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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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sich zurückrollen ließ, blickte Waasfi seinem Henker ins Gesicht.
    Es war ein Hüne, ganz in Schwarz gekleidet, der ihn mit seiner Laserzielvorrichtung verfolgte.
    Die nächste Kugel schlug genau neben seinem Knie in den Boden ein. Dann noch eine. Und noch eine. Er war diesem Schwein, dessen Gesicht hinter einer Sturmhaube verdeckt war, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und dieser schien sich auch noch darüber zu amüsieren.
    » Bete!« Der Befehl, der durch die Sturmhaube tönte, klang makaber.
    » Wie bitte?«
    » Sprich die Gebete, die du kennst, du Scheißkerl!«
    Da erinnerte Waasfi sich an Melek Taus, den Schutzengel seines Clans, und er klammerte sich an den Kolben seiner Waffe, um wenigstens als Held zu sterben. Sein letzter Gedanke war seinem Onkel gewidmet. Er hatte aus ihm den Mann gemacht, der er war. Scheich Artemi Dujok.
    Doch der Hüne schoss nicht.
    Ein Projektil war quer über den Er stieß einen gellenden Schrei aus.
    Haci, der sich von seiner Position aus zum Eingang des zentralen Platzes auf dem Friedhof geschlichen hatte, hatte ihm soeben das Leben gerettet.
    ›Vier‹, war das Ergebnis seiner Addition.
    » Alles in Ordnung?« Waasfi hörte Haci von seiner neuen Position aus rufen.
    » Ja, alles in Ordnung!«
    Der Kämpfer stand euphorisch auf und gab seinem Gefährten ein Zeichen, sich an der nördlichen Mauer der Kirche zu treffen. Sie mussten Amrak in Sicherheit bringen. Haci, ein schmächtiger Mann mit hervorstehenden Augen, der mehrere Jahre in militärischen Trainingslagern im armenisch-türkischen Grenzgebiet verbracht hatte, legte die kurze Strecke, die ihn von dem Ziel trennte, schnell zurück. Dort hatte Janos immer noch Mühe, auf die Beine zu kommen. Er umklammerte den Kasten und kroch zur Kirchentür. Zwischen den Steingräbern auf dem Bauch liegend, konzentrierte er alle Kraft darauf, den Kasten in Sicherheit zu bringen. Er befürchtete weiterhin, Amrak könne explodieren.
    » Das ist Ihre letzte Chance!« Der verwundete Armenier vernahm erneut die durch das Megaphon metallisch verzerrte Stimme einer Person, die sich außerhalb seines Blickfeldes aufhielt. Doch diesmal schien sie von weiter weg zu kommen. » Legen Sie den Sender ab und Sie kommen mit dem Leben davon! Wir geben Ihnen fünf Sekunden oder wir eröffnen das Feuer!«
    » Der Sender?« Janos schnaubte erschöpft. » Amrak ist für sie ein Sender?«
    » Fünf… Vier…«
    Der Sprecher hatte den Countdown begonnen.
    » Drei…«
    Waasfi und Haci zielten nervös in alle Richtungen, da sie nicht genau wussten, woher die Stimme kam.
    » Zwei…«
    Die Stimme zögerte kaum wahrnehmbar den Countdown hinaus, zählte jedoch weiter.
    » Eins…«
    Gleich darauf nahm Janos wahr, wie etwas Riesiges und Warmes über seinen Kopf strich und in die Kirche schwebte. Janos reagierte zwar rasch und hielt sich die Ohren zu, doch die Explosion zerriss ihm trotzdem die Trommelfelle. ›Aber sie wollten doch Amrak haben?‹ Janos hatte sich noch nicht erholt, als mehrere Maschinengewehrsalven über ihn hinwegdonnerten. Instinktiv ahnte er, dass wohl sein Gefährte das Feuer erwiderte. Aber die Erleichterung währte nur kurz, denn als er mit seinem unverletzten Arm die Stelle abtastete, an der er den Schrein abgestellt hatte, packte ihn ein Paar kräftige Arme unter den Achseln und schleifte ihn in die Kirche.
    » Wir müssen weg von hier!« Das war Waasfis Stimme! » Und zwar sofort!«

66
    Es gab eine Explosion.
    Und dann einen höllischen Lärm und ein infernalisches Beben, gefolgt von Pulvergestank und Senggeruch.
    Ich wurde gegen den Sarkophag von Juan de Estivadas geschleudert. Ich landete auf dem Rücken, meine Kleidung war zerrissen und ich hatte einen meiner Stiefel verloren; er lag ein paar Meter weiter weg.
    Mehrere Augenblicke lang verharrte ich reglos. Dann breitete sich eine dichte Wolke in der gesamten Kirche aus. Große Schwaden Pulver, Rauch und Steinstaub drangen in meine Lungen, ich musste heftig husten und meine Schmerzen wurden immer stärker.
    Plötzlich tauchte Artemi Dujok in dem Dunst auf, er wankte und versuchte mit kräftigen Armbewegungen die Schwaden zu vertreiben.
    Mit geschwärztem Gesicht und besorgter Miene beugte er sich über mich. » Wir müssen hier raus.« Er zog kräftig an mir, schaffte es aber nicht, mich aufzurichten.
    Beim zweiten Versuch gelang es mir, auf die Beine zu kommen.
    Ich rieb mir die Augen und versuchte erfolglos, das Brennen zu vertreiben, während Dujok mich zu der Wand schob, an

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