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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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benachbarten Ría erinnert, versuchte man genau in diesem Moment auf der Sirena de Lalín, einem Fischerboot von 17 Metern Länge, den 400 - PS -starken Caterpillar-Motor zu reparieren. Bei der schweren See hatte sich der Hauptmotor festgefressen und der Hilfsmotor war überflutet, also saß die elfköpfige Besatzung vor der Küste von Vigo fest und ihr Fang von Neunaugen und Bacalao lief Gefahr, zu verderben. Zu dem Zeitpunkt funktionierte einfach gar nichts mehr an Bord. Der Maschinist, ein dickbäuchiger Galicier aus Muxía, der seine Glatze stets mit Olivenöl einrieb, damit sie schön glänzte, hatte darum gebeten, den Transformator abzuschalten– und damit auch das Radargerät, das Sonar, den Funk und sogar den Mikrowellenherd–, um ohne weitere Risiken im Schiffsrumpf arbeiten zu können.
    Dieser Mann bemerkte die Störung zuerst.
    Sein kurzer zeitlicher Vorsprung bestand darin, dass er genau zu dem Zeitpunkt über dem Kiel der Sirena lag. Er hielt sein rechtes Ohr gegen das Holz gepresst, um herauszufinden, ob die Schiffsschraube auf seine Justierversuche reagierte, als er drei dumpfe Schläge vernahm. Sie ertönten ganz schnell hintereinander, sehr nah, ganz nah.
    Bum. Bum. Bum.
    Tito blieb keine Zeit, darauf zu reagieren. Nach den Schlägen sah er etwas, was er nicht begriff: Nur einen halben Meter von ihm entfernt durchschlug eine riesige Nadel den Boden, sie zerriss dabei den Schiffsrumpf und ließ das Wasser hereinfluten, das ihn bis auf die Haut durchnässte. Das Eindringen der Riesennadel klang so, als schlitzte jemand mit einem Fleischermesser ein Bettlaken auf. Das rundliche, gerötete Gesicht des Maschinisten wurde blass. Der Riss vergrößerte sich und schlängelte sich wie ein Reptil durch den gesamten Frachtraum, ohne dass der arme Tito ihn noch sehen konnte. Die Gischt und die Wucht des eindringenden Wassers waren so stark, dass es ihn, bevor er wieder aufstehen und die Treppe zum Deck erreichen konnte, hilflos in die Tiefe riss.
    Die Erschütterung erfasste den Besatzungsraum just in dem Moment, in dem der glücklose Seemann seine letzten Atemzüge tat und das Meerwasser seine Kehle verbrannte. Die drei Seeleute, die sich gerade gemeinsam mit dem Kapitän ein Bier genehmigten, taumelten von ihren Stühlen und klappten wie Marionetten zusammen. Weiter unten, in den Kabinen, hatte die plötzliche Neigung des Schiffes alle Schränke geöffnet und die Kleidungsstücke und Habseligkeiten gegen die getäfelten Wände geschleudert. Tristán, der für die Netze verantwortlich war, stolperte gegen eine Truhe, brach sich bei dem Sturz das Genick und schlug bäuchlings auf. Wenigstens empfand er keine Schmerzen mehr. Zwei weitere Seeleute, Brüder aus Padrón, hatten weniger Glück: Sie wurden im Frachtraum von den Paletten erdrückt, die für das Löschen des Tagesfangs vorgesehen waren.
    Die Bilanz: vier Tote und sieben Verletzte innerhalb von sechseinhalb Sekunden.
    Noch Stunden später, als die überlebenden Besatzungsmitglieder der Sirena de Lalín von den Medizinern der Seenotrettung im Hospital Nuestra Señora de la Esperanza aus dem Krankenhaus entlassen wurden, wussten sie nicht, was oder wer sie angegriffen hatte. Und als sie die Einzelheiten des Unglücks später aus dem Mund eines Kapitäns der Marine erfuhren, wurden sie gezwungen, einen geheimen Vertrag zu unterzeichnen, um auf Staatskosten eine Entschädigung zu bekommen sowie ein neues Schiff, diesmal mit Metallrumpf.
    » Entweder unterschreiben alle oder keiner erhält auch nur einen Euro«, hatte der Kapitän ihnen gedroht, als trügen sie die Schuld an dem Vorfall.
    Denn der mysteriöse Triton, der sie wie eine Sardine aufgespießt hatte, war der Aufbau eines Monstrums von 115 Metern Länge, das einen eigenen Namen hatte: die USS Texas, ein Atom-U-Boot der allerneuesten Virginia-Klasse, dem das amerikanische Verteidigungsministerium die Order erteilt hatte, sich vor die Küste von Vigo, also in NATO -Gewässer, zu begeben, um ein Rettungsmanöver durchzuführen, bei dem nicht einmal der Flottenkommandant jemals die genauen Einzelheiten erfuhr.
    Als das Unglück passierte, bei der Berührung mit der Sirena de Lalín, waren im Rumpf der USS Texas sofort die roten Alarmlampen angesprungen. Aber da war es bereits zu spät.
    » Es gibt dafür keine Erklärung, Sir«, stellte der Verantwortliche für das Hochfrequenz-Sonar fest. » Kein Sensor hat irgendetwas angezeigt. Das muss ein elektronischer Gegenangriff gewesen sein.«
    » Wird das

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