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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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Nähe nicht registrieren können. Nun vertrieb sich der Polizist die Wartezeit auf die beiden Neuankömmlinge, indem er mit einem zerknitterten Exemplar der Voz de Galicia im Ankunftsterminal herumstrich. Zwei Amerikaner– noch zwei!– interessierten sich für den Fall, und der leitende Kommissar hatte ihn damit beauftragt, sich persönlich um sie zu kümmern.
    » Inspector Figueiras?« Die Stimme einer Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Als er sich umdrehte, hätte ihn ihr Anblick bald umgeworfen. Sie war eine junge, wohlproportionierte Frau, ein dunkler Typ. Sie war mit einer eng anliegenden Hose und einem schwarzen Armani-Jackett bekleidet, trug eine Business-Aktenmappe bei sich und reichte ihm zur Begrüßung die Hand. Was für eine Hand! Eine samtene Handfläche. Langgliedrige Finger mit French Nails, die seidenweich über seine raue Pranke glitten.
    » Ja… Ja, das bin ich«, stammelte er in einem akzeptablen Englisch. » Und Sie sind bestimmt…«
    » Ellen Watson, vom Büro des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    » Vom Präsidentenbüro?«
    Die junge Frau lächelte. Sie war sich ihrer Ausstrahlung sehr wohl bewusst.
    » Und das ist Tom Jenkins, mein Kollege«, ergänzte sie mit einer Handbewegung zu einem blonden Mann mit kühlem Auftreten. » Präsidentenberater für Geheimdienstfragen. Ich hoffe, Sie verstehen sich gut. Sie werden zusammenarbeiten müssen.«
    ›Ach so?‹
    Nach den üblichen Höflichkeitsbekundungen geleitete Figueiras die beiden zum Parkplatz. Die attraktive Ellen eilte zu den Schaltern der Leihwagengesellschaften, wo sie ein schnelles Motorrad und die komplette Ausrüstung mietete, während der hochgewachsene Mann, der sie begleitet hatte, bei ihm blieb.
    ›Pech gehabt‹, fluchte Figueiras in sich hinein.
    Auf den Polizisten wirkte der Amerikaner nicht sonderlich gesprächig. Er setzte sich in seinem Peugeot auf den Beifahrersitz, legte den Sicherheitsgurt an und bat ihn nur darum, zu Colonel Allen gebracht zu werden. Figueiras benötigte keine weitere Sekunde, um sich darüber im Klaren zu sein, dass er aus diesem Mann nichts über den Fall herausbekommen würde, wenn er ihn nicht direkt darauf ansprach. Solche Leute– so war es wohl, wenn man mit ausländischen Geheimdiensten zusammenarbeitete– zogen unbeirrt ihr Ding durch. Das heißt, sie forderten alles und boten im Gegenzug so wenig wie möglich.
    » Das ist ein komplizierter Fall, nicht wahr?«, begann der Polizist, während er in die schmale Landstraße einbog, die vom Flughafen nach Santiago de Compostela führte. Es dämmerte und die klare Silhouette der Stadt verhieß weniger Wolken als an den vergangenen Tagen. » Heute Nacht sind zwei meiner Männer getötet worden, als sie einen Hubschrauber auf dem Platz vor der Kathedrale beobachteten. Es war ein… ein ausländischer Hubschrauber. Wissen Sie etwas darüber?«
    » War das das Flugzeug, in dem Julia Álvarez mitgenommen wurde?«
    » Ich glaube, ja.«
    Der Amerikaner lächelte geheimnisvoll, ohne etwas zu sagen.
    » Was amüsiert Sie so, Mr Jenkins?«
    » Heute ist mein Glückstag, Mr Figueiras«, erwiderte der Amerikaner, während er sein Handy aus der Tasche zog. » In diesem Moment befindet sich das, was Sie suchen, in der Nähe dieser Koordinaten.« Sogleich las er die Angaben ab: 42 ° 47 ´ nördliche Breite. 8 ° 53 ´ westliche Länge.
    Figueiras zuckte mit den Schultern.
    » Ich verstehe nicht viel von Landkarten.«
    » Das macht nichts. Diese Koordinaten weisen auf die Ortschaft Noia hin, Mr Figueiras«, erwiderte Jenkins. » Unsere Satelliten haben Julia Álvarez dort geortet. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden nicht zulassen, dass man sie aus dem Land bringt.«
    » Wie wollen Sie das verhindern? Sie sind nur zwei…«
    Jenkins verzog sein schmales bleiches Gesicht erneut zu einer selbstgefälligen Miene.
    » Was denken Sie, wohin meine Kollegin jetzt so schnell fährt?«
    » Nach… Noia?«
    Jenkins nickte.
    » Wenn sie dort angekommen ist und Verstärkung benötigt, wird sie schon wissen, wie sie diese anfordert. Für den Fall können wir mit Ihnen rechnen, nicht wahr?«
    Der Inspektor wurde nervös und riss unwillkürlich das Steuer herum.
    » Mr Jenkins, diese Männer haben zwei Polizisten ermordet! Wir sollten das Kommissariat verständigen und meine Leute losschicken. Sie können doch nicht zulassen, dass eine Frau allein mit diesen Typen fertig werden soll!«
    Der Amerikaner nahm die Hand des Polizisten und drückte sie

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