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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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Amiens…«
    Der NSA -Direktor sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass diese Nachricht erst vor sechs Minuten ausgestrahlt wurde.
    ›Hat es schon begonnen?‹
    Owen verdrängte den Gedanken. ›Wenn es ein Magnetsturm wäre, wären auch unsere Satelliten betroffen‹, dachte er. Er schaltete den Fernseher aus und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die er sich eigentlich vorgenommen hatte. Er musste den Umschlag öffnen, den man ihm soeben aus dem Archiv geschickt hatte, und das Dossier mit so klarem Kopf wie möglich studieren.
    Doch vorher ging er zu der kleinen Anrichte hinter seinem Schreibtisch. Er schenkte sich Kaffee ein, fügte etwas Rohrzucker hinzu und machte sich an die Arbeit.
    Es tröstete ihn zu wissen, was ihn erwartete: eine Handvoll alte Fotografien, die auf einer Papiersorte abgezogen waren, die längst nicht mehr hergestellt wurde, sowie handschriftliche Dokumente, von denen einige fast ein Jahrhundert alt waren. Owen hatte sie vor Stunden aus dem Panzerschrank des NSA -Archivs angefordert, nachdem sein Vertrauensmann in Spanien, Richard Hale, ihn noch einmal an Martin Fabers Interesse an diesen Dokumenten vor dessen Kündigung bei der Agency erinnert hatte.
    » Martin Faber«, murmelte er vor sich hin, » was wolltest du mit diesen Papieren anfangen?«
    Owen hatte im Lauf der Jahre viele, meist angenehme Erinnerungen mit diesen Dokumenten verknüpft. Alte Freunde wie George Carver, der Sicherheitsexperte der CIA , der 1994 an einem Herzinfarkt gestorben war, hatten bis zuletzt dieser Chimäre von Noahs Arche nachgespürt und ihn von deren Existenz ebenso überzeugt sowie von der Notwendigkeit, sie unter ständiger Beobachtung zu halten. Für Carver bestand kein Zweifel daran, dass man viel über diesen » großen und schrecklichen Tag« lernen musste, an dem die Menschheit schon einmal untergegangen war, wenn eine ähnliche Situation von so einer Tragweite verhindert werden sollte.
    Dieser Carver war ein Mann von Prinzipien gewesen. Er hatte sich für das Thema interessiert, nachdem er den Auftritt eines Professors der University of Richmond erlebt hatte, der wiederum seinerzeit als Kadett in West Point seine Offiziere über einen CIS -Satelliten hatte sprechen hören, der beim Flug über den Ararat zufälligerweise die Arche Noah fotografiert hatte. Carver checkte in Langley ein paar Daten und entdeckte zu seiner großen Überraschung, dass diese Geschichte kein Gerücht war. Im September 1973 hatte tatsächlich einer der drei Satelliten der Serie KH - 11 etwas äußerst Merkwürdiges verewigt: An den Rändern eines schmelzenden Gletschers, an der Nordwestseite des Hauptgipfels des Ararat, ragten drei riesige gebogene Holzbalken heraus, wie Teile eines alten Schiffsrumpfs. Und welches Schiff sollte sich wohl an dem Gipfel befinden, wenn nicht die verflixte Arche?
    Carver beriet sich mit aller Welt über seine Entdeckung. Er stellte Fragen. Er reichte Gesuche ein und er überzeugte sogar mehrere Senatoren, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch leider beendete eine Krankheit seine Arbeit. Nach seinem Tod verstärkte sein Freund, nämlich jener Professor, seine Anstrengungen, das Dossier über die Arche ans Licht zu bringen, und ließ erst davon ab, als er erreicht hatte, dass ein Großteil des grafischen Materials über die » Ararat-Anomalie« seinen Geheimhaltungsstatus verlor. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass das Thema keine 24 Stunden später von der New York Times aufgegriffen wurde und seither als Anekdote in der gesamten Geheimdienst-Community kursierte.
    Zu den freigegebenen Fotografien gehörten nicht nur Aufnahmen des KH - 11 , sondern auch Bilder, die U 2 -Spionageflugzeuge und sogar die legendären Corona-Satelliten aufgenommen hatten. Dieses Bildmaterial war zwischen den Jahren 1959 und 196 0 datiert und bewies, dass das verdammte Ding mit dem Aussehen einer überdimensionierten Holzkiste tatsächlich existierte– sich aber nur sehen ließ, wenn die launenhaften Eisschichten es wollten.
    Aber Martin Faber hatte nicht nur diese Dokumente im Archiv von Langley angefordert.
    Er hatte auch Unterlagen bestellt, die zu einem weniger umfangreichen, noch nicht freigegebenen Dossier gehörten, über dessen Existenz nur wenige Elias-Mitglieder Bescheid wussten. Und genau diese Dokumente lagen jetzt auf seinem Tisch.
    Michael Owen strich wehmütig über die Seiten.
    Er hatte eine Idee, wonach Faber gesucht und was ihn vor seiner Entführung verleitet haben könnte, zum Ararat zu

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