Die Rache-Agentur
er getan oder wie schlecht er sich benommen hatte. Sie wollten ihnen bloß eine Lektion erteilen. Doch bei ihm war es anders.» Sie hielt inne. «Erklären Sie mir mal, warum Männer Affären haben?»
Ben nahm sich noch eine Olive. «Weil Männer Sex brauchen. Sie müssen sich ihre Männlichkeit beweisen, vermute ich. Wir sind darauf programmiert, auf attraktive Frauen zu reagieren.» Flick dachte an die Bemerkungen ihrer Mutter, die ähnlich gewesen waren. «Doch auch Frauen geht es umgekehrt so», fuhr Ben fort. «Man kann nicht uns allein dieSchuld dafür zuschieben. Irgendwo in der Gleichung kommt auch eine Frau vor.»
Flick dachte an John. «Da haben Sie recht.»
Ben sah sie an, doch sie mied seinen Blick.
«Ich meine, es kann schon mehr als eine schnelle Nummer sein», meinte er.
«Soll heißen?»
Ben warf einen weiteren Stein über die Brüstung.
«Der könnte bis zum Aufprall eine tödliche Geschwindigkeit erreicht haben, Sie werden noch jemanden umbringen!», sagte Flick.
Ben lachte, nahm noch eine Olive zwischen die Zähne und knabberte daran herum. «Es kann sogar passieren, wenn Sie glauben, glücklich und zufrieden zu sein. Das Leben geht seinen Gang, und dann plötzlich – wumm! – kommt jemand und reißt einem den Boden unter den Füßen weg. Dann wird eine Affäre richtig gefährlich.»
Eine peinliche Stille entstand. Flick wusste nicht genau, was sie sagen sollte, und bestaunte die Skyline, um seinem Blick auszuweichen.
«Also dann», sagte Ben nach einer Weile leise. «Ich sollte lieber gehen, bevor ich
wirklich
noch jemanden dort unten treffe.» Er stand auf und trat durch die Glasschiebetüren zurück in die Wohnung. Flick folgte ihm und stand hinter ihm, als er sich an der Wohnungstür umdrehte.
«Gute Nacht, Flick», sagte er. «Ich denke, Sie sind hier gut aufgehoben.» Dann beugte er sich vor und küsste sie sanft auf den Mundwinkel.
Die Tür schloss sich hinter ihm, und Flick kehrte auf den Balkon zurück, wo sie seinem Wagen nachsah, der von unten aus der Garage kam. Sie spürte noch immer seine Lippen auf ihrer Haut. Jemand, der einem den Boden unter den Füßen wegriss? Das hier glich mehr einem verdammten Erdbeben.
Kapitel 23
Georgies Kopf fuhr ruckartig hoch, als sich die Tür öffnete. Endlich war Flick da. Joanna blickte von einer zur anderen und steuerte rasch auf die zur Teeküche umfunktionierte Besenkammer zu. Georgie konnte ihr keinen Vorwurf machen. Als Joanna heute um neun hereingekommen war, hatte Georgie schon dagesessen, angespannt und erschöpft nach einer schlaflosen Nacht, in der sie hin und her gerissen war zwischen dem Versuch, rational zu denken, und der Panik, dass jemand Flick entführt hatte.
Und nun stand Flick hier und wirkte stillvergnügt und zufrieden mit sich. Doch ein Blick auf Georgies blasses Gesicht und die Augenringe machte dies innerhalb von Sekunden zunichte.
«Georgie, was ist los? Alles in Ordnung? Es ist doch nichts passiert, oder? Ich meine, wegen dem Baby.»
Georgie wusste nicht, ob sie Flick umarmen oder durchschütteln sollte. «Mir geht’s gut, aber wo hast
du
gesteckt? Ich bin hier fast ausgerastet vor Sorge.»
Flick blieb abrupt stehen. «Oh! Daran habe ich gar nicht gedacht. Hast du versucht, mich zu erreichen?», fragte sie, die Augen unschuldig aufgerissen.
«Ja, natürlich habe ich das. Ich bin zu dir gefahren, und du bist nicht ans Handy gegangen, und dann war da diese Frau, die gesagt hat, dass du mit einem Mann davongefahren bist, und ich habe gedacht –» Georgie wischte sich verärgert die Tränen ab, die ihr über die Wangen liefen. Flick eilte mit großen Schritten zu ihr und umarmte die schluchzende Georgie, die dessen ungeachtet weitersprach. «Und ich weiß, dass dunicht bei deiner Mutter warst, weil ich sie angerufen habe, und sie glaubte, dass du bei mir seist. Und dann musste ich mir etwas ausdenken, damit sie sich nicht sorgt. Und dann», sie schniefte, «bin ich fast verzweifelt.»
«Hier, Süße.» Flick gab Georgie einen ganzen Batzen Taschentücher aus der Schachtel auf ihrem Schreibtisch. «Ich mache uns eine Tasse Tee und … na ja, ich habe dir tatsächlich einiges zu erzählen. Vielleicht später, wenn …» Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Besenkammer.
«Was?» Joanna bog um die Ecke und starrte die beiden Frauen an, die Fäuste in die Hüften gestemmt. «Wenn ich gegangen bin?» Sie schüttelte langsam den Kopf. «Ich glaube, ihr beide habt mir einiges mitzuteilen.» Sie starrte
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