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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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Er hat sich nur für Ihren Stein interessiert. Sie können mir glauben, wenn Sie ihm Ihren Adamanten gegeben hätten, hätten Sie womöglich nicht mehr lange…«
    Der Helikopter neigte sich plötzlich zur Seite, woraufhin mir das Blut ins Gesicht schoss. Draußen wurde der Himmel heller und kündigte den baldigen Tagesanbruch an. Der Armenier hatte mir immer noch nicht gesagt, wohin wir flogen.
    » Aber woher soll ich wissen, dass ich Ihnen vertrauen kann, Mr Dujok?«
    » Das werden Sie noch erfahren«, antwortete er lächelnd. » Es ist nur eine Frage der Zeit. Martin hat mir viel über Ihre Beziehung erzählt und darüber, was Sie mit den Adamanten angestellt haben. Er hat mich sogar gebeten, mich um Ihre Sicherheit zu kümmern, falls ihm bei seinen Aufträgen etwas zustoßen sollte. Er hatte Angst um Sie, verstehen Sie? Deshalb kenne ich Details aus Ihrer Ehe, an die Sie sich vermutlich nicht einmal selbst erinnern…«
    » Meinen Sie das ernst?«
    » Selbstverständlich.« Artemi Dujok verzog seine Lippen, die diesmal ein wissendes Lächeln andeuteten. » Zum Beispiel, hat Ihnen Martin je erklärt, warum Sie beide in Biddlestone geheiratet haben? Haben Sie eine Idee, warum er mich zu der Zeremonie eingeladen hat?«
    Ich sah Artemi Dujok in die Augen. Offensichtlich versuchte dieser Mann mit dem Auftreten eines Gentlemans, mein Vertrauen zu gewinnen. Die braunen Pupillen wirkten tief und geheimnisvoll. Erst vor Kurzem hatte ich sie in der anderen Welt leuchten sehen, es waren zweifellos die gleichen Augen.
    » Ja, ich denke, ich weiß, warum, Mr Dujok… Sie sind nach Biddlestone gekommen, um etwas zu holen«, erwiderte ich in Erinnerung an das, was ich gesehen hatte, ehe ich im Helikopter aufwachte. » Etwas, was Sie heimlich bei der Kirche ausgegraben haben, während unsere Trauung stattfand, oder irre ich mich?«
    Seine Pupillen zogen sich zusammen, als träfe sie ein Sonnenstrahl.
    » Hm, hm«, stammelte er. » Sie irren sich keineswegs. Darf ich Sie fragen, wer Ihnen das gesagt hat?«
    » Ich habe es gesehen.«
    » Wirklich?« Dujok beugte sich vor.
    » Kurz bevor Sie mich hier im Hubschrauber geweckt haben.«
    » Das ist ja…«, flüsterte er befriedigt, seine Antwort übertrieben in die Länge ziehend, » perfekt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, dass Sie Ihre alte Gabe bewahrt haben, Mrs Faber. Haben Sie sie reaktiviert?«
    ›Was weiß denn dieser Typ noch alles von mir?‹
    » Vielleicht«, antwortete ich nur mit niedergeschlagenem Blick.
    » Schon gut«, kam er mir entgegen. » Ich habe für Ihr Misstrauen Verständnis. Aber vielleicht können Sie es ablegen, wenn Sie verstehen, was bei der Hochzeit geschehen ist. Sie sind für eine Trauung nach einem uralten Engelsritual nach Biddlestone gekommen, und die Lesung bei der Zeremonie stammte nicht aus der Bibel, sondern aus dem Henochbuch. Bei Ihrem Eheversprechen haben Sie dieselben Steine verwendet, mit denen zuletzt John Dee im 16 . Jahrhundert mit den himmlischen Wesen in Verbindung trat.«
    » Wollen Sie mir jetzt etwa einen Vortrag über Engel halten?«, fragte ich mit unverhohlener Verärgerung. Dujok blieb unerschütterlich.
    » Ihr Mann wird Ihnen erzählt haben, dass John Dee der letzte Mensch des Abendlandes war, der erfolgreich mit ihnen kommuniziert hat, Mrs Faber. Und Dee war wie Sie beileibe kein Mystiker. Er hat weder Ekstasen, Trancen oder ähnliche Bewusstseinszustände erlebt. Er war schließlich ein Wissenschaftler und seine Herangehensweise an die Engel war rational begründet. Dafür setzte er drei Dinge ein: Steine mit einer gewaltigen Kraft, ein Medium, nämlich Edward Kelly, der wusste, wie er in die Steine sehen musste, um ihrem Inneren Informationen zu entlocken, sowie eine Art Tisch oder Tafel mit eingravierten Zeichen. Dieser Tisch stellte in Kombination mit dem Medium und den Steinen eine Verbindung zum Himmel her. Das gesamte Instrumentarium musste mit bestimmten Daten und Orten in Einklang gebracht werden, damit es funktionierte, doch Dee gelang es diese herauszufinden.«
    » Ich verstehe immer noch nicht, was all das mit Ihrer Anwesenheit an dem Ort unserer Hochzeit zu tun hat, Mr Dujok…«, drängte ich weiter.
    » Das ist ganz einfach zu verstehen.«
    » Das hoffe ich doch. Erzählen Sie weiter.«
    » Zu ihrem Lebensende fielen John Dee und Edward Kelly in Ungnade und wurden von ihren Zeitgenossen verfolgt, weil sie mit ihrem Instrumentarium Missbrauch betrieben. Kelly beispielsweise wurde

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