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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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mit prognostizierten Polarlichtern erzeugte und vor Magnetstürmen und möglichen Senderausfällen wegen der Sonnenstürme warnte. Bis vor Kurzem hatte die Forschung die Auswirkungen der Sonne auf das Klima und auf die seismischen Aktivitäten auf der Erde unterschätzt, aber immer mehr Wissenschaftler bezogen sie inzwischen in ihre Überlegungen ein. Dujok gehörte offensichtlich zu ihnen.
    Als er ein Bild der Sonne in grüner Farbe mit dunklen Sprenkeln sah, zeigte sich der Armenier zufrieden.
    » Der Moment ist perfekt«, sagte er. » Unsere Atmosphäre ist in einen kräftigen Solarwind getaucht, Mrs Faber. Es steht also alles zu Gunsten Ihrer Zeremonie.«
    Ich wollte gar nicht zu viel über das nachdenken, was ich gerade beginnen sollte. Diese merkwürdige Mischung von Hightech und mittelalterlicher Magie löste bei mir Gänsehaut aus. Ich wollte lieber nicht wissen, was da draußen geschah, und mich nur auf den Stein vor mir konzentrieren. Ich strich mit den Fingerkuppen sanft über den Adamanten und hob ihn mit geschlossenen Augen gen Himmel. Dann verscheuchte ich jegliche Sorgen oder Nöte aus meinen Gedanken und begann die ersten Worte aus dem Buch der Anrufungen des Dr. Dee zu deklamieren:
    » Ol sonf vors g, gohó Iad Balt, lansh calz vonpho…«
    Ich hatte das noch nie getan. Man hatte mir bislang nie gestattet, diese Worte ohne meine Ausbilder zu rezitieren. Sheila hatte mich zwar gedrängt, sie auswendig zu lernen und für eine wichtige Gelegenheit zu speichern, doch die Furcht, die sie in mir auslösten, war bislang immer stärker als die Neugierde gewesen. Zumindest bis zu diesem Tag.
    Ich hätte jedoch nie gedacht, dass, sobald die geheimen Worte aus meiner Kehle kamen, die Welt, die Kirche Santa María, ihr Fußboden mit den Grabsteinen und selbst Artemi Dujok aus meinem Blick verschwinden würden.
    Aber das taten sie. Und wie sie das taten!
    Plötzlich wurde alles schwarz.
    Als ob ein Fremder die Kontrolle über mich übernommen hätte.

52
    ›Irgendetwas ist hier faul.‹
    Nicholas Allen hatte bereits mehrfach erfolglos versucht, die Augen zu öffnen. Er wusste nicht, wo er war. Seine Ohren kamen ihm verstopft vor, er besaß keinen Gleichgewichtssinn mehr und es pochte kräftig in der großen Narbe an seiner Stirn. Wenn man ihn gefragt hätte, in welcher Position er sich befand, hätte er geantwortet: » Es kommt mir vor, als hätte man mich mit dem Kopf nach unten aufgehängt.« Doch schon diese Vorstellung erschien ihm unsinnig. Seine Augen waren nicht die einzigen Körperteile, die ihm nicht zu gehören schienen. Seine Arme und Beine waren stocksteif, im Brustkorb verspürte er einen starken Druck, der ihn nötigte, in kurzen, erschöpfenden Abständen zu atmen. Das Einzige, woran sich sein Gehirn klar und deutlich erinnerte, war das Telefongespräch, das er mit Michael Owen geführt hatte. Dieser hatte ihn über das Verschwinden von Julia Álvarez in Kenntnis gesetzt, als plötzlich die Verbindung abbrach.
    Danach, so Allens Schlussfolgerung, musste er ohnmächtig geworden sein… und zwar zum zweiten Mal in Folge!
    Wenn er sich nicht täuschte, waren das die üblichen Nebenwirkungen einer Sache, die er aus leidiger Erfahrung kannte.
    Übelkeit, Kribbeln, Müdigkeit, Bewusstlosigkeit… Alles passte zusammen.
    » Mr Allen! Mr Allen!« Eine Stimme aus weiter Entfernung riss ihn aus seinen Grübeleien. Die Stimme sprach mangelhaft Englisch und hörte sich an, als käme sie vom anderen Ende eines langen Rohres. » Ich weiß, dass Sie mich hören können… Sie befinden sich auf der Intensivstation im Hospital Nuestra Señora de la Esperanza. Heute ist der, hm, der 1 . November. Ihr Körper weist keine frischen sichtbaren Wunden auf, aber Sie haben mehrere epileptische Anfälle erlitten. Sie sind an ein Bett gefesselt. Ich bitte Sie, versuchen Sie nicht, sich zu bewegen. Wir haben übrigens Ihre Botschaft bereits über Ihren Aufenthalt hier informiert.«
    ›Wenigstens eine gute Nachricht‹, dachte er.
    » Das Ärzteteam geht davon aus, dass Sie außer Gefahr sind. Versuchen Sie, sich auszuruhen, während wir uns bemühen herauszufinden, was diese Störungen bei Ihnen verursacht haben könnte.«
    ›Aber ich weiß es doch!‹, hätte er am liebsten gerufen. ›Das sind Folgen einer hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung!‹
    Doch auch seine Stimmbänder versagten ihren Dienst.
    Diese Ärzte konnten unmöglich wissen, dass ihr Patient einmal freiwillig an einem Geheimprogramm der

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