Die Rache
Geschwindigkeit und Widerstand dem Erschöpfungsgrad des Läufers anpassten. Dr. Kessler befahl Dante und Lauren, über die Schmerzgrenze hinweg zu laufen und den Notschalter nur zu betätigen, wenn sie das Gefühl hatten, das Bewusstsein zu verlieren.
Als der Motor des Laufbandes sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich abschaltete, war Lauren ungeheuer erleichtert. Keuchend stemmte sie die Hände in die Taille und kämpfte gegen Seitenstechen an, Schweià rann ihr in kleinen Bächen übers Gesicht und ihr orangenes T-Shirt war von dunklen, nassen Flecken übersät. Dante sah noch viel mitgenommener aus und stolperte zur Wand, bevor er sein Truthahn-Schinken-Sandwich hervorwürgte und in einen hastig von der Schwester bereitgestellten Eimer spuckte.
Dann folgten zwanzig Minuten Erholungszeit, während ein Zahnarzt ihren Mund überprüfte und eifrig an ihren Zähnen kratzte. Laurens Gebiss war perfekt, aber Dante musste einen Termin vereinbaren, um ein Loch füllen und eventuell einen schiefen Backenzahn ziehen zu lassen.
Nach dem Besuch beim Zahnarzt wurden sie in einen Warteraum geführt, in dem Zara ihre geschwollenen Beine hochgelegt hatte, um sich auszuruhen.
»Zwei mehr oder weniger perfekte Exemplare«,
stellte Dr. Kessler fest, als er eine Viertelstunde später auftauchte. »Dante könnte zum Lesen Kontaktlinsen brauchen. Lauren hat leichtes Ãbergewicht und eine schwache Fitness, aber wir haben zehn Monate lang Zeit, daran zu arbeiten, bis ihre Grundausbildung beginnt.«
Im Anschluss an das Gespräch mit Dr. Kessler suchte Zara im Hauptgebäude nach einem leeren Klassenzimmer für den schriftlichen Test. Die neunzigminütige Prüfung umfasste Mathematik, Allgemeinwissen, Rechtschreibung, IQ-Fragen und die Aufgabe, in einem kurzen Aufsatz zu erläutern, was man für seine gröÃten Stärken und Schwächen als CHERUB-Agent hielt. Der Test hatte es in sich, und die Tatsache, dass sie nach den körperlichen Herausforderungen erschöpft und müde waren, machte die Sache nicht gerade einfacher.
Während Zara die Tests auswertete, warteten Dante und Lauren im Speisesaal. Es war kurz nach drei und die Cherubs in den roten T-Shirts, alle unter zehn Jahren, hatten für heute Schulschluss. Manche von ihnen gingen zwar noch auÃerschulischen Aktivitäten nach, aber es waren an die dreiÃig, die sich jetzt ihre Zeit im Speisesaal vertrieben und jede Menge Toasts mit Butter und Schokoriegel verdrückten.
Dante fühlte sich fehl am Platz. Die Rothemden schienen sich alle gegenseitig zu kennen, unterhielten sich, schrieben Hausaufgaben voneinander ab, liehen sich Radiergummis und hatten miteinander SpaÃ. Aber
keiner von ihnen sprach mit Dante oder Lauren, die in ihren orangefarbenen T-Shirts verloren dasaÃen. Die Vorstellung, sich wieder an ein neues Zuhause gewöhnen zu müssen und sich mit neuen Kindern anzufreunden, erschreckte Dante.
»Was glaubst du, wie du bei dem Test abgeschnitten hast?«, fragte Lauren leise und sah auf die Tischplatte.
»Nicht schlecht«, antwortete Dante achselzuckend. »Nur dieser blöde Aufsatz ⦠Ich hasse es, wenn ich erzählen soll, was ich an mir selbst gut oder schlecht finde.«
»Kann ich verstehen«, stimmte Lauren zu, doch noch bevor sie ganz ausgesprochen hatte, flog eine Ladung Toastkrümel an ihrer Nase vorbei und landete direkt auf Dantes T-Shirt.
Ein paar Tische weiter begannen einige Sechs- bis Achtjährige zu lachen. An seiner Körpersprache erkannten Dante und Lauren sofort, wer für den Krümelanschlag verantwortlich war: Jake Parker, der Junge, den sie vor dem Büro des Vorsitzenden hatten warten sehen.
Dante schoss von seinem Stuhl hoch und brüllte: »He, du Knirps, soll ich rüberkommen und dir den Kopf durch die Wand schlagen?«
Das lieà Jake sich nicht zweimal sagen und stolzierte zwischen den Tischen hindurch auf Dante zu.
»Du bist vielleicht gröÃer als ich«, grinste er, »aber ich hab den schwarzen Gürtel in Judo und Karate, also pass lieber auf, was du sagst.«
Da tauchte einer von Jakes Freunden hinter ihm auf und zog ihn wieder zum Tisch zurück. »Jake, du sprichst mit Orange . Du wirst noch Strafrunden aufgebrummt kriegen.«
Jake wusste, dass sein Freund recht hatte, und gab freiwillig nach.
»Feigling«, neckte Dante ihn und zeigte den Mittelfinger.
Das war zu
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