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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Finger ins Auge rammen konnte.
    Â»Du verrücktes Baby!«, lachte Dante, küsste sie kurz und sah sich dann in seinem Zimmer um. Durch die dünnen Vorhänge fiel etwas Licht herein.
    Das Bett über ihm war noch unbesetzt, und auf dem Fußboden lagen seine Schuluniform und sein Rucksack herum. Normalerweise spielte Dante länger mit Holly, aber jetzt stand der elektrische Rollstuhl des dreizehnjährigen Carl in der Tür. Carl litt an einer schweren cerebralen Lähmung und wohnte schon bei Donald und Linda, seit er ein Kleinkind gewesen war. Heftige Krämpfe zuckten durch seine Hände und sein Gesicht, als er den Rollstuhl mit einem Steuerhebel in den Raum hineinbewegte.
    Â»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte Carl und hielt Dante ein Geschenk hin. Hinter ihm betrat Linda das Zimmer.

    Linda war klein und mollig und trug eine dicke Brille. Ihr dauergewelltes Haar wurde langsam grau und ihre verblichene Kleidung schien weit mehr Wäschen hinter sich zu haben, als ihrem Aussehen guttat.
    Dante setzte sich lächelnd auf die Bettkante und betrachtete die verknitterte Taschentuchverpackung um Carls Geschenk. Der Tesafilm klebte schief darauf, aber Dante wusste, dass eine im Grunde einfache Aufgabe, wie das Einwickeln eines Geschenkes, für Carl mit erheblicher Anstrengung verbunden war.
    Â»Cool, vielen Dank!«, rief Dante und riss die Papiertaschentücher weg, unter denen ein Reiseschachspiel zum Vorschein kam. Die Figuren steckten in einem Schaumstoff unter dem Brett, das man zu einer Schachtel zusammenklappen konnte.
    Â»Da sind Stifte dran«, erklärte Carl. »Dann kann ich die Figuren nicht umstoßen, wenn wir spielen.«
    Dante hatte noch nie Schach gespielt, bevor Carl es ihm beigebracht hatte.
    Â»Nach der Schule spielen wir«, versprach Dante. »Und eines Tages werde ich dich schlagen.«
    Carl zeigte ein breites Grinsen. »Davon träumst du nur!«
    Linda stellte eine Woolworth-Tüte auf den Rand des Bettes.
    Â»Nur ein paar Haribos und ein paar Extra-Hemden«, erklärte sie. »Aber lass ja nicht das Baby an die Plastiktüte!«
    Als hätte sie es verstanden, steckte Holly ihre Hand
in die Tüte und zog ein Hochglanzjahrbuch des WWE hervor. Es war die Ausgabe des letzten Jahres, heruntergesetzt auf 99 Pence.
    Â»Das ist doch das Wrestling-Buch, das du dir gewünscht hast, nicht wahr?«, fragte Linda.
    Dante nickte begeistert.
    Â»Das hatte ich, bevor unser Haus abgebrannt ist. Da drin steht jede Menge über Bill Goldberg.«
    Â»Wrestling ist doof«, fand Carl. »Das ist doch alles nur Fake.«
    Â»Red keinen Blödsinn«, fuhr Dante ihn an. »Diese Kerle sind so stark, dass sie dich mit einer Hand aus deinem Stuhl reißen und an die Wand werfen könnten!«
    Â»Aber im Schach würde ich sie alle schlagen«, lächelte Carl. Holly schlug das Buch auf und probierte es als Hut aus.
    In der Zwischenzeit hatte Linda schmutziggraue Socken, Unterhosen und ein tintenbeflecktes Schulhemd vom Boden aufgehoben.
    Â»Ab unter die Dusche, und zieh dir heute frische Schulsachen an!«, befahl sie streng. »Was sollen denn die Leute von mir denken, wenn ich dich voller Dreck und Tinte in die Schule gehen lasse!«
    Dante lächelte. Er mochte es, wenn Linda sich über Kleinigkeiten wie einen losen Schnürsenkel oder einen Kratzer in seinem Gesicht aufregte. Aber manchmal wurde er auch traurig, weil sie genau die gleichen Ausdrücke benutzte wie seine Mutter.

    Auch Holly war noch im Schlafanzug, wie Dante feststellte.
    Â»Willst du mit Dante unter die Dusche kommen?«, fragte er und breitete die Arme aus.
    Holly machte im Bad immer ein furchtbares Theater, außer sie durfte zusammen mit Dante duschen. Aber Linda sah auf die Uhr.
    Â»Ich werde der kleinen Miss nachher im Waschbecken ein Bad bereiten, wenn ihr anderen in der Schule seid«, erklärte sie. »Sonst kommt ihr wieder zu spät!«
    Dante war das egal, aber Holly wusste gleich, was es geschlagen hatte, und verzog grimmig das Gesicht, als Dante sein Handtuch vom Türhaken nahm und über den Gang ins Bad verschwand.
    Â»Iiiich!«, jaulte sie.
    Sie wollte schon zu toben anfangen, als sie hörte, wie die hydraulische Plattform von Carls Rollstuhllift an der Treppe surrte.
    Â»Alle Mann an Bord!«, rief Carl, rollte den Stuhl auf die Plattform und schloss den Riegel. Holly wetzte los und Carl hob sie auf seinen

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