Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
Vom Netzwerk:
Gesicht, während eine kaum wahrnehmbare Rauchsäule sich ihren Weg in den Himmel bahnte. Der Armenier brummte etwas Unverständliches, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er beugte sich über das Kasteninnere und ließ zufrieden die Arme sinken.
    Leider konnte ich mich nicht nähern, um herauszufinden, was ihn so erfreute. Aber ich konnte die unregelmäßigen Umrisse einer dunklen, rauen Oberfläche zumindest erahnen. Es war so etwas wie eine Tafel in der Größe des Kastens, die von einigen Kerben durchzogen war, die vielleicht ein geometrisches Muster ergaben. Doch Dujoks Rücken und die Geschwindigkeit, mit der er den Kasten bewegte und dann unter das Hauptfenster der Apsis stellte, hinderten mich, zu erkennen, was er ausschließlich mit dem Ding machte. Von einer Sache war ich jedoch überzeugt: Dieser Mann wusste genau, wie er damit umzugehen hatte.
    » Sobra zol ror i ta nazpsad«, flüsterte er plötzlich in einer Sprache, die ich nicht erkannte. » Graa ta malprag!«, sagte er dann mit noch lauterer Stimme.
    Artemi Dujok war jetzt nicht mehr die unscheinbare Person wie noch vor wenigen Minuten. Er hatte seine Maske des Gewöhnlichen abgelegt und sein Blick erstrahlte von einer übermenschlichen Intensität.
    » Sobra zol ror i ta nazpsad!«, sagte er noch einmal. Da passierte etwas: Als er die Worte ein zweites Mal ausgesprochen hatte, schien im Kasten etwas aufzuleuchten und ein kurzes Flackern zum Himmel zu senden. Wie ein Blitz. Ein kurzer, intensiver Impuls, der in dem Bleikasten seinen Ursprung hatte, schwebte als Licht zu dem Glasfenster, hinter dem gerade die Trauung von Martin und mir stattfand!
    Ich musste schlucken. Offensichtlich hatte der Mann einen alten Zauberspruch benutzt, eine Art Abrakadabra, mit dem es ihm gelungen war, dem leblosen Material vor ihm eine rätselhafte Kraft zu entlocken. Wer zum Teufel war dieser Artemi Dujok?

34
    Als Inspektor Figueiras in seinem Peugeot 307 aufs Gaspedal trat, um die letzte Steigung zur Plaza de la Quintana zu nehmen, merkte er, dass der Motor keine Kraft mehr hatte und versagte.
    » Verdammte Scheiße, was ist denn jetzt schon wieder los?«, schimpfte er mit einem Schlag gegen das Lenkrad.
    Der Motor machte eine enorme Anstrengung, er brummte und ruckte, als wollte er seinem Besitzer gefallen, aber schließlich erstarb er doch.
    Zum Glück hatte der Regen nicht wieder eingesetzt.
    Der Polizist ließ den Wagen am Straßenrand stehen und lief zu Fuß weiter. Er hatte inzwischen eine ziemliche Menge von Problemen am Hals. Einen amerikanischen Spion. Vielleicht sogar zwei. Mehrere äußerst wertvolle Steine. Eine Schießerei in der Kathedrale sowie eine Frau, die sich in Gefahr befand. Wenn der leitende Kommissar recht hatte, musste die junge Frau, die den Vorfall in der Kirche überlebt hatte, sofort Polizeischutz erhalten, zumindest bis das ganze Chaos geklärt war. Und als Gipfel der Widrigkeiten war da noch dieses verflixte Unwetter. Seine elektrischen Entladungen hatten offensichtlich die Atmosphäre von Santiago gestört, denn schon seit geraumer Zeit war die Verbindung zu den beiden Polizisten, die er mit der Bewachung der jungen Frau beauftragt hatte, unterbrochen.
    Verärgert rückte Figueiras seine auffällige Brille zurecht. Er wollte die Abkürzung durch die Straße nehmen, die an der Medizinischen Fakultät vorbeiführte, hinter dem pittoresken Arco do Pazo und an den Souvenirläden vorbei, die zu dieser Uhrzeit selbstverständlich geschlossen waren. Er war so versunken in seine Probleme, dass er den Helikopter, der immer noch vor der Kathedrale wartete, nicht weiter beachtete.
    Als er auf die Plaza de la Inmaculada einbog, verschwand seine Müdigkeit schlagartig. Zwei schwarz gekleidete Männer kamen soeben von der Puerta de la Azabachería und ließen sie schnellen Schrittes hinter sich. Trotz der Uhrzeit und der Dunkelheit, die über dem Stadtteil lag, erkannte Figueiras die beiden sofort.
    » Padre Fornés! Eure Exzellenz«, rief er ihnen zu. » Ist etwas passiert? Was machen Sie denn zu dieser Nachtzeit auf der Straße?«
    Juan Martos’ Gesicht leuchtete beim Anblick des Polizisten auf.
    » Inspector Figueiras«, begrüßte der Erzbischof ihn lächelnd. » Sie kommen wie gerufen. Der Dekan hat mich gerade aus dem Bett gerissen, um mir etwas zu zeigen.«
    Das hagere Gesicht von Benigno Fornés zog sich zusammen. Der Dekan hatte Inspektor Figueiras nie leiden können.
    » Worum geht es denn, Padre Fornés?«
    » Sehen Sie…« Der Dekan

Weitere Kostenlose Bücher