Die Rache-Agentur
in Lincolnshire gebaut.»
Flick lächelte und nahm sich jeweils ein Stückchen Brot und Käse. Dann schob sie Ben wortlos den Teller zu, und auch er dippte ein Stück Brot in das Hummus. Dieser Augenblick hatte etwas Intimes, wie sie dort saßen, umgeben vom Brummen des Straßenverkehrs und doch über dem Geschehen.
«Ist Ihnen der Mann in dem Astra wieder gefolgt?», fragtesie nach einer Weile, als ihr wieder einfiel, weswegen sie eigentlich hier war.
«Nein, ich denke nicht. Ich habe ihn an einer Ampel abhängen können, und mit dem einen oder anderen Ablenkungsmanöver bin ich sichergegangen, dass er mir wirklich nicht mehr folgt.»
Ihr Blick war forschend, als sie überlegte, ob sie ihm die nächste Frage stellen sollte. «Und warum folgt Ihnen nun jemand?»
Einen Augenblick lang erwiderte er ihren Blick, dann nahm er sich eine Olive. «Alison steckt dahinter. Sie gibt keine Ruhe», antwortete er betont lässig.
«Kommt Ihnen das nicht merkwürdig vor? Sie wissen schon, dass sie Sie beschatten lässt – immer noch – und Sie dann abends zu ihr nach Hause kommen? Reden Sie nicht darüber? Ich meine, Sie scheinen recht entspannt mit der Sache umzugehen.»
Ben beugte sich vor und stützte die Arme auf die Knie. «Flick, Sie müssen da etwas wissen. Alison und ich führen schon seit Jahren nicht mehr das, was man eine Ehe nennt. Auch auf die Gefahr hin, dass ich wie jemand aus der Meine-Frau-versteht-mich-nicht-Fraktion klinge: Wir haben uns auseinandergelebt und verbringen kaum Zeit miteinander. Ich reise viel, und sie fährt sehr viel mit Freunden weg, die sie überall auf der Welt hat. Es ist nicht meine Art von Urlaub – am Strand herumzusitzen.»
«Aha», meinte Flick. Dann würde er mit mir auch nicht gern verreisen, dachte sie. «Aber warum dann Ihr Schatten?»
«Weil …» Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seufzte. Die folgende Stille war so lang, dass sich Flick schon fragte, ob er vergessen hatte, worüber sie sprachen. «Weil Alison eine sehr komplizierte Frau ist. Mit einer einfachen Scheidung würde sie sich nicht zufriedengeben, sie will mich vielmehr wegen Ehebruchs drankriegen. Um mir so viel wiemöglich von dem abzuknöpfen, was ich verdient habe, und das, Flick, lasse ich nicht zu. Ich habe hart dafür gearbeitet, sie hingegen hat nie einen Finger gekrümmt, und ich sehe nicht ein, weshalb sie alles absahnen soll. Natürlich würde ich sie gut versorgt wissen wollen, aber ich halte nichts von der Einstellung, dass Ehefrauen einem alles abnehmen dürfen, wofür man so hart gearbeitet hat.»
Er runzelte die Stirn, und Flick zögerte mit ihrer Antwort. «Und hat sie … Sie wissen schon, einen triftigen Grund?» Flick verstand nicht, warum es sie schmerzte, ihn dies zu fragen.
Er schüttelte den Kopf. «Nein, Flick, hat sie nicht. Himmel, natürlich bin ich ein paar Mal in Versuchung geraten – manchmal nur aus Trotz –, aber nein. Und abgesehen davon will ich ihr nichts gegen mich in die Hand geben.»
Flick kaute nachdenklich an einem Brotkanten. «Wissen Sie, so hat sie es uns gegenüber nicht formuliert. Dass sie Sie drankriegen will.»
«Bestimmt nicht, da gehe ich jede Wette ein.» Er klang nicht verbittert, vielmehr resigniert.
«Sie hat gesagt, dass Sie – nun, offen gesagt, dass es die Hölle sei, mit Ihnen zusammenzuleben.»
Ben warf verzweifelt den Kopf zurück. «Himmel, wie kann sie es bloß wagen? Jede Wette, dass sie Ihnen auch eine Mitleidsstory wegen der Kindersache aufgetischt hat.»
Flick war überrascht. «Nun, das hat sie tatsächlich …»
«Und bestimmt hat sie gemeint, dass ich keine haben wollte, stimmt’s?»
«Ja.»
Wieder lehnte er sich vor. «Alison ist diejenige, die keine Kinder will und nie welche wollte. Das war schon seit der Hochzeit klar. Sie ist viel zu selbstsüchtig, um einem Kind ihre Liebe zu schenken. Nichts darf ihr den Auftritt vermiesen, eine Falte in ihren Armani-Style bringen oder sie daran hindern, nach Cape Cod zu fahren, wenn ihr danach ist.»
Allmählich begriff Flick, was Alison ihnen für Lügen aufgetischt hatte. Irgendwie kam ihr die nächste Frage bedeutsam vor. «Und Sie? Wollten Sie je Kinder?»
Dieses Mal gab Ben seine desinteressierte Haltung auf und wippte unbewusst mit dem Bein. «Ich habe mich verzweifelt nach einer Familie gesehnt. Es war der ewige Streitpunkt zwischen uns, aber da blieb sie hartnäckig.»
«Aber haben Sie nicht – ich meine, so etwas bespricht man doch vor der Hochzeit,
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