Die Rache
fuhr mit ihrer Erklärung fort: »Jeder, der zehn Jahre alt ist und den nötigen Fitnesslevel erreicht hat, kann die Grundausbildung mitmachen. Diese dauert hundert Tage, und in jedem einzelnen Augenblick eines jeden einzelnen Tages sollt ihr an eure Grenzen getrieben werden, sowohl geistig als auch körperlich. Das ist der Grundgedanke, der dahintersteckt. Wenn
ihr die Ausbildung besteht, habt ihr euch das graue CHERUB-T-Shirt verdient und seid qualifiziert, auf Undercover-Missionen zu gehen. â Wenn wir hier stehen bleiben, könnt ihr durch den Zaun sehen, wie die Auszubildenden ihr morgendliches Kampftraining abhalten.«
Dante hielt den Elektrowagen an. Er half Zara beim Aussteigen, und sie führte die Kinder über das schlammige Gelände. SchlieÃlich standen sie verborgen hinter ein paar Büschen vor dem Drahtzaun, der das Trainingsgelände abgrenzte.
»Seid leise«, verlangte Zara und sah auf die Uhr.
DreiÃig Meter weiter stand ein riesiger Kerl mit einem strubbeligen Bart in einem weiÃen CHERUB-T-Shirt, das sich über seinen enormen Muskeln spannte. Vor ihm befanden sich sechs Auszubildende. Sie trugen hellblaue T-Shirts mit Nummern auf dem Rücken, aber die konnte man kaum mehr lesen vor Dreck. Der riesige Trainer lieà sie in einer Reihe antreten, und mit bloÃen FüÃen vollführten sie eine endlose, komplizierte Kombination aus Karateschlägen.
»Das ist Norman Large«, erklärte Zara. »Er ist nicht gerade beliebt bei den Kindern, aber er ist verdammt gut darin, hochqualifizierte Agenten für uns auszubilden.«
Lauren brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihren zwölfjährigen Bruder entdeckte, den sie kaum mehr wiedererkannte. James war nicht nur von oben bis unten dreckig, sein blondes Haar war raspelkurz geschoren
und er trug auch noch einen schmutzigen Verband über einer Wunde auf seiner Wange. Er hatte eine Menge Babyspeck verloren, seit Lauren ihn das letzte Mal gesehen hatte, und sie war ziemlich beeindruckt, wie er die schnelle Folge von Karateschlägen beherrschte.
»Partner, Sparring!«, brüllte Large.
»Wer von denen ist dein Bruder?«, fragte Dante flüsternd, als sich die Schüler paarweise aufstellten.
»Der da in der Mitte«, antwortete Lauren. »Der, der sich gerade vor der kleinen Asiatin aufbaut.«
»Das ist aber nicht gerade fair«, stellte Dante fest. »Der ist ja hundertmal gröÃer!«
»Das ist Kerry«, erklärte Zara. »Und an eurer Stelle würde ich mir keine Sorgen um sie machen.«
Weitere Erklärungen waren nicht nötig, denn schon blies Trainer Large in seine Trillerpfeife und das Sparring begann. Lauren beobachtete verblüfft, wie Kerry sich unter dem unbeholfenen Tritt ihres Bruders hinwegduckte, dann nach oben schnellte, um James vom Boden hochzuheben und ihn in den Schlamm fallen zu lassen. AnschlieÃend setzte sie ihm die Ferse zwischen die Schultern und zerrte seinen Arm in einen schmerzhaften Haltegriff.
»Diese Kerry ist ja irre!«, stellte Dante begeistert fest. »Die könnte professionelle Wrestlerin werden!«
Zara lächelte Dante an.
»Ich habe schon gehört, dass du Wrestling magst. Tja, wer wei� Mit den Fähigkeiten, die du hier erlernst,
kannst du vielleicht eines Tages ein Profi-Wrestler werden.«
Als die zweite Sparringsrunde begann, trat Dante vom Zaun zurück und lächelte erleichtert. Zum ersten Mal seit der Nacht, in der seine Eltern gestorben waren, hatte er das Gefühl, auch ohne sie eine Art von Zukunft zu haben.
12
Nach ihrer Tour über den Campus brachte Zara ihre beiden Schützlinge zu einem späten Frühstück in den Speisesaal. Der Raum bot genug Platz für dreihundert Leute, die an den Tischen mit Ahornplatte sitzen konnten. Da die Agenten und das Personal zu unregelmäÃigen Zeiten aÃen, war es möglich, zu jeder Tages- und Nachtzeit frisch zubereitetes Essen zu bestellen.
Nach der Fahrt in dem offenen Golfbuggy wärmten sich Lauren und Zara mit Suppe und frisch gebackenem Brot auf, während Dante sich ein Baguette mit heiÃem Truthahn und Schinken bestellte, das er aufklappte und in drei Päckchen Ketchup ertränkte.
Dante war mehr als bereit, CHERUB beizutreten. Lauren zögerte noch.
»Training und Kämpfen im Schlamm«, sagte sie misstrauisch, während sie ein Stück von dem warmen Brot abriss. »Ich weià nicht, ich stehe
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