Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
Vom Netzwerk:
Wahrnehmung hätte stützen können. Martin beharrte darauf, dass es kein Traum oder eine Halluzination gewesen war, er hatte sogar den Besitzer dieser Extremitäten erkennen können. Sie wurden von einem geometrisch geformten, nichtmenschlichen Gesicht gesteuert, das zwar rote Augen hatte, aber ansonsten ausdruckslos war, und das ihn irgendwann zum Kampf herausforderte. » Wie Jakob und der Engel, weißt du?«, sagte er. Aber Martin hatte keine Kraft mehr, um Widerstand zu leisten. Er kam sich vor wie in einer Art elektrischer Höhle, inmitten von Funken und Blitzen, die wild um ihn herum züngelten.
    Hier endete Martins Bericht. Ich glaube, er hatte Angst, noch mehr Einzelheiten preiszugeben. Vielleicht erinnerte er sich aber auch nicht mehr daran. Die wenigen Male, die ich ihn nach seinem ersten Bekenntnis wieder darauf ansprach, klammerte er sich stets an dieselbe Idee: Dank des allgegenwärtigen John Dee hatte er sein Leben gerettet. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass dieser Mann Martins Obsession war. Und wegen der Dinge, die ich nun berichte, verstehe ich das sogar.
    Im Inneren dieses Ungetüms, vielleicht in dessen Bauch, musste Martin wegen eines kleinen Details an den Magier von Mortlake denken. Bevor er bewusstlos geworden war, wurde Martin von dem Sturm an einen Felsvorsprung gewirbelt, an dem er sich dann mit allen Kräften festhielt. Dort glaubte er ein eingraviertes Symbol zu erkennen, das ihm sofort bekannt vorkam :
    Die Entdeckung von Dees Chiffre an einem Felsen in der Nähe des Ararat half Martin, sich an eine Formel zu erinnern, die er von seiner Tante Sheila gelernt hatte. Einen der Sprüche, die der Magier einsetzte, um Unwetter zu verbannen.
    Martin hatte die Worte so verinnerlicht, dass es ihm trotz seiner Erschöpfung gelang, die notwendigen Kräfte zu sammeln, um sie erneut auszusprechen: » Dooaip Qaal, zacar, od zamram obelisong«, rief er aus tiefstem Herzen.
    Der Wind riss seine Worte mit und erstickte sie, als wären sie nie aus seinem Munde gedrungen. Doch dann, als er sie erneut rezitieren wollte, trat eine Änderung ein.
    So als zweifelten die Funken, die ihn umzüngelten, einen Moment lang an ihrem Plan.
    » Dooaip Qaal, zacar, od zamram obelisong!«, deklamierte er ermutigt.
    Und gleich danach noch einmal.
    Und jetzt riefen seine Worte eine deutliche Reaktion hervor. So als hätte dieses » Sesam, öffne dich!« einen Schalter betätigt: Alles hörte auf, schlagartig, wie in einem Traum. Nur, diese Sache war wirklich passiert! Und Martin war auch verwundet, er wies Verbrennungen diverser Grade auf und hatte kaum Kraft zu atmen. Als er spürte, dass das elektrische Feld, das ihn erfasst hatte, nicht mehr da war, brach er zusammen.
    Martin hatte erzählt, dass ihn zu seiner Verwunderung kurz nach dem Erlebnis ein Mann aufgegriffen und acht lange Wochen versorgt hatte. Dieser Mann war von der Tatsache, dass ein Fremder den Angriff des » Wächters der Erde« überlebt hatte, so überrascht gewesen, dass er daraus den Schluss zog, die göttliche Vorsehung habe diesen Fremden in ihre Gegend geschickt. » Wenn du das Ungetüm bezwungen hast, so wie Gilgamesch die stählernen Löwen, dann, weil dein Blut stark ist«, hatte er zu Martin gesagt.
    Dabei stellte sich heraus, dass dieser selbstlose und freigebige Mann derselbe war, der ihn zunächst gegen seinen Willen an diesen Ort verschleppt hatte. Er verwandelte sich für Martin zu einem Quell der Weisheit und Güte. Er erzählte Martin viel über diese rätselhaften Wächter und darüber, dass sie einen uralten Schatz bewachten. Er lehrte Martin auch, die Naturgewalten anzurufen und die Angst zu beherrschen. » Damit du bist wie Henoch«, hatte er zu ihm gesagt. » Henoch wurde von dem Wirbelsturm mitgerissen und es gelang ihm trotzdem, diesen zu überwinden und wieder heimzukehren.«
    Martin hatte immer mit Zuneigung über den Mann gesprochen, fast wie über einen Familienangehörigen. Er bezeichnete ihn als den » Scheich«.
    Und nun stellte ich fest, dass sein wirklicher Name Artemi Dujok war.

64
    Antonio Figueiras erreichte den Flughafen genau in dem Moment, als der Linienflug, der ihm seine nicht angeforderte Verstärkung brachte, in Lavacolla landete. Er war nervös. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und die Nachrichten der Streitkräfte über den Verbleib des Helikopters waren keineswegs ermutigend. Sie sagten, die Radargeräte hätten an dem Morgen mehrere Störungen erlitten und deswegen bestimmte Bewegungen in der

Weitere Kostenlose Bücher