Die Rache der Engel
in der nördlichen Hemisphäre zusammenbrechen würde.
» Mein Telefon ist schon aus«, klagte Jenkins. » Die Iridium-Satelliten müssten bereits außer Gefecht sein.«
Die Ziffern bewegten sich unerbittlich. Der alte Mann und Dujok verloren sie nicht aus dem Blick. Inzwischen hatten sich Sheila, Daniel und Martin um Julia geschart. Sie hielten sie an den Händen gefasst, während einer der Helfer des Armeniers versuchte, elastische Gurte an ihren Körper anzupassen, und ihr einen verkabelten Helm auf den Kopf setzte. Absolut professionell überprüfte er, dass alle Enden fest saßen.
» Was zum Teufel machen die da?«, flüsterte Jenkins und bemühte sich, sein Ferngals genauer einzustellen.
Dann sah der Präsidentenberater, wie die Liege mit Julia darauf an eine Wand des Gletschers geschoben wurde. Dort standen der heilige Tisch und die beiden Adamanten auf einer Art Gerüst bereit.
» Ich sehe sie!«, flüsterte er.
Die Steine hatten begonnen, einen schwachen Schein auszustrahlen. Es war ein pulsierendes Schimmern, das Allen mit einer gewissen Sorge beobachtete.
» Julia, versuch dich zu entspannen«, forderte Bill Faber die junge Frau auf, was Jenkins und der Oberst deutlich hören konnten, denn aufgrund einer unverhofften akustischen Wirkung drangen seit Julias Verlegung in diesen Winkel die Stimmen klar und deutlich aus der Eiskuppel bis zu den beiden Spionen.
» Ich soll mich entspannen?«, protestierte Julia. » Mit diesen Gurten?«
» Sie sind zu deiner Sicherheit, Chérie«, beruhigte Martin sie. » Wir wissen nicht, welche Kräfte dein Gehirn unter diesen Umständen entfalten wird. Du weißt doch, wir wollen dir keinen Schaden zufügen.«
» Denken Sie an das«, mischte sich Dujok ein, » was Ihnen in Noia passiert ist, als Amrak Sie in seine Magnetwolke hüllte. Sie hatten Glück. Sie hätten sich bei dem Sturz das Genick brechen können!«
Nun eilte der alte Mann herbei.
» In achtzehn Minuten kommt es zu dem magnetischen Schlag«, drängte er. » Wir müssen anfangen«
» Aber wer sagt Ihnen, dass es so weit ist? Woher wissen Sie, dass dies der große und schreckliche Tag ist?« Daniel Knight war zu Julias Liege geeilt. Er hielt eine Aktentasche und einen Kugelschreiber unter dem Arm, so als wollte er die Sitzung protokollieren. Er war es auch, der Julias Frage beantwortete, indem er auf die Wand zeigte.
» John Dee hinterließ alle diese Prophezeiungen in seinem Werk Monas Hieroglyphica, Darling.« Daniel musste wegen der grellen Scheinwerfer im Labor blinzeln. » In dem Buch zeichnete er ein Zeichen, das übrigens auch in die Arche geritzt ist.«
» John Dee ist auch schon hier gewesen?«
» Nein, das glaube ich nicht«, widersprach Daniel kategorisch. » Wir wissen, dass Dee sehr viel in Europa gereist ist. Er war in Paris, in Löwen, in Brüssel, auch in Ungarn, Böhmen und Polen. Doch es gibt keinen Hinweis auf einen Aufenthalt in der Türkei, und noch weniger darauf, dass er eine Reise in diese Breitengrade plante, die für einen Menschen aus dem Abendland relativ weit weg liegen.«
» Wie hat er dann von dem Symbol erfahren?«
» Vermutlich hat es ihm einer der Pilger gezeigt, die von einer Wallfahrt zum Ararat zurückkehrten. Offenkundig ist dies hier die älteste Darstellung des Zeichens.«
» Ein Pilger?«
» Bis zu dem furchtbaren Erdbeben im Jahr 1840 , bei dem ein Teil der Nordflanke des Berges einbrach, waren Wallfahrten zur Arche unter den Einheimischen sehr beliebt.«
» Du glaubst, das Symbol verbirgt eine Prophezeiung, Daniel?«
» Zweifellos. Dee entschlüsselte es, aber aus Gründen, die mehr als nachvollziehbar sind, wagte er nicht, etwas darüber schriftlich niederzulegen. Zumindest nicht in einer Zeit, in der die Inquisition jede seiner Bewegungen überwachte und all seine Bücher unter die Lupe nahm. Doch eine Botschaft, die in einem Zeichen verschlüsselt war, das nur Eingeweihte verstanden, war die sicherste Methode, um eine Information zu übermitteln, die vor Jahrtausenden aufgezeichnet wurde.«
» Und Dee hat das Zeichen von hier kopiert.«
» Genau. Noah, wie wir ein Nachfahre von Engeln, gravierte es neben der Brücke auf das Deck seines Schiffs, damit zukünftige Generationen den Zeitpunkt erfuhren, an dem erneut eine ähnliche Katastrophe kommen würde. Ich glaube, er wusste, dass kein Gott uns warnen würde… Also hinterließ er uns diese Warnung. Es ist wie ein Verkehrsschild, das vor einer gefährlichen kurvenreichen Strecke steht… Wenn du
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