Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra

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auf das Lenkrad.
    » Inspector Figueiras, fahren Sie weiter, machen Sie keine Dummheiten«, rügte er ihn. » Dieser Fall übersteigt Ihre Fähigkeiten. Lassen Sie uns nach unseren Methoden vorgehen, und ich kümmere mich persönlich darum, Ihnen die Mörder zu übergeben.«
    » Nach Ihren Methoden?« Figueiras hätte nicht verdutzter dreinblicken können. Er richtete das Lenkrad wieder gerade und gab Gas.
    » Wir haben für diesen Fall weitaus mehr Mittel abgestellt, als Sie sich vorstellen können. Für uns nimmt die Sicherheit von Julia Álvarez und ihrem Ehemann den gleichen Stellenwert ein wie für Sie. Haben Sie mich verstanden?«
    » Jawohl, Mr Jenkins«, sagte Figueiras.
    » Umso besser«, erwiderte der Amerikaner so freundlich wie gleichgültig. » Aber tun Sie mir jetzt bitte den Gefallen: Ich würde mich gerne unversehrt mit Colonel Nicholas Allen unterhalten. Bitte passen Sie also auf die Straße auf!«
    Der Polizist rückte instinktiv seine Brille zurecht und trat aufs Gaspedal.
    » In Ordnung. Wir sind in fünf Minuten dort«, erwiderte er.

65
    Im Außenbereich der Kirche Santa María a Nova dräute Unheil.
    Eine Zehntelsekunde bevor er sah, wie sein Gefährte Janos mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug, spürte Waasfi, der junge Vertrauensmann von Artemi Dujok, wie ein Hauch sein eigenes Gesicht streifte. Adrenalin durchflutete den jungen Mann bei dem Gedanken: ›Sie schießen auf uns!‹
    Als dann auch noch einige Splitter von den marmornen Grabplatten bröckelten, die seinen Rücken schützten, gab es keinen Zweifel mehr: Sie wurden angegriffen.
    Tschak. Tschak. Tschak.
    Drei lautlose Schüsse schlugen hinter seinem Rücken ein, während ein roter Laserpunkt von Grabstelle zu Grabstelle hüpfte.
    Janos lag fünf Meter von ihm entfernt. Er blutete im Gesicht und am linken Arm und wand sich vor Schmerz neben dem Gegenstand, den die Armenier die ganze Zeit über als Amrak bezeichnet hatten. Der Kasten. Dieser Gegenstand war in etwa so groß wie ein Schachbrett, und alle hatten geschworen, ihn mit ihrem Leben zu verteidigen.
    Minuten bevor sie Santa María a Nova betraten, hatte Artemi Dujok seine Männer angewiesen, den Kasten in der Nähe des Kircheneingangs auszupacken. Sollte sich der Adamant, den sie suchten, in der Kirche befinden, würde Amrak ihn aktivieren können. Der Scheich wusste, dass einer der geheimen Türme seines Clans in urfernen Zeiten hier errichtet worden war. Am finis terrae der Vorfahren. Und er wusste auch, dass seine Kämpfer mit diesem okkulten Energiestrom umgehen konnten. Sie mussten den Deckel von dem Kasten nehmen und ihn zur Nordmauer der Kirche hin ausrichten, genau unterhalb der Nische eines gewissen Pedro Alonso de Pont. Aber Janos stellte den Plan in Frage. Dieser Söldner kannte sich im Umgang mit Chemikalien und bakteriologischen Substanzen aus. Er hatte militärische Trainingslager von Saddam Hussein besucht, bis man entdeckte, dass seine Eltern Kurden und sein Vater yezidischer Geistlicher war, und er hatte ohne Unterlass geklagt, dass Dujoks Plan der reine Wahnsinn war. Janos befürchtete, dass Amrak, falls er aus irgendeinem Grund explodierte oder wie in jener Nacht in Santiago aktiv wurde, alles im Umkreis von wenigstens zehn Metern mitreißen würde. Was bedeutete, dass keiner von ihnen lebendig aus der Sache herauskäme.
    Waasfi sah mitleidlos zu ihm. ›Das Schicksal‹, so sein Gedanke, ›übt wegen Janos’ sündigen Widerstandes Rache.‹
    Gelassen entsicherte Waasfi seine automatische Waffe und justierte das ausgefeilte Infrarot-Zielfernrohr. Er wusste, dass sein Meister in der Kirche mit etwas Wichtigem beschäftigt war und dass ihr Erfolg von der Perfektion seiner Arbeit abhing. Als er sah, wie Janos sich in Sicherheit schleppte und dabei eine Blutspur hinterließ, wusste Waasfi, dass sich sein Gefährte nicht mehr verteidigen konnte. Die wässrige Spur, die unter seinem Arm begann, war ein Zeichen dafür, dass eine Lunge durchlöchert war. Dujok würde ihm selbstverständlich auch erst helfen können, wenn er die Kirche verließ. Und Haci, Dujoks zweiter Mann, befand sich in dem Moment außerhalb von Waasfis Gesichtsfeld. Er hatte sich an einem Beobachtungspunkt neben dem Eingang des Friedhofs postiert.
    Vielleicht war auch er ja bereits tot.
    Was konnte noch misslingen?
    Genau. Amrak.
    Wenige Augenblicke vor der Schießerei hatte der Kasten eine einzigartige Reaktion gezeigt. Missmutig hatte Janos den Bleideckel zur Seite gelegt und zugelassen,