    »Und?«, sagte die kleine Wichtelin.
    Merv sah sie einen Moment verdutzt an, dann fiel es ihm wieder ein. Eines von Opals neuen Geboten besagte, dass die Brill-Brüder sich verbeugen sollten, wenn sie sich ihrer Chefin näherten. Er schluckte seinen Stolz hinunter und verneigte sich tief.
    »Schon besser. Und jetzt kümmere dich wieder um das Essen.«
    Merv zog sich, noch immer vornübergebeugt, zurück. In den letzten Stunden hatte er seinen Stolz ziemlich oft herunterschlucken müssen. Opal war nicht zufrieden mit dem Service und Respekt seitens der Brill-Brüder und hatte daher eine Liste von Regeln aufgestellt. Zu diesen Regeln gehörte, sich zu verbeugen, Opal niemals in die Augen zu sehen, das Bad aufzusuchen, wenn man einen fahren lassen musste, und im Umkreis von drei Metern um ihre Chefin nicht zu laut zu denken.
    »Ich weiß nämlich, was ihr denkt«, hatte Opal mit dunkler, drohender Stimme gesagt. »Ich kann die Gedanken hören, die durch euren Kopf schwirren. Jetzt staunst du zum Beispiel gerade darüber, wie schön ich bin.«
    »Unglaublich«, hatte Merv ausgerufen und sich verräterisch gefragt, ob Opal noch ganz richtig im Oberstübchen war. Sie fing allmählich ernsthaft an zu spinnen mit ihren Plänen, sich in ein Menschenwesen zu verwandeln und die Welt zu beherrschen. Scant und er hätten sich schon längst aus dem Staub gemacht, wenn sie ihnen nicht versprochen hätte, dass sie Barbados bekämen, sobald sie die Königin der Erde war. Und wenn ihnen nicht klar gewesen wäre, dass Opal sie sofort auf ihre Abschussliste setzen würde, falls sie sich verdrückten.
    Merv zog sich in die Küche zurück und wandte sich wieder seinen Bemühungen zu, Miss Kobois Essen zuzubereiten, ohne es dabei zu berühren. Noch so eine von ihren Regeln.
    Derweil war Scant im Lagerraum und überprüfte die Zündrelais an den beiden Sprengladungen. Eine für den Einsatz und eine als Reserve. Die beiden waren ungefähr so groß wie Melonen, würden aber eine Menge mehr Dreck machen, wenn sie explodierten. Er vergewisserte sich, dass die magnetischen Kapseln fest am Gehäuse saßen. Es waren ganz normale Relais aus dem Bergbau, die über eine Fernbedienung aktiviert wurden und den Sprengstoff über eine Neutronenladung zündeten.
    Scant steckte den Kopf zur Tür hinein und zwinkerte seinem Bruder zu. Verstohlen tippte Merv sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Scant nickte verständnisinnig. Sie hatten beide die Nase voll von Opals Höhenflügen. Nur der Gedanke an die Piña Coladas, die sie am Strand von Barbados schlürfen würden, hielt sie bei der Stange.
    Opal, die nichts von der Unzufriedenheit ihrer Dienstboten bemerkte, schob die DVD in das Multifunktionslaufwerk. Sich in leuchtenden Farben und Dolby Surround ansehen zu können, wie seine Feinde starben, war einer der größten Vorzüge moderner Technik. Auf dem Bildschirm öffneten sich mehrere Fenster. Jedes zeigte den Blickwinkel einer der Kameras am Dach der Kuppel.
    Begeistert verfolgte Opal, wie Holly und Artemis von einer Horde gefräßiger Trolle in den Fluss getrieben wurden und sich auf die kleine Insel aus Müll und Kadavern flüchteten. Ihr kleines Herz schlug schneller, als die beiden das Gerüst des Tempels erklommen. Gerade als sie Merv zurufen wollte, er solle ihr ein paar Trüffel aus dem Beutebunker holen, wurde der Bildschirm plötzlich schwarz.
    »Mervall«, kreischte sie und rang die zierlichen Finger. »Descant! Kommt her.«
    Die Brill-Brüder stürzten mit gezogener Waffe in den Salon.
    »Ja, Miss Koboi?«, sagte Scant und legte die Sprengladungen auf einem pelzbezogenen Sessel ab.
    Opal bedeckte ihr Gesicht. »Sieh mich nicht an!«
    Scant senkte den Blick. »'tschuldigung.

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