Die Rache-Agentur
hallo.»
«Hallo.» In einer Hand hielt er eine Einkaufstüte, in der anderen eine Flasche Wein. «Mir ist eingefallen, dass keine Vorräte im Haus sind, und da habe ich …», er hob mit entschuldigendem Blick die Einkaufstüte an, «mir die Freiheit genommen, Ihnen etwas zum Abendessen zu besorgen.»
Auf Flicks Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. «Oh, Sie sind mein Retter! In einer Minute wäre ich selber losgegangen.» Als sie merkte, dass er noch immer auf der Schwelle stand, machte sie die Tür weiter auf. «Kommen Sie rein, ich will nur gerade –»
Er trat durch die Tür, und einen Augenblick lang standen sie einfach nur da. Ben betrachtete sie mit einer Miene, die sie nicht ergründen konnte. Flick zog sich das Handtuch enger um den Körper und trat den Rückzug an, während sie etwas davon murmelte, sich rasch was überwerfen zu wollen.
Flick trocknete sich fertig ab und schlüpfte in Jeans und ein T-Shirt , die sie vorhin einfach in ihre Tasche gestopft hatte. Die Sachen waren zerknittert, und auf dem T-Shirt prangte ein recht peinlich wirkendes Girl-Power-Logo. Sie rubbelte ihr Haar, so gut es ging, trocken, da sie keinen Föhn mitgenommen hatte, und ließ es dann offen über die Schultern fallen.
Als sie barfuß in die Küche kam, hatte Ben ihr schon einGlas Wein eingeschenkt und war gerade dabei, die Einkaufstüte auszupacken. Flick entdeckte knuspriges Brot, Käse und Oliven, sonnengetrocknete Tomaten und etwas, das nach Hummus aussah. Ihr Magen knurrte noch lauter.
«Das sieht wunderbar aus!», sagte sie, woraufhin er den Kopf wandte und sie ansah. «Ich hoffe, Sie trinken ein Glas mit mir?»
«Also», meinte er zögernd, «daran habe ich gar nicht gedacht. Ich wollte Ihnen die Sachen bloß vorbeibringen und dann gleich nach Hause.»
«Dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens ein Glas Ihres Weins anbieten!»
Flick nahm ein Glas aus dem Schrank. «Ich befürchte, dass ich nur noch ein Whiskeyglas habe. Der Verkäufer hat nicht daran gedacht, die Schränke mit genügend Gläsern auszustatten.» Sie warf ihm einen Seitenblick zu und wurde mit einem breiten Grinsen belohnt.
«Pah, dann würde ich ja niemals so eine Wohnung kaufen, wo jegliche Liebe zum Detail fehlt!»
Flick griff nach ihrem Glas und dem großen Teller, auf dem er die Kleinigkeiten irgendwie zusammengestellt hatte, und ging zum Balkon hinüber. «Sollen wir noch ein wenig die Sonne genießen?»
Ben folgte ihr mit seinem Glas und der Weinflasche hinaus, dann ließen sie sich an dem Tisch nieder. Einen Augenblick lang blickten beide schweigend auf den Fluss.
Wie seltsam, dachte Flick, hier über den Dächern Londons mit Ben Houghton zu sitzen. Wenn er es gewesen war, der versucht hatte, sie einzuschüchtern, dann bot sich ihm nun die perfekte Gelegenheit, sie über die Balkonbrüstung zu stürzen!
«Es ist wirklich zauberhaft hier, Ben», sagte sie schließlich und trank einen Schluck von dem gekühlten Wein. «Ich bin Ihnen sehr dankbar, müssen Sie wissen.»
Ben zuckte mit den Schultern. «Es hatte sich angeboten.»
«Sind Sie jemals mit dem London Eye gefahren?», fragte sie und merkte, dass die Frage ziemlich willkürlich klang.
«Ja, das bin ich tatsächlich.» Er klang, als sei er von sich selbst überrascht. «Alison hatte nie Lust dazu, aber eines Tages, als ich gerade in South Bank war, habe ich mir spontan ein Ticket gekauft und bin eingestiegen – sagt man das so bei einem Riesenrad?»
«Es ist cool, nicht wahr?»
«Ja, sehr cool. Die Sonne ging gerade unter, so wie jetzt, und in der Stadt gingen die Lichter an. Ich liebe London – ich finde diese Stadt unglaublich aufregend. Aufgewachsen bin ich in Cumbria, aber dort hat mich nichts gehalten. Zu viele Hügel!»
Er trank einen Schluck, und Flick stellte fest, dass er sich zu schämen schien, als hätte er zu viel von sich erzählt.
«Oh, mir geht’s ganz genauso. Ich bin in einem Vorort aufgewachsen, und dabei bin ich eine Großstadtpflanze durch und durch. Georgie – tja, sie kommt vom Land. Lincolnshire, glaube ich, oder irgendwo aus dem Norden.» Flick merkte, dass sie anfing zu plappern. «Sie sagt immer, dass ich schon ausflippe, wenn ich irgendwo ein Feld sehe. Betreiben Sie Ihre Bauprojekte hauptsächlich hier oder …?»
«Nein, überall. Tatsächlich sogar überall auf der Welt. Ich habe gerade ein Stück Land in Houston gekauft und werde bald hinfliegen, um mich mit meinen Auftragnehmern zu treffen. Ich habe sogar ein Einkaufszentrum
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