Die Rache der Engel
Nacht nach den Steinen gesucht habe, nach denen du mich gefragt hast.«
» Und?«
» Ich habe herausgefunden, was für Steine das sind. Du wirst es nicht glauben!«
39
Ich benötigte einige Zeit, bis ich mich an das sanfte Schaukeln des Helikopters gewöhnt hatte. Zum Glück kehrte mein Magen, als wir steil in die Luft gestiegen waren, an seinen gewohnten Platz zurück, und mein Körper fühlte sich wieder normal an. Mir blieb nichts anderes übrig als zu entspannen. Angst und Verwirrung würden mir nicht aus der Klemme helfen, also atmete ich ein, lockerte meine Muskeln und streckte Beine und Arme aus, wie in meiner Yoga-Stunde. Der Trick funktionierte aber nur halbwegs. Ich spürte immer noch, wie mein Puls gegen die Schläfen hämmerte, während meine Augen vor Wut und Schmerz über meine Rückkehr in die Welt der Lebenden voller Tränen standen.
In dem Moment wünschte ich, es wäre nicht dazu gekommen. Ich hatte erfahren, dass der Tod ein sanfter Übergang war. Ein schmerzloser Übergang. Ganz anders als das, was ich jetzt fühlte.
Was hatte Artemi Dujok gemeint, als er sagte, er habe mich einem Beschuss von Wellen ausgesetzt? Und warum hatte der Armenier sich vorgenommen, Martin vor diesem Amerikaner zu retten, mit dem ich mich unterhalten hatte, bevor ich mich gefesselt in seinem Hubschrauber wiederfand?
Artemi Dujok bot mir etwas zu trinken an.
» Sagen Sie mir eins, Mrs Faber, hat Ihnen Ihr Mann mitgeteilt, warum er in die Türkei gereist ist?«, fragte er jetzt, während er beobachtete, wie ich mühselig ein isotonisches Erfrischungsgetränk trank.
» Mehr oder weniger…« Ich überlegte eine neutrale Antwort. » Er hat gesagt, er wolle seine Studie über die Gletscherschmelze beenden. Und da ich mit der Restaurierung der Kathedrale sehr beschäftigt sein würde, hielt er dies für den geeigneten Moment für seine Reise.«
» Dann hat er Ihnen also nicht erzählt, dass er zum Berg Ararat gereist ist, um seinen Adamanten zurückzugeben. Der Stein kommt ursprünglich von dort. Haben Sie das gewusst?«
» Äh… Ja, natürlich«, log ich.
» Hören Sie mir einmal gut zu, Mrs Faber. Ihr Mann und ich haben seit Jahren zusammengearbeitet. Wir haben versucht, die wenigen Steine, die auf der Welt verstreut sind, zusammenzuführen. Wir beide wissen, wie außergewöhnlich diese Steine sind, aber Sie machen sich keine Vorstellung davon, welche Kraft sie erzeugen können, wenn sie vereint sind. Wir haben tatsächlich Zeichen entdeckt, die darauf hinweisen, dass wir demnächst ihr gesamtes Potential benötigen werden, um uns vor etwas zu schützen, was anscheinend eine globale Katastrophe sein wird, ein Schlag gegen die Biosphäre. Ihr Mann ist felsenfest davon überzeugt. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir zusammenarbeiten und ehrlich miteinander umgehen. Verstehen Sie das?«
Dujok sprach mit äußerst ernster Miene, ohne einen Hauch von Großtuerei oder Falschheit.
» Was haben Sie vor? Wollen Sie mir Angst machen?«
» Keineswegs, Mrs Faber. Ich will Ihnen nur sagen, dass Martin in eine Operation auf höchstem Niveau eingebunden ist. Wenn er Sie bis jetzt nicht über alle Einzelheiten informiert hat, dann ist dies nur zu Ihrem Schutz geschehen. Aber jetzt befindet er sich selbst in Gefahr. Seine Situation hat sich verändert, und wir beide haben die moralische Verpflichtung ihm zu helfen. Sie müssen mir vertrauen, Mrs Faber. Ich weiß, dass Sie mich kaum kennen, aber ich verspreche Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden.«
» Sie helfen mir, meinen Mann zu retten?«
Der Mann nickte.
» Selbstverständlich. Aber dafür benötigen wir Ihren Adamanten. Können Sie sich daran erinnern, wann Martin Sie gebeten hat, ihm Ihren Stein zu geben, und wann er ihn versteckt hat?«
» Etwa vor einem Monat«, antwortete ich seufzend. » Kurz vor seiner Abreise. Ehrlich gesagt, wir haben gestritten und ich habe ihm den Stein zurückgegeben.«
» Dann hat er ihn an einem sicheren Ort versteckt«, sagte er in einem Tonfall, als würde er laut denken. » In einem besonderen Versteck, an einem Ort mit einer großen Energie, wo er nicht nur sicher aufbewahrt ist, sondern sich auch mit einer großen Kraft aufladen kann.«
» Wirklich?«
In meiner Frage klang Misstrauen mit.
» Aber er hat das wohl vor allem getan, damit Leute wie der Mann, mit dem Sie vorhin zusammen gewesen sind, ihn nicht in die Finger bekommen, Mrs Faber.«
» Der Amerikaner wollte meinen Stein an sich nehmen? Colonel Allen?«
» Genau.
Weitere Kostenlose Bücher