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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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man seine berühmten Darstellungen der Jünger Christi bewundern. Überall flackerten Votivkerzen und starker Weihrauchgeruch erfüllte die Luft. Doch nichts davon konnte diesen Mann beeindrucken, der geheime Operationen gewohnt war; ihm fiel nur auf, dass die Sicherheitsvorkehrungen an diesem Ort eher harmlos waren. Es gab keine einzige Überwachungskamera, und selbstverständlich keine Spur von bewaffneten Wachleuten oder Metalldetektoren. Allen stand also vor einer Konfrontation mit vertrauensseligen Menschen… Und paradoxerweise beunruhigte ihn gerade das.
    » Alles okay, Nick?«
    Ein leichtes Vibrieren in seinem rechten Ohr bestätigte ihm, dass Martin Faber, der Verantwortliche der Operation, sich von dem Lada-Lieferwagen aus um ihn kümmerte, den sie 200 Meter weiter weg geparkt hatten. Martin war eine Woche zuvor in Jerewan gelandet, um alles vorzubereiten. Er trug bei seiner Ankunft eine Mappe mit sehr präzisen Anweisungen unter dem Arm und besaß einen tadellosen Ruf als » menschlicher Computer«. Nicht dass Allen diese Art Profil beeindruckt hätte– er bevorzugte Praktiker–, aber zumindest wusste er, dass Martin Faber ihn nicht im Stich lassen würde.
    » Alles okay. In der Kathedrale befindet sich kein Mensch«, antwortete er.
    » Bestens. Der Satellit empfängt dich klar und deutlich. Die Thermosensoren orten dich jetzt neben dem Hauptaltar. Stimmt das?«
    » Korrekt.«
    » In Anbetracht der Farbe, die du auf dem Wärmebildschirm zeigst, würde ich sagen, dass du ziemlich nervös bist, oder?«
    Martin Fabers Tonfall klang amüsiert.
    » Verdammt noch mal«, murrte Allen. » Ich bin erhitzt, und hier ist es eiskalt. Das sind nicht die Nerven… Ich werde mir noch mitten im August eine verdammte Lungenentzündung holen!«
    » Schon gut, schon gut. Unser Himmelsauge bestätigt, dass die Luft rein ist.«
    » Außerdem«, bemerkte Allen unpassenderweise, » mag ich keine Kirchen!«
    Er bemühte sich, mit leisen Schritten hinter den Altar zu gehen. Rechter Hand, nachdem er an dem Porträt des Katholikos Gregor der Erleuchter vorübergegangen war, stand er vor dem Raum, den er eigentlich suchte und der das Kathedral-Museum beherbergte.
    » Du musst wissen«, flüsterte Faber, » diese Kathedrale besitzt eine der ältesten Reliquien des Christentums. Schade, dass sie dir nicht gefallen, Nick. Die armenische Kirche ist noch älter als die römische und sie bewahrt einige wirklich wertvolle Stücke.«
    » Was du nicht sagst…«
    » Ich weiß, dass du dich nicht dafür interessierst«, seufzte Faber in die Freisprechanlage, » aber wenn du dich schon eine Weile in diesem Land aufhältst, solltest du wenigstens wissen, dass sein Volk das erste war, das sich im vierten Jahrhundert zum Christentum bekannte und dass sein…«
    » Jetzt halt endlich die Klappe!«, schimpfte Allen plötzlich ins Mikrophon. » Verdammte Scheiße, ich muss mich gerade absolut konzentrieren!«
    » Bist du schon da?«
    Diese Frage irritierte Allen.
    » Ja. Aber du siehst mich doch über den Satelliten, oder nicht?«
    Martin Faber bearbeitete nun schon seit 20 Sekunden die zwei Bildschirme, die die thermographischen Signale des KH - 11 empfingen, mit kleinen Schlägen. Obwohl die NSA den Satelliten zu dieser Uhrzeit genau über ihnen positioniert hatte und sie somit ein hervorragendes Signal zeigen müssten, erschien auf einmal auf beiden Monitoren nur ein weißes Bild.
    » Wir haben wohl irgendein Problem mit der Antenne«, entschuldigte sich Faber. » Ich kann dich nicht sehen.«
    » Macht nichts. Wenn du mich hören kannst, ist das mehr als genug. Die Lage ist ganz ruhig hier.«
    » Einverstanden. Dann sag mir, wo du bist.«
    Allen gehorchte.
    » Ich bin jetzt im Museum…«, begann er zu flüstern. » Anscheinend gibt es hier nicht viele Besucher. Alles ist grau, alt, hässlich…«
    Zwei Sekunden später setzte er seine Beschreibung fort:
    » Jetzt stehe ich vor einer Vitrine. Sie befindet sich in der Mitte des Raumes. In ihr sind aufgeschlagene Bücher sowie Münzen ausgestellt. An den Seiten sehe ich verschiedene… Ich weiß nicht, wie ich sie beschreiben soll, also, ich sehe kleine Kästchen, die an den Wänden hängen.«
    » Das sind Reliquienschreine, Nick«, unterbrach Faber ihn amüsiert. » Geh jetzt zu der Wand rechts von dir. Das, was wir suchen, befindet sich in der Mitte von dieser Wand.«
    » Das Teil hängt an der Wand?«
    » Du wirst es gleich sehen. Du müsstest es nun vor dir haben.«
    » …In der Mitte… vor

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